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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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würdest mich gern auf billige Weise loswerden, was? Ohne Mühe? Nicht mit mir, bääh! Das Leben, Mensch, ist Kampf. Der Bessere gewinnt. Wenn du bei mir gewinnen willst, dann beweis, dass du der Bessere bist. Statt Gerede ein Wettkampf. Der Sieger bestimmt die Bedingungen. Ich schlage einen Wettlauf vor, von hier bis zur alten Weide auf dem Damm.«
    »Ich weiß weder, wo dieser Damm, noch wo die alte Weide ist.«
    »Wenn du es wüsstest, würde ich keinen Wettlauf vorschlagen. Ich mag Wettkämpfe, aber ich verliere nicht gern.«
    »Ich hab’s gemerkt. Nein, wir werden nicht um die Wette laufen. Es ist heiß heute.«
    »Schade. Vielleicht messen wir uns dann auf andere Weise?« Der Teufel bleckte die gelben Zähne und hob einen ziemlich großen Stein vom Boden auf. »Kennst du das Spiel ›Wer knallt lauter?‹ Ich fange an. Mach die Augen zu.«
    »Ich habe einen anderen Vorschlag.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Du verschwindest ohne Wettkämpfe, Läufe oder Knalle. Von selber, freiwillig.«
    »So einen Vorschlag kannst du a d’yeabl aép arse stecken.« Der Teufel bewies, dass er die Ältere Rede kannte. »Ich werde nicht verschwinden. Mir gefällt es hier.«
    »Aber du hast hier zu viel angestellt. Hast deine Späße übertrieben.«
    »Einen Dyvvelsjÿt gehen dich meine Späße an.« Der Teufel beherrschte also auch die Zwergensprache. »Und dein Vorschlag ist auch bloß einen Dyvvelsjÿt wert. Ich werde nirgendshin verschwinden. Es sei denn, du besiegst mich in irgendeinem Spiel. Soll ich dir eine Chance geben? Wir spielen Rätselraten, wenn du keine Kraftspiele magst. Ich geb dir jetzt ein Rätsel auf, wenn du es errätst, hast du gewonnen, und ich verschwinde. Wenn du’s nicht errätst, bleibe ich, und du verschwindest. Streng dich an, denn das Rätsel ist nicht leicht.«
    Ehe Geralt protestieren konnte, meckerte der Teufel, stampfte mit den Hufen, peitschte mit dem Schwanz über den Boden und sprach:
    »Hat rosige Blättchen und schön volle Schoten,
    Wächst unweit des Flüsschens im lehmigen Boden,
    Am länglichen Stengel die Blüte gefleckt,
    Der Kater frisst’s auf, sobald er’s entdeckt.
    Na, was ist das? Rate.«
    »Keine Ahnung«, gestand der Hexer gelangweilt, ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen. » Vielleicht eine Platterbse?«
    »Falsch. Du hast verloren.«
    »Und wie heißt die richtige Lösung? Was hat ... hm ... gefleckte Stengel?«
    »Kohl.«
    »Hör mal«, blaffte Geralt. »Allmählich gehst du mir auf die Nerven.«
    »Ich hab dich gewarnt« – der Teufel lachte auf –, »dass das Rätsel nicht leicht ist. Schwer. Ich hab gewonnen, ich bleibe. Und du gehst weg. Gehab dich wohl.«
    »Noch einen Augenblick.« Der Hexer steckte verstohlen die Hand in die Tasche. »Und mein Rätsel? Ich habe doch wohl ein Recht auf Revanche?«
    »Nein«, protestierte der Teufel. »Wieso denn? Es könnte ja sein, dass ich’s nicht rate. Hältst du mich für dämlich?«
    »Nein.« Geralt schüttelte den Kopf. »Ich halte dich für einen boshaften, eingebildeten Tölpel. Jetzt werden wir uns mit einem ganz neuen Spiel vergnügen, das du noch nicht kennst.«
    »Ha! Wie das? Was ist das für ein Spiel?«
    »Das Spiel heißt«, sagte der Hexer langsam, »›Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu‹. Du brauchst nicht die Augen zu schließen.«
    Geralt krümmte sich mit einer blitzartigen Bewegung, die zollgroße Eisenkugel pfiff scharf durch die Luft und krachte dem Teufel genau zwischen die Hörner. Das Geschöpf fiel um wie vom Blitz getroffen. Mit einem langen Satz sprang Geralt zwischen die Stangen und packte es am behaarten Bein. Der Silvan meckerte und schlug aus, der Hexer barg den Kopf hinter der Schulter, und doch dröhnte es ihm in den Ohren, denn trotz seiner kleinen Statur trat der Teufel mit der Kraft eines bösartigen Maultiers. Geralt versuchte, die stoßende Klaue zu packen, doch es gelang ihm nicht. Der Gehörnte begann zu zittern, mit den Händen auf den Erdboden zu schlagen, und er traf ihn abermals, mitten auf die Stirn. Der Hexer fluchte, er fühlte, wie das Bein des Teufels seinen Fingern entglitt. Voneinander getrennt, zogen sich beide nach verschiedenen Seiten zurück, stießen dabei krachend Stangen um und verstrickten sich in den Hanfranken.
    Der Teufel riss sich als Erster los und stürmte vor, den gehörnten Kopf gesenkt. Doch auch Geralt stand schon sicher auf den Füßen und wich dem Angriff mühelos aus, packte das Wesen an einem Horn, riss es mit

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