Der letzte Wunsch
Eindruck auf die Gäste – Crach an Craite hörte auf, laut zu reden, starrte Pavetta schweigend an und vergaß sogar den Bierhumpen. Windhalm von Attre verschlang die Prinzessin ebenfalls mit den Augen und nahm verschiedene Tönungen von Röte an, als würden ihn nur noch ein paar Körnchen in der Sanduhr vom Brautlager trennen. Mit verdächtiger Konzentration studierten auch Gokgokling und die Brüder aus Strept die fein geschnittenen Züge des Mädchens.
»Aha«, sagte Calanthe leise, aufs Sichtlichste von der Wirkung erfreut. »Und was sagst du, Geralt? Das Mädchen kommt nach der Mutter, ohne falsche Bescheidenheit. Sie ist mir ein wenig zu schade für diesen rothaarigen Klotz Crach. Meine ganze Hoffnung ist, dass aus dem Burschen noch einmal etwas von der Klasse Eist Tuirseachs wird. Es ist ja dasselbe Blut. Hörst du, Geralt? Cintra muss sich mit Skellige verbinden, denn das Wohl des Staates erfordert es. Meine Tochter muss sich mit der entsprechenden Person verloben, denn sie ist meine Tochter. Ebendas ist die Wirkung, die du mir garantieren musst.«
»Ich soll das garantieren? Genügt denn, damit es so geschieht, nicht dein Wille, Königin?«
»Die Dinge können sich so entwickeln, dass er nicht genügt.«
»Was kann stärker sein als dein Wille?«
»Die Vorsehung.«
»Aha. Und ich, ein armer Hexer, soll einer Vorsehung die Stirn bieten, die stärker als der Wille der Königin ist. Ein Hexer, der mit der Vorsehung kämpft! Welch eine Ironie.«
»Worin liegt da die Ironie?«
»Genug davon. Königin, es sieht so aus, dass der Dienst, den du verlangst, ans Unmögliche grenzt.«
»Würde er ans Mögliche grenzen«, presste Calanthe hinter lächelnden Lippen hervor, »würde ich selbst damit fertig und bräuchte nicht den berühmten Geralt von Riva. Hör auf, Sprüche zu klopfen. Es lässt sich alles regeln, das ist nur eine Frage des Preises. Verdammt, in deiner Hexer-Preisliste muss ein Preis für etwas stehen, was ans Unmögliche grenzt. Kein kleiner vermutlich. Du garantierst mir die Wirkung, von der ich sprach, und ich gebe dir, was du verlangst.«
»Was sagst du, Königin?«
»Ich gebe, was du verlangst. Ich mag es nicht, wenn ich etwas wiederholen muss. Ich frage mich, Hexer, ob du vor jedem Auftrag, mit dem du dich befasst, den Auftraggeber ebenso zu verprellen versuchst wie mich? Die Zeit verrinnt. Antworte, ja oder nein?«
»Ja.«
»Besser. Besser, Geralt. Deine Antworten kommen dem Ideal schon viel näher, sie ähneln immer mehr dem, was ich erwarte, wenn ich Fragen stelle. Und jetzt streckunauffällig den linken Arm aus und taste die Lehne meines Throns ab.«
Geralt steckte die Hand unter den blau-goldenen Bezug. Fast sofort traf er auf das Schwert, das flach an der mit Saffianleder gepolsterten Lehne befestigt war. Das ihm wohlbekannte Schwert.
»Königin«, sagte er leise, »abgesehen von dem, was ich vorhin über die Tötung von Menschen gesagt habe, ist dir doch offensichtlich klar, dass gegen die Vorsehung kein Schwert ausreicht?«
»Es ist mir klar. Es braucht noch einen Hexer, der das Heft hält. Wie du siehst, habe ich dafür gesorgt.«
»Königin . . .«
»Kein Wort mehr, Geralt. Wir wispern schon zu lange. Man schaut auf uns, und Eist wird allmählich böse. Unterhalte dich eine Weile mit dem Kastellan. Iss etwas, trink. Nur nicht zu viel. Ich will, dass deine Hand sicher ist.«
Er gehorchte. Die Königin schaltete sich in das Gespräch ein, das Eist, Vissegerd und Mäussack unter schweigsamer und schläfriger Beteiligung Pavettas führten. Philodor hatte die Laute weggelegt und holte seinen Rückstand beim Essen auf. Haxo war nicht zu Gesprächen aufgelegt. Der Heerführer mit dem schwer zu behaltenden Namen, dem offensichtlich irgendwo die Angelegenheiten und Probleme Vierhorns zu Ohren gekommen waren, fragte höflich, ob die Stuten gut fohlten. Geralt antwortete, ja, viel besser als die Hengste. Er war sich nicht sicher, ob der Scherz gut aufgenommen wurde. Der Heerführer stellte weiter keine Fragen.
Die Augen Mäussacks suchten noch immer Kontakt mit denen des Hexers, doch die Krümel auf dem Tisch bewegten sich nicht mehr.
Crach an Craite freundete sich immer mehr mit zweien von den Brüdern aus Strept an. Der dritte, jüngste, war schon nicht mehr bei dem Versuch zu gebrauchen, mit dem Tempo Schritt zu halten, das Draig Bon-Dhu beim Trinken vorlegte. Der Skalde schien aus dieser Probe hervorzugehen, ohne im Geringsten zu schwanken.
Die am unteren Ende des
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