Der letzte Wunsch
einem heftigen Ruck zu Boden und drückte es mit den Knien nieder. Der Teufel meckerte und spuckte ihm direkt in die Augen, und das auf eine Art, der sich ein Kamel nicht geschämt hätte. Der Hexer wich instinktiv zurück, ohne jedoch die Hörner loszulassen. Der Silvan versuchte den Kopf hin und her zu werfen, trat mit beiden Hufen gleichzeitig zu und – was am seltsamsten war – traf mit beiden. Geralt fluchte gemein, lockerte aber nicht den Griff. Er riss den Teufel vom Boden hoch, drückte ihn gegen die knackenden Stangen und trat mit ganzer Kraft gegen das haarige Knie, worauf er sich herabbeugte und ihm ins Ohr spuckte. Der Teufel heulte auf und biss die stumpfen Zähne aufeinander.
»Was du nicht willst, dass man dir tu«, keuchte der Hexer, »das füg auch keinem andern zu. Wollen wir weiterspielen ?«
»Blebleblääh!!!« Der Teufel kollerte, schrie und spuckte wütend, doch Geralt hielt ihn fest bei den Hörnern und drückte den Kopf nach unten, so dass die Spucke auf die eigenen Klauen des Teufels traf, auf den bebenden Erdboden, die aufgewirbelten Wolken von Staub und Unkraut.
Die nächsten paar Minuten vergingen mit heftigem Gerangel, dem Austausch von Beleidigungen und Tritten. Wenn Geralt überhaupt Grund zur Freude hatte, dann darüber, dass niemand ihn sah, denn der Anblick war wirklich lächerlich.
Der Schwung des nächsten Fußtritts trennte die beiden Kämpfenden und schleuderte sie nach verschiedenen Seiten ins Hanfdickicht. Wieder kam der Teufel dem Hexer zuvor – er sprang auf und wandte sich zur Flucht, sichtlich hinkend. Geralt holte Luft, wischte sich übers Gesicht und setzte ihm nach. Sie schlugen sich durch den Hanf, kamen ins Hopfenfeld. Der Hexer hörte den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes. Einen Klang, den er erwartet hatte.
»Hierher, Rittersporn! Hierher!«, schrie er. »Im Hopfen!«
Plötzlich erblickte er die Brust des Reittiers unmittelbar vor sich, und im nächsten Moment wurde er umgeritten. Er prallte von dem Pferd ab wie von einer Felswand und stürzte hin, vom Aufprall am Boden wurde ihm schwarz vor Augen. Dennoch gelang es ihm, sich zur Seite zu werfen, hinter die Hopfenstangen, weg von den Hufen des Pferdes. Er sprang behände auf, doch in diesem Augenblick ritt ihn der zweite Reiter nieder. Und dann stürzte sich plötzlich jemand auf ihn, presste ihn zu Boden.
Gleich darauf gab es einen Blitz und einen durchdringenden Schmerz im Hinterkopf.
Und Finsternis.
VI
Er hatte Sand im Mund. Als er ihn ausspucken wollte, stellte er fest, dass er mit dem Gesicht auf der Erde lag. Als er sich bewegen wollte, stellte er fest, dass er gefesselt war. Er hob ein wenig den Kopf. Er hörte Stimmen.
Er lag auf Waldstreu, neben einem Kiefernstamm. An die zwanzig Schritt entfernt standen ein paar abgesattelte Pferde. Er sah sie durch gefiedertes Farnkraut hindurch, undeutlich, doch eins von diesen Pferden war zweifellos Rittersporns Fuchsstute.
»Drei Säcke Mais«, hörte er. »Tüchtig, Torque. Du hast es gut gemacht.«
»Das ist noch nicht alles«, sagte eine meckernde Stimme, die nur dem Teufel-Silvan gehören konnte. »Sieh dir das an, Galarr. Sieht aus wie Bohnen, aber ganz weiß. Und so groß! Und das da heißt Raps. Sie machen Öl daraus.«
Geralt presste die Lider fest zusammen und öffnete sie wieder. Nein, es war kein Traum. Der Teufel und Galarr, wer immer das sein mochte, bedienten sich der Älteren Rede, der Sprache der Elfen. Für »Mais«, »Bohnen« und »Raps« benutzten sie jedoch die Worte der Gemeinsprache.
»Und das? Was ist das?«, fragte der namens Galarr.
»Leinsamen. Flachs, verstehst du? Hemden werden aus Flachs gemacht. Das ist viel billiger als Seide und haltbarer. Die Verarbeitung, glaube ich, ist ziemlich kompliziert, aber ich kriege es schon heraus.«
»Hauptsache, dieser Flachs gedeiht, dass er uns nicht wie die Rüben eingeht«, beklagte sich Galarr, noch immer in dem sonderbaren Kauderwelsch. »Kümmere dich um neue Rübensetzlinge, Torque.«
»Keine Angst«, meckerte der Teufel. »Das ist hier kein Problem, hier wächst alles wie verrückt. Ich beschaffe euch welche, keine Angst.«
»Und noch etwas«, sagte Galarr. »Finde endlich heraus, was es mit dieser Dreifelderwirtschaft auf sich hat.«
Der Hexer hob vorsichtig den Kopf an und versuchte sich umzudrehen.
»Geralt . . .«, hörte er jemanden flüstern. »Bist du zu dir gekommen?«
»Rittersporn«, flüsterte er zurück. »Wo sind wir ... Was ist mit uns . .
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