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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Weise zu reinigen, sollte er ihn töten, wie er eine Schlange töten würde.« Xanthos zuckte zusammen. »Du nichtswürdiger Kastrat! Du und dein Bücherwissen! Glaubst du denn…«
    »Ruhe!« fuhr Sebastianus dazwischen; Xanthos schwieg und starrte ihn an. Sebastianus seufzte und warf mir einen Blick zu.
    »Nun«, sagte er. »Da bist du aber in ein Hornissennest getreten, wie?«
    Ich verbeugte mich leicht. »Du wolltest, daß ich das Hospital von Grund auf reorganisiere, Vorzüglicher.«
    Sebastianus lachte. »Oh, unsterbliche Götter! Das wollte ich allerdings. Aber ich dachte, du könntest es tun, ohne deinen Kollegen dabei gleich an die Kehle zu gehen. Und ich kapiere nicht, warum du mir einen solchen aufgebrachten Brief deswegen schreiben mußtest. Ich dachte, ich hätte dir bereits alle notwendigen Vollmachten gegeben.«
    »Im Augenblick, erlauchter Sebastianus, erstreckt sich meine Autorität nicht sehr weit. Ich kann nicht einmal eine Behandlungsmethode vorschlagen und dafür sorgen, daß man sich daran hält.«
    Xanthos war außer sich. »Vortrefflicher!« protestierte er. »Ich habe mein ganzes Leben lang Medizin praktiziert! Ich weiß nicht, warum es dieser… dieser Kreatur erlaubt sein sollte, alle Traditionen und Vorgehensweisen, die wir seit jeher benutzt haben, über den Haufen zu werfen, nur weil er irgendwelche Dinge in irgendwelchen Büchern gelesen hat!«
    Valerius nickte. »In der Tat, ich glaube, der vortreffliche Sebastianus ist vorschnell. Laß Chariton doch seine Patienten auf seine Weise behandeln, und laß Xanthos damit fortfahren, seine Patienten auf die althergebrachte Weise zu behandeln. Auf diese Weise können wir die Vorteile beider Methoden gegeneinander abwägen.«
    »Xanthos’ Methode hat keine Vorteile«, rief ich wütend.
    »Wenn ich nur einen halben Solidus für jeden Patienten bekäme, den er und sein Vater getötet haben, könnte ich ganz Novidunum aufkaufen! Und er benutzt seine Schlachtermethoden hinter meinem Rücken und sogar bei meinen Patienten. Ich werde das nicht zulassen; es ist eine Schande für die Tradition des Hippokrates!«
    Sebastianus sah mich an und lachte. »Zügle deinen Ärger!« meinte er. »Sehr schön, du sollst haben, was du verlangst. Es tut mir leid, Valerius, aber ich habe Chariton die Verantwortung für das Hospital übertragen, und dabei muß es bleiben. Was nützt es denn, erfahrene und gutausgebildete Leute herzuholen, wenn man nicht auf ihren Ratschlag hört? Die Schule des Hippokrates in Alexandria ist die beste auf der ganzen Welt, und was man dort lehrt, hat mehr Gewicht als die alten Methoden, die man hier anwendet. Mir gefallen diese Vorschläge hier, Chariton.« Er nahm meinen Brief vom Schreibpult und wedelte uns damit zu. »Vor allem die Vereinbarungen wegen der Pfleger. Ich möchte nicht, daß mehr Männer als irgend nötig der Pest ausgesetzt sind. Flußaufwärts zu ziehen und mit den Soldaten zu sprechen ist ein weiterer ausgezeichneter Plan. Ich werde dafür sorgen, daß du ein Pferd bekommst, dann kannst du noch in diesem Winter damit anfangen.«
    Triumph! Sieg! Ich hätte beinahe laut losgebrüllt, aber ich strahlte Sebastianus nur erleichtert an. »Danke dir, Vorzüglicher. Ich habe allerdings noch eine Bitte.«
    Sebastianus seufzte, dann warf er Valerius und Xanthos einen nachdenklichen Blick zu. »Wenn es denn sein muß. Obwohl so etwas meistens ebenso viele Probleme verursacht, wie es löst.«
    »Ich kann es auf keinen Fall mehr dulden, daß sich jemand in die Behandlung meiner Patienten einmischt.«
    Sebastianus nickte ergeben. »In Ordnung. Xanthos, du und deine Kollegen sollen dem höchstgeschätzten Chariton gehorchen und allen seinen Anweisungen in bezug auf das Zur-Ader-Lassen und das Verabreichen starker Arzneimittel unbedingt Folge leisten.«
    Xanthos wurde abwechselnd rot und blaß. »Das werde ich nicht«, preßte er zwischen den Zähnen hervor.
    »Dann enthebe ich dich deines Postens«, entgegnete Sebastianus ungerührt. Xanthos atmete schwer und versuchte vergeblich, etwas zu erwidern.
    »Wenn du willst, kannst du noch einmal darüber nachdenken. Ich lasse dir Zeit bis morgen früh, um dir darüber klarzuwerden«, bot ihm Sebastianus an. »Aber entweder folgst du Charitons Anweisungen, oder du scheidest aus der Armee aus; ich lasse dir keine andere Wahl. Und was ist mit dir, Bursche – wie heißt du?«
    »Arbetio, Erlauchter«, antwortete Arbetio eifrig. »Ein Legionärssklave. Ich werde mich glücklich schätzen,

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