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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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denn deinen Besuch abstatten?« warf Lucius ärgerlich ein.
    »Im Gefängnis der Zitadelle«, antwortete ich ruhig. »Wenn er jetzt nicht mehr da ist, dann weiß ich nichts davon.«
    »Ketzer und Lügner!« rief Lucius aus und setzte sich aufrecht hin, eine plötzliche Röte überzog seine mageren Wangen. »Du hast dafür gesorgt, daß er Geld erhalten hat, das in einem Buch versteckt war! Du hast ihm diese Bücher geschickt, damit er seine Wärter bestechen und schließlich entkommen konnte!«
    »Was?« fragte ich und starrte ihn an.
    Der Notar hüstelte und sah auf seine Notizen. »Der Gefangene erbat für den falschen Bischof einige Evangelien; der vortreffliche Palladios gab dieser frommen Bitte nach und schrieb eine Bestätigung aus, in der dem Gefangenen die Bücher gewährt wurden.«
    »Ja, ich habe um einige Bücher für Erzbischof Petrus gebeten, aber…«
    »Er gesteht es!« rief Lucius triumphierend aus.
    »… aber Petrus hatte mich selbst darum gebeten; ich dachte, er wollte ganz einfach etwas zu lesen. Ich weiß nichts weiter davon. Ich habe sie ihm nicht gebracht, ich habe seine Bitte nur an seine Freunde weitergegeben.«
    »Welche Freunde?« fragte der Präfekt geduldig.
    Ich zögerte, dann nannte ich die Namen einer Reihe reicher Laien, die die Kirche unterstützt hatten, von den Gerichten jedoch nicht belästigt worden waren.
    Der Präfekt schüttelte den Kopf. »Wo befindet sich der Dekan Theophilos?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Ich dachte, er sei aus der Stadt geflohen.«
    »Junger Mann«, sagte der Präfekt feierlich und stellte seinen Weinbecher ab, »das führt zu nichts. Wir haben von deiner Forderung gehört, aufgrund deiner vornehmen Geburt von der Folter befreit zu werden, doch die Stellung eines jeden Eunuchen ist höchst fragwürdig. Irgendwann einmal mußt du ein Sklave gewesen sein. Ich werde nicht zögern, dich auf die Streckbank zu spannen, falls du dich weigerst, mit uns zusammenzuarbeiten und uns alles zu erzählen, was du weißt.«
    »Ich weiß überhaupt nichts«, erwiderte ich und fror plötzlich.
    »Ich bin nur ein Arzt.«
    »Und ein fanatischer Anhänger des Athanasios!« rief Lucius heftig. »Laßt ihn auspeitschen, dann werden wir sehen, ob er immer noch schweigt! Es bringt nichts, mit diesen Leuten vernünftig reden zu wollen!«
    Plötzlich schwang die Tür auf und hereinspaziert kam der Agent Athanaric, gefolgt von einem nervösen Schreiber.
    »Vortrefflicher«, sagte er und nickte dem Präfekten zu. »Heiligkeit«, ein Nicken in Richtung von Lucius. Und: »Ich grüße dich, Chariton!« zu mir. Wir sahen uns einen Augenblick lang an, dann wandte sich Athanaric wieder dem Präfekten zu. »Vortrefflicher, ich hoffe, du wirst mir verzeihen, wenn ich mich einmische, aber ich habe ein Interesse an diesem Gefangenen. Darf ich mich dazusetzen?«
    Der Präfekt nickte, und Athanaric ließ sich auf der nächstgelegenen Ruhebank nieder, wobei er sich auf das äußerste Ende setzte, um genügend Bewegungsfreiheit für sein Schwert zu haben.
    »Ich wußte gar nicht, daß du in Alexandria bist«, sagte ich. Es sollte sich nicht wie eine Anklage anhören, aber es klang doch so.
    »Oh, ich habe dem vortrefflichen Präfekten eine Botschaft überbracht«, meinte Athanaric leichthin. »Bist du in diese Fluchtgeschichte verwickelt?«
    »Ich war der Arzt von Erzbischof Petrus«, sagte ich, froh darüber, meinen Standpunkt genau darlegen zu können.
    »Während er im Gefängnis saß, bin ich zu ihm gegangen, um ihn zu untersuchen. Aber ich hatte nichts damit zu tun, Geld zu ihm hineinzuschmuggeln. Ich habe ihm lediglich etwas klare Brühe verordnet und seine Bitte nach einigen Evangelien weitergegeben.«
    »Nun, da siehst du es ja!« sagte Athanaric an den Präfekten gewandt. »Gibt es irgendwelche Beweise dafür, daß er diese Bücher selbst hineingeschmuggelt hat?«
    Sämtliche Anwesenden sahen Athanaric ziemlich verwundert an. Am meisten verwundert aber war ich. Ich dachte, er sei gekommen, um gegen mich auszusagen, um dem Präfekten davon zu berichten, daß ich seine Bestechungsversuche zurückgewiesen hatte. Statt dessen schien er sich dazu entschlossen zu haben, mich zu verteidigen. Der Präfekt Palladios machte plötzlich einen etwas weniger selbstsicheren Eindruck.
    »Er ist einer dieser verdammten Fanatiker«, warf Lucius ein.
    »Er würde alles tun, um die Partei der Ketzer zu unterstützen.«
    Athanaric schnaubte verächtlich. »Er ist ein Fanatiker, ganz recht. Seine Wahrheit

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