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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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wisst, hat es nicht geklappt. Wir hatten schon Ungemach mit dem Vogt. Als wir weniger Korn als sonst abgeliefert haben, wollte er das Maul aufreißen, schrie, drohte. Von dem Teufel haben wir ihm kein Sterbenswörtchen gesagt, denn der Vogt ist gestreng und versteht gar keinen Spaß. Und da sind wir einander über den Weg gelaufen. Haben wir Lille gefragt, ob wir Euch ... anstellen dürfen . . .«
    »Und?«
    »Sie hat durch die Großmutter sagen lassen, dass sie sich Euch erst ansehen muss.«
    »Und das hat sie getan.«
    »Hat sie. Und sie hat Euch anerkannt, wir wissen das, wir können sehen, was Lille anerkennt und was nicht.«
    »Sie hat mit mir kein Wort gesprochen.«
    »Sie hat nie zu jemandem gesprochen, außer der Großmutter. Aber wenn sie Euch nicht anerkannt hätte, wäre sie um keinen Preis in die Stube gekommen.«
    »Hm . . .« Geralt wurde nachdenklich. »Das ist interessant. Eine Seherin, die, statt weiszusagen, schweigt. Wie kommt sie zu euch?«
    »Wir wissen es nicht, Herr Hexer«, murmelte Dhun. »Aber die Älteren erinnern sich, dass es mit der Großmutter genauso war. Die vorhergehende Großmutter hat sich auch ein schweigsames Mädchen genommen, so eins, wo wer weiß woher aufgetaucht ist. Und dieses Mädchen, das ist jetzt unsere Großmutter. Mein Großvater hat gesagt, dass eine Großmutter sich auf solche Weise verjüngt. Dass sie sich wohl einen Monat im Himmel verjüngt und ebendas die neue ist. Lacht nicht . . .«
    »Ich lache nicht.« Geralt schüttelte den Kopf. »Ich habe zu viel gesehen, als dass ich derlei Dinge zum Lachen fände. Ich habe auch nicht vor, meine Nase in Eure Angelegenheiten zu stecken, Herr Dhun. Meine Fragen haben den Zweck, die Verbindung zwischen Lille und dem Teufel herauszufinden. Gewiss habt ihr selber schon bemerkt, dass eine solche Verbindung besteht. Wenn Euch also Eure Seherin am Herzen liegt, kann ich Euch in Bezug auf den Teufel nur eins raten: Ihr müsst ihn liebgewinnen.«
    »Wisst Ihr, Herr«, sagte Brennessl, »das betrifft nicht nur den Teufel. Lille lässt nicht zu, dass irgendwer gekränkt wird. Kein Geschöpf.«
    »Natürlich«, warf Rittersporn ein. »Die Dorfseherinnen stammen aus derselben Wurzel wie die Druiden. Und was ein Druide ist, wenn bei dem eine Bremse Blut saugt, dann wünscht er ihr noch guten Appetit.«
    »Ihr habt es getroffen.« Brennessl lächelte ein wenig. »Habt ins Schwarze getroffen. Dasselbe hatten wir mit den Wildschweinen, wo in den Gemüsebeeten gewühlt haben. Und? Schaut aus dem Fenster: Gemüsebeete wie gemalt. Es hat sich ein Mittel gefunden, Lille weiß nicht einmal, welches. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ihr versteht?«
    »Ich verstehe«, murmelte Geralt. »Gewiss. Aber genug davon. Lille oder nicht, Euer Teufel ist ein Silvan. Ein ungewöhnlich seltenes, aber vernünftiges Geschöpf. Ich werde ihn nicht töten, meine Regel verbietet mir das.«
    »Wenn er vernünftig ist«, ließ Dhun sich vernehmen, »dann bringt ihn zur Vernunft.«
    »In der Tat«, stimmte Brennessl ein. »Wenn der Teufel Vernunft hat, dann stiehlt er also mit Vernunft. Also findet Ihr, Herr Hexer, heraus, worum es ihm eigentlich geht. Er frisst dieses Korn ja nicht auf, jedenfalls nicht so viel. Wozu braucht er also das Korn? Tut er’s uns zum Tort, oder was? Was will er? Ihr findet es heraus und verjagt ihn mit irgendeinem Hexermittel aus der Gegend. Werdet Ihr das tun?«
    »Ich versuch es«, entschied sich Geralt. »Aber . . .«
    »Aber was?«
    »Euer Buch, meine Lieben, ist veraltet. Ihr versteht, was ich meine?«
    »Also eigentlich«, murmelte Dhun, »nicht ganz.«
    »Ich will’s Euch erklären. Also, Herr Dhun, Herr Brennessl, wenn Ihr gedacht habt, meine Hilfe würde Euch einen Groschen oder anderthalb kosten, dann habt Ihr Euch gewaltig geirrt.«

V
    »He!«
    Aus dem Dickicht ertönten Geraschel, ein zorniges »uk-uk« und das Knacken von Hopfenstangen.
    »He!«, wiederholte der Hexer, gut versteckt. »Zeig dich doch, Bocksbein.«
    »Selber Bocksbein.«
    »Wie dann? Teufel?«
    »Selber Teufel.« Der Gehörnte steckte den Kopf aus dem Hanf und bleckte die Zähne. »Was willst du?«
    »Reden.«
    »Du machst Witze, was? Denkst du, ich weiß nicht, was du für einer bist? Die Bauern haben dich angestellt, damit du mich verjagst, was?«
    »Stimmt«, gab Geralt gleichgültigen Tones zu. »Und genau darüber wollte ich mit dir plaudern. Vielleicht, dass wir uns einigen?«
    »Das ist es also«, meckerte der Teufel. »Du

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