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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ihre zerlumpten gotischen Hosen: Man konnte ihre Rippen einzeln zählen. Sie sahen ungesund aus, so als hätten sie lange Zeit Hunger gelitten und ein entbehrungsreiches Leben geführt. Ich erinnerte mich an die Lager am anderen Flußufer. Aber die Kinder dort hatten doch einen eindeutig gesünderen Eindruck gemacht als diese hier. Dabei kamen diese Kinder aus Mösien, wo die Zustände eigentlich besser sein sollten. Als der Sklavenhändler mit mir zusammen den überfüllten Raum betrat, blickten uns die Kinder hoffnungsvoll an; ein oder zwei lächelten ängstlich. Es war sehr heiß unter dem Schutzdach. Fliegen summten, das Schiff schaukelte leicht auf dem Fluß, aber die Kinder machten einen schrecklich abgestumpften Eindruck. Ein kleines Kind spielte mit einer Strohpuppe, und ein älteres Mädchen wiegte einen vierjährigen Jungen auf seinem Schoß, doch die übrigen saßen regungslos da, warteten und hofften vielleicht darauf, der Alptraum möge ein Ende haben, und ihre Eltern kämen, um sie nach Hause zu holen.
    »Hier habe ich jemanden, der dir vielleicht gefällt«, sagte der Sklavenhändler und deutete auf das Mädchen mit dem vierjährigen Knaben. Sie war ein mageres, blasses, verwahrlostes Kind mit schmutzigen, weißblonden Haaren und ängstlich blickenden Augen. »Wie du sehen kannst, ist sie kinderlieb, äußerst hilfsbereit und folgsam. Sie ist dreizehn und kostet dich sechs Solidi.« Und auf gotisch sagte er zu dem Mädchen: »Los, Göre, setz dich gerade hin! Der Herr möchte dich kaufen!« Ich hatte inzwischen genug von der Sprache gelernt, um eine ganze Menge zu verstehen, auch wenn ich nur wenig selber sprach. Das Mädchen richtete sich auf und warf mir einen erschrockenen Blick zu. Der kleine Junge sah sie verängstigt an und begann zu weinen.
    »Ist das dein Bruder?« fragte ich sie. Sie starrte mich ausdruckslos an, und ich wiederholte meine Frage auf gotisch. Ihre Augen weiteten sich und sie schüttelte den Kopf. Doch sie umklammerte den Jungen, und er hing wie eine Klette an ihr und schluchzte erbärmlich.
    »Er fühlt sich nur zu ihr hingezogen«, meinte der Sklavenhändler. »Du brauchst keine Angst zu haben, eine Familie auseinanderzureißen.«
    »Ich gebe dir fünf Solidi für alle beide«, sagte ich. Ich hatte nicht den geringsten Bedarf für einen vierjährigen Jungen, und ich hatte auch keinen Platz für ihn, doch ich entschloß mich ganz impulsiv, alle beide zu kaufen. Sie hatten ihre Familien verloren und sich in ihrer Versklavung aneinandergeklammert, deshalb wollte ich sie nicht trennen.
    »Acht«, erwiderte der Sklavenhändler. »Er ist ein gesunder Knabe und außerdem sehr hübsch – sieh dir diese blonden Locken an! Er wird zu einem schönen, starken Mann heranwachsen; du wirst ihm alles beibringen können, was du willst.« Er packte das Kind und hielt es hoch, so daß ich sehen konnte, wie gesund es war. Der kleine Junge schrie erschrocken und stieß mit seinen dünnen Beinchen verzweifelt in der Luft herum. Der Sklavenhalter gab ihm dem Mädchen zurück, wo er sich erneut wie eine Klette festklammerte.
    »Ich habe bereits einen männlichen Sklaven«, sagte ich, fest entschlossen, diesem Aasgeier keine einzige Kupferdrachme mehr als unbedingt nötig zu zahlen. »Ich kaufe ihn aus reiner Nächstenliebe. Keiner von beiden spricht auch nur ein Wort griechisch, außerdem haben sie, glaube ich, alle beide Würmer. Fünf.«
    Wir handelten noch ein wenig, dann ließ mir der Sklavenhändler tatsächlich beide für fünf Solidi. Wir bekräftigten den Handel mit einem Händedruck. Der Sklavenhändler ließ dem Mädchen die Fesseln abnehmen, und seine Wächter zerrten die beiden Kinder vom Schiff und setzten sie auf dem Pier ab. Ich zahlte das Geld, fünf kleine goldene Münzen, mit dem Gesicht unseres Erhabenen Gebieters, des Augustus Valens, auf der Vorderseite. Das Mädchen stand da und sah mich an und umklammerte noch immer den kleinen Jungen mit vor Angst und Verwirrung weit aufgerissenen Augen. Der Sklavenhändler fragte mich, ob mir jemand helfen sollte, die beiden nach Hause zu bringen, doch ich entgegnete ihm, ich würde das schon allein schaffen.
    »Ich habe euch von diesem Mann gekauft«, erklärte ich meinen neuen Sklaven in meinem unbeholfenen Gotisch. »Ich habe eine Sklavin, sie hat bald Baby, sie braucht… braucht… Hilfe. Ihr kommt mit mir nach Hause.«
    »Hast du Alaric auch gekauft?« fragte das Mädchen ängstlich.
    »Ja. Wenn du willst, ist er dein Bruder. Jetzt

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