Der letzte Wunsch
.«
Rittersporn stöhnte nur leise. Geralt hatte genug. Er spannte sich an und wälzte sich auf den Rücken.
In der Mitte einer Lichtung stand der Teufel, der, wie Geralt schon wusste, den sonderbaren Namen Torque trug. Er war damit beschäftigt, Säcke, Beutel und Satteltaschen auf die Pferde zu laden. Dabei half ihm ein feingliedriger, hochgewachsener Mann, der nur Galarr sein konnte. Als er hörte, dass sich der Hexer bewegte, wandte er sich um. Seine Haare waren schwarz mit einem ausgeprägt tiefblauen Schimmer. Er hatte scharfe Gesichtszüge und große, funkelnde Augen. Und spitz zulaufende Ohren.
Galarr war ein Elf. Ein Elf aus den Bergen. Ein reinblütiger Aén Seidhe, ein Vertreter des Älteren Volkes.
Galarr war nicht der einzige Elf im Blickfeld. Am Rande der Lichtung saßen noch sechs weitere. Einer von ihnen war dabei, Rittersporns Satteltaschen auszuräumen, der andere klimperte auf der Laute des Troubadours. Die Übrigen, rings um einen aufgebundenen Sack versammelt, futterten mit vollen Händen Rüben und rohe Möhren.
»Vanadáin, Toruviel«, sagte Galarr und wies mit einer Kopfbewegung zu den Gefangenen. »Vedrái! Enn’le!«
Torque sprang auf und begann zu meckern. »Nein, Galarr! Nein! Filavandrel hat’s verboten! Hast du das vergessen?«
»Nein, hab ich nicht.« Galarr warf zwei zusammengebundene Säcke über den Rücken eines Pferdes. »Aber man muss nachsehen, ob sie nicht etwa die Fesseln gelöst haben.«
»Was wollt ihr von uns?«, stöhnte der Troubadour, während einer von den Elfen kniend die Knoten prüfte. »Warum fesselt ihr uns? Worum geht es euch? Ich bin Rittersporn, ein Dich . . .«
Geralt hörte einen Schlag. Er drehte sich herum, wandte den Kopf.
Die über Rittersporn stehende Elfe hatte schwarze Augen und rabenschwarzes Haar, das ihr üppig auf die Schultern fiel, nur an den Schläfen zu zwei dünnen Zöpfen geflochten. Sie trug eine kurze Lederweste über einem weiten Hemd aus grünem Satin und enganliegende Woll-Beinkleider, die in Reitstiefeln steckten. Um die Hüften hatte sie ein buntes Tuch geschlungen, das bis zur Mitte der Oberschenkel reichte.
»Que glosse?«, fragte sie, während sie den Hexer ansah und mit dem Griff eines langen Stiletts im Gürtel spielte. »Que l’en pavienn, ell’ea?«
»Nell’ea«, verneinte er. »T’en pavienn, Aén Seidhe.«
»Hast du gehört?« Die Elfe wandte sich zu ihrem Gefährten, einem hochgewachsenen Seidhe, der, statt sich mit der Überprüfung von Knoten abzugeben, mit gleichgültigem Ausdruck seines länglichen Gesichts auf Rittersporns Laute klimperte. »Hast du gehört, Vanadáin? Der Affenmensch kann sprechen! Er kann sogar dreist sein!«
Der Seidhe zuckte mit den Achseln. Die Federn, die seine Jacke schmückten, raschelten. »Ein Grund mehr, ihn zu knebeln, Toruviel.«
Die Elfe beugte sich über Geralt. Sie hatte lange Wimpern, einen unnatürlich blassen Teint und aufgedunsene, gerissene Lippen. Sie trug eine lange Halskette aus geschnitzten Stücken von Goldbirke, auf einen dünnen Riemen gezogen und mehrfach um den Hals geschlungen.
»Na, sag doch noch was, Affenmensch«, zischte sie. »Wir werden sehen, wozu deine ans Bellen gewohnte Kehle taugt.«
»Was denn, brauchst du einen Vorwand« – der Hexer wälzte sich mit Mühe auf den Rücken und spuckte Sand aus –, »um einen Gefesselten zu schlagen? Schlag ohne Vorwand, ich habe ja gesehen, dass es dir Spaß macht. Verschaff dir Erleichterung.«
Die Elfe richtete sich auf.
»An dir habe ich mir schon Erleichterung verschafft, und zwar, als du die Hände frei hattest«, sagte sie. »Ich war es, die dich niedergeritten und dir eins auf den Kopf gegeben hat. Du sollst wissen, dass ich es auch sein werde, die Schluss mit dir macht, wenn es so weit ist.«
Er antwortete nicht.
»Am liebsten würde ich dich aus der Nähe abstechen und dir dabei in die Augen sehen«, fuhr die Elfe fort. »Aber du stinkst fürchterlich, Mensch. Ich werde dich mit dem Bogen erschießen.«
»Wie du willst.« Der Hexer zuckte mit den Achseln, so weit es die Fesseln erlaubten. »Du wirst tun, was du willst, edle Aén Seidhe. Ein gefesseltes und unbewegliches Ziel solltest du treffen können.«
Die Elfe stand breitbeinig vor ihm, beugte sich herab, ließ die Zähne blitzen.
»Sollte ich«, zischte sie. »Ich treffe, was ich will. Aber du kannst sicher sein, dass du nicht am ersten Pfeil stirbst. Auch nicht am zweiten. Ich werde dafür sorgen, dass du spürst, wie du
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