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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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zu dienen, würde ich tun. Andere mochten ihren Posten verlassen; ich war entschlossen, den meinen nicht zu verlassen.
    In der nächsten Woche kam Sebastianus durch Novidunum, um die Truppen auf seinem Weg flußaufwärts zu inspizieren. Ich erstattete ihm über den Gesundheitszustand der Legionen Bericht und meldete ihm Edicos Überlaufen zu den Goten. Da ich dadurch in Bedrängnis geraten war, bat ich Sebastianus um zwei Dinge: erstens um die Beförderung des Intelligentesten der Pfleger des Hospitals zum Arzt und zweitens um die offizielle Freilassung Arbetios. Außerdem sollte er ihm eine mit einem regulären Sold ausgestattete Position verschaffen. Um letzteres hatte ich bereits mehrmals gebeten, aber bei dieser Gelegenheit verlieh ich dieser Forderung größeren Nachdruck. Ich wollte nicht, daß mein anderer Assistent ebenfalls verschwand, und ich hielt es für ziemlich wahrscheinlich, daß Edico ihm die Freiheit versprochen hatte, falls er sich den Goten anschlösse. Sebastianus akzeptierte meinen Standpunkt und wischte die Angelegenheit nicht, wie vorher immer, beiseite. Er ließ seinen Schreiber auf der Stelle die Dokumente ausfertigen, rief Arbetio zu sich und sagte ihm, er sei ein freier Mann. Arbetio starrte ihn an, und Sebastianus händigte ihm den Vertrag eines Armeearztes zur Unterschrift aus. Arbetio war wie betäubt. Als er unterschrieb, zitterte seine Hand. Sebastianus ergriff sie und schüttelte sie. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Arbetio den Vertrag an. Ich trat auf ihn zu und streckte ihm meine Hand ebenfalls entgegen; er ergriff sie, dann blickte er mir ins Gesicht und umarmte mich. »Danke dir«, sagte er. »Ich finde keine Worte. Ich wäre zu sterben bereit, um dir richtig zu danken.«
    Sebastianus lachte. »Du hast recht, dem Urheber deiner Freiheit zu danken und nicht so sehr dem Vollstrecker.« Und er bat uns beide, beim Abendessen seine Gäste zu sein.
    Als wir abends beisammen saßen, fragte ich Arbetio, ob er mein Haus übernehmen wolle. »Ich möchte es sowieso loswerden. Du kannst es bezahlen, wenn du die Summe beisammen hast.«
    »Ich wollte mir eigentlich für etwas anderes Geld von dir leihen«, meinte Arbetio unsicher.
    Sebastianus sah ihn nachdenklich an. »Wofür? Für einen anderen Sklaven? Zehn zu eins, daß es eine Frau ist.«
    Arbetio lächelte und wurde rot. »Ja. Ich brauche jemanden, der mir den Haushalt führt.«
    »Ich werde dir das Geld leihen«, ich lächelte ihm aufmunternd zu. »Und das Haus ebenfalls. Wirklich, ich bin froh, wenn ich es los bin. Valerius hat ein größeres für mich gefunden; es muß nur ein neues Strohdach bekommen.« Sebastianus lächelte. »So spricht ein reicher Mann! Athanaric hat mir erzählt, daß er etwas über dich herausgefunden hat.«
    Ich konnte es nicht verhindern, daß ich zusammenzuckte und etwas Wein auf meine Tunika verschüttete. Ich richtete mich rasch auf und versuchte, ihn fortzuwischen.
    »Gott im Himmel!« sagte Sebastianus und lachte. »So schlimm kann es doch nicht sein!«
    Ich saß regungslos da und versuchte, mich zu beherrschen. Selbst wenn Athanaric die Wahrheit vermutete, hatte er Sebastianus offensichtlich nichts erzählt. In dem Verhalten des Heerführers deutete nichts darauf hin, daß er etwas von meinem wahren Geschlecht wußte. »Athanaric hat mir erzählt, daß er in irgendwelchen Dingen herumwühlt, die ihn überhaupt nichts angehen«, sagte ich schließlich mißmutig. »Einige davon hängen angeblich mit mir zusammen. Ich betrachte diese Dinge allerdings als strikt privat, und wenn Athanaric etwas herausgefunden hat, dann hat er hoffentlich den Anstand, den Mund zu halten.«
    Sebastianus starrte mich überrascht an. »Er schrieb lediglich am Schluß eines Briefes, er habe über einige Ereignisse in Asien nachgedacht und etwas über dich herausgefunden, was er mir bei unserer nächsten Begegnung erzählen wollte.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du ihm nicht zuhörst, ehrenwerter Sebastianus.«
    »Heiliger Christ, Chariton, das kann doch nichts schaden. Es ist mir egal, falls Festinus dich des Verrats bezichtigt hat oder du tatsächlich ein entlaufener Sklave bist. Was auch immer es ist, ich bin sicher, daß du vollkommen unschuldig bist, und Athanaric ist sich dessen ebenfalls sicher. Er machte keine Andeutung darüber, daß er etwa etwas Schimpfliches entdeckt habe, nur etwas, was ich wissen sollte. Wenn er es mir erzählen will, dann doch nur, weil er möchte, daß ich Ärger von dir fernhalte.«
    Ich

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