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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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über Teufel sagt. Diesmal möchte ich es sehr gern hören, so ich zu wissen trachte, welches Mittel Ihr gegen ihn angewandt habt.«
    »Pass auf, Geralt«, kicherte Rittersporn. »Du fängst an, in dem Jargon zu reden. Diese Manier steckt an.«
    Die Großmutter wurde mit Mühe ihrer zitternden Hände Herr und blätterte etliche Seiten weiter. Der Hexer und der Dichter beugten sich über den Tisch. In der Tat, auf der Zeichnung prangte der Kugelwerfer, mit Hörnern, Haaren, Schwanz und boshaftem Grinsen.
    »Der Teufel«, rezitierte die Großmutter. »Auch Bocksbein oder Silvan genannt. Für Habe und Vieh von gar großem Schaden und Ärgernis. Willst du ihn vom Lande vertreiben, tu also.«
    »Na, na«, murmelte Rittersporn.
    »Nimm von Nüssen eine Handvoll«, fuhr die Großmutter fort und fuhr dabei mit dem Finger übers Pergament. »Nimm desgleichen von eisernen Kugeln eine andere Handvoll. Von Honig ein Lägel, von Teer ein anderes. Von grauer Seife ein Fässchen, von Quark ein anderes. Wo der Teufel sitzet, dahin geh des Nachts. Und fang an, Nüsse zu essen. Sogleich wird der Teufel, so schmackhafte Speise liebet, herbeikommen und fragen, ob es wohl schmecke. Dann gib ihm die eisernen Kugeln . . .«
    »Verdammt sollt ihr sein«, knurrte Rittersporn. »Dass euch doch gleich . . .«
    »Still«, sagte Geralt. »Also, Großmutter. Weiter.«
    »Hat er sich die Zähne ausgebrochen, wird der Teufel, so er dich Honig essen siehet, auch nach Honig verlangen. Dann gib nämlichem Teufel den Teer, du aber iss den Quark. So du alsbald vernimmst, wie es dem Teufel inwendig knurret und murret, so tu, wie wenn das nichts sei. Will aber der Teufel Quark, so gib ihm die Seife. Nach der Seife indes wird der Teufel nicht an sich halten können . . .«
    »Seid ihr bis zur Seife gekommen?«, unterbrach Geralt sie mit steinerner Miene, zu Dhun und Brennessl gewandt.
    »Woher denn«, seufzte Brennessl. »Nicht mal richtig bis zu den Kugeln. Och, Herr, hat der’s uns gegeben, wie er auf eine Kugel gebissen hat . . .«
    »Und wer hat euch geheißen«, fragte Rittersporn wütend, »ihm so viel Kugeln zu geben? Steht doch im Buche, nur eine Handvoll. Ihr aber habt ihm von nämlichen Kugeln einen ganzen Sack voll gegeben! Habt ihn für gut zwei Jahr mit Munition versorget, ihr Dummköpfe!«
    »Pass auf«, bemerkte der Hexer lächelnd. »Du verfällst in den Jargon. Das steckt an.«
    »Danke.«
    Geralt hob ruckartig den Kopf, schaute dem neben der Großmutter stehenden Mädchen in die Augen. Lille senkte ihre Augen nicht; sie waren klar und von einem irren Blau.
    »Warum bringt ihr dem Teufel Opfer in Form von Korn dar?«, fragte er scharf. »Man sieht doch, dass er ein typischer Pflanzenfresser ist.«
    Lille antwortete nicht.
    »Ich habe dich etwas gefragt, Mädchen. Hab keine Angst, vom Reden mit mir kriegt man keine Krätze.«
    »Stellt ihr keine Fragen, Herr«, meldete sich Brennessl mit hörbarem Unbehagen in der Stimme. »Lille ... Sie ist ... seltsam. Sie wird Euch nicht antworten, nötigt sie nicht.«
    Geralt schaute noch immer in Lilles Augen, und Lille hatte sie noch immer nicht gesenkt. Er spürte, wie ihm ein Schauder über den Rücken lief, den Hals hinauf kroch.
    »Warum seid ihr nicht mit Dreschflegeln und Mistgabeln gegen den Teufel gezogen?«, fragte er mit erhobener Stimme. »Warum habt ihr ihm keine Fallen gestellt? Wenn ihr nur gewollt hättet, würde sein Ziegenschädel schon als Vogelscheuche auf einer Stange stecken. Mich habt ihr gewarnt, dass ich ja nicht versuchen soll, ihn zu töten. Warum? Du hast es ihnen verboten, nicht wahr, Lille?«
    Dhun stand auf. Sein Kopf reichte fast bis zur Decke. »Geh raus, Mädchen«, knurrte er. »Nimm die Großmutter und geh.«
    »Wer ist das, Herr Dhun?«, fuhr der Hexer fort, als sich die Tür hinter der Großmutter und Lille geschlossen hatte. »Wer ist dieses Mädchen? Warum genießt sie bei Euch mehr Achtung als dieses verdammte Buch?«
    »Das geht Euch nichts an.« Dhun schaute ihn an, doch es lag keine Freundschaft in seinem Blick. »Bei euch in den Städten verfolgt ihr weise Frauen, bei euch errichtet ihr Scheiterhaufen. Bei uns hat es so was nicht gegeben und wird es auch nicht geben.«
    »Ihr habt mich nicht verstanden«, sagte der Hexer kühl.
    »Weil ich’s gar nicht versucht hab«, knurrte Dhun.
    »Das hab ich gemerkt«, zischte Geralt, auch nicht um einen freundlichen Ton bemüht. »Aber eine grundlegende Sache solltet Ihr zu verstehen geruhen, Herr Dhun. Uns

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