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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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merken müssen, daß du zu hübsch für einen Eunuchen bist. Schöne große Augen.« Er schnaubte verächtlich. »Du wirst mir alles zahlen, was du von den Goten bekommst.« Bei diesen Worten wurde seine Stimme hart. »Du wirst mir meinen Posten zurückgeben. Und du wirst mit mir schlafen.«
    »Nein.«
    »Doch. Was würdest du tun, wenn ich dich jetzt gleich an Ort und Stelle nehmen würde? Schreien? Dann wissen es alle. Selbst wenn ich dich nicht töte: Sie werden dich in diesem Zustand finden, und das ganze Lager wird wissen, daß du eine Frau bist. Das wäre dein Ende, nicht wahr?« Er lachte. »Bei den Göttern, das hätte ich mir niemals träumen lassen. Die beste Möglichkeit, mit dir abzurechnen!« Er schob seine Hand zwischen meine Oberschenkel.
    Vielleicht hätte ich ihm gut zureden sollen. Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, daß ich von vornehmer Geburt sei und er fürchterlich würde büßen müssen, falls man die Vergewaltigung entdeckte: Jemand, der einer Frau aus vornehmem Hause mit Gewalt ihre Keuschheit nahm, wurde für gewöhnlich bei lebendigem Leibe verbrannt. Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, daß ich die Schwester des Statthalters war und daß er sich ausmalen könne, was einem Mann passierte, der die Schwester des Statthalters vergewaltigte. Aber ich war in jenem Augenblick gar nicht mehr sicher, ob ich ihm überhaupt gut zureden oder ob ich ihn ganz einfach tot sehen wollte. Ich konnte es nicht ertragen, daß er mich anfaßte. Als Xanthos sich bewegte, tat ich es ebenfalls. Ich warf ihm meine Tunika über den Kopf, so daß das Messer sich in den Falten des Stoffes verfing; dann stellte ich ihm ein Bein und stieß ihm meine Faust ins Gesicht. Die Verzweiflung machte mich stark, und vor lauter Schadenfreude und Begierde war er unachtsam geworden: Er fiel hintenüber und krachte mit einem dumpfen Aufprall auf den Fußboden. Ich versetzte ihm einen Fußtritt in die Leisten, dann riß ich die Tunika von ihm weg und zog das Messer, das zwischen den Falten steckte, heraus. Er kam mühsam auf die Knie und stöhnte vor Schmerzen – obwohl der Tritt mit dem nackten Fuß ihn nicht wirklich hatte verletzen können. Er sah mit dem mir so vertrauten haßerfüllten Blick aus seinen Basiliskenaugen zu mir auf und fing an, sich aufzurappeln. Ich sprang auf ihn zu und schlug ihn erneut nieder. Dann stieß ich ihm das Messer in die Seite, genau unter die Achsel, erwischte die in den Arm führende Hauptschlagader, drehte das Messer leicht in der Wunde und zog es heraus. Xanthos schrie, und sein Blut bespritzte mich; ich sprang zurück. Er fiel auf sein Gesicht, das Blut schoß heraus, Pulsschlag um Pulsschlag. Dann lief es langsamer. Ich stand da, am ganzen Körper zitternd, völlig nackt, und hielt das Messer krampfhaft in beiden Händen.
    Jemand hämmerte gegen die Tür. »Herr!« kam Raedagundas Stimme, dann diejenige von Sueridus, der ebenfalls:
    »Herr!« schrie.
    »Ja«, antwortete ich ausdruckslos. Sie hörten damit auf, gegen die Tür zu hämmern, und fragten, was passiert sei, ob ich verletzt sei? Ich mußte mich anziehen. Ich ergriff meine Tunika, aber sie war blutdurchtränkt. Das Blut war überall: Ich war von oben bis unten besudelt. Ich stieg in die Badewanne und spülte mich ein wenig ab, dann hüllte ich mich in meinen Umhang. Ich raffte ihn vor meiner Brust zusammen und öffnete die Tür.
    Sueridus und Raedagunda stürzten herein. Sie erblickten den Leichnam, und Raedagunda schrie.
    »Er hatte sich hier drin versteckt«, sagte ich. »Er wollte mich töten. Er hatte sich hinter den Amphoren versteckt.«
    In den Augen des Lagers war ich ein Held. Ich war von der Anklage des Zaubers freigesprochen worden und hatte mich großmütig für meinen Ankläger eingesetzt. Xanthos hatte mich gehaßt; Xanthos war aus Tomis zurückgekehrt und hatte lauthals Drohungen gegen mich ausgestoßen; und das Schlimmste von allem: Xanthos hatte mich nicht offen angegriffen, sondern mir feige im Hinterhalt aufgelauert. Ich hatte ihm tapfer das Messer aus den Händen gewunden und ihn getötet. Selbst Valerius war beeindruckt. Sebastianus, der die Neuigkeit ebenfalls vernommen hatte, schrieb mir einen Brief, in dem er mich beglückwünschte und mich damit neckte, den berühmten Helden Agamemnon ausgestochen zu haben, dem es im Gegensatz zu mir nicht gelungen war, seinem letzten, tödlichen Bad zu entrinnen. Xanthos hatte, darin stimmten alle überein, bekommen, was er verdiente.
    Vielleicht hatte er das

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