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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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zu kennen! Du hast doch überhaupt nicht mit dem Statthalter gesprochen, als er hier war, Charis, oder?«
    »Nur das, was du selbst mit angehört hast«, erwiderte ich.
    »Und daran hat er sich erinnert. Ich wundere mich, daß Festinus sich überhaupt daran erinnert. Ich glaube, sogar Vater hat es vergessen.«
    »Er erinnerte sich daran, daß du hübsch bist«, sagte Thorion. Er zog an seiner Unterlippe, eine schlechte Angewohnheit, die Maia haßte. »Ich hätte ihn verprügeln können! Dort einfach auf seiner Ruhebank zu liegen, darüber zu faseln, wie hübsch du bist und wie es war, als Vater unter Verdacht stand, und dabei mit anzüglichen Blicken nur so um sich zu werfen! Bei Gott und all seinen Heiligen! Und nächste Woche müssen wir ihn schon wiedersehen!«
    Maia runzelte die Stirn. Sie sagte nicht einmal etwas über Thorions Ziehen an der Unterlippe. »Hat er euch erneut eingeladen?«
    »Nein. Er machte Vater klar, daß er gerne einmal zu uns kommen würde, so daß Vater nicht umhin konnte, ihn einzuladen.«
    »Thorion«, sagte Maia, und ich wußte, daß sie jetzt wirklich beunruhigt war: Sie gebrauchte Thorions Spitznamen nur, wenn sie außer sich war. »Dein edler Vater muß einen Haufen anderer Leute zu dieser Abendgesellschaft einladen. Männer, vornehme Junggesellen – vielleicht deinen Rechtslehrer? Auf alle Fälle keine Frauen.«
    Thorion sah sie grimmig an. »Dann glaubst du also, es hat etwas damit auf sich, wie er über Charis gesprochen hat?«
    Maia preßte ihre Lippen zusammen und drehte ihre Spindel.
    »Ich war ja nicht dabei«, sagte sie nach einem Augenblick. »Aber die Leute werden sich das Maul darüber zerreißen: Es ist höchst ungehörig, sich auf einer Abendgesellschaft nach dem Namen eines jungen Mädchens zu erkundigen. Und ich glaube, es wäre besser, wenn Charis diesem Rohling aus dem Weg ginge. Wenn keine Frauen zur Abendgesellschaft gehören, dann läuft sie auch keine Gefahr, ihm zu begegnen.«
    Falls Festinus dagegen alleine käme, würde er sicherlich erwarten, daß ich mit am Eßtisch meines Vaters säße.
    »Meinst du denn wirklich, dies habe etwas zu bedeuten?« fragte ich. Ich fühlte mich unbehaglich bei dem Gedanken, daß Festinus über mich gesprochen hatte. »Ist er denn nicht verheiratet?«
    »Verwitwet«, erwiderte Maia, die solche Dinge stets wußte.
    »Und wenn er beabsichtigt, sich in Ephesus niederzulassen, dürfte er wieder eine Frau benötigen – nach Möglichkeit ein vornehmes junges Mädchen aus Ephesus. Und deshalb möchte ich nicht, daß du ihm überhaupt unter die Augen kommst.«
    Ich fühlte, wie ich zitterte. »Aber ich bin doch viel zu jung, oder? Und Vater würde doch nie…«
    Thorion sah mich niedergeschlagen an. »Pythions Tochter ist nur ein paar Monate älter als du, und sie wird in diesem Frühjahr heiraten. Und du weißt ja, Charition, du bist sehr hübsch. Ich könnte diesem Festinus die Zähne einschlagen!« fügte er wütend hinzu.
    »Aber Vater würde doch nicht…«
    »Vater würde Festinus nicht mißfallen wollen. Er hat Angst vor ihm. Maia hat recht: Du mußt diesem Rohling aus dem Wege gehen. Ich werde Vater bitten, einen Haufen anderer Männer einzuladen, dann kannst du in deinem Zimmer bleiben, und wenn Festinus dich erwähnt, dann werden wir ihm alle erzählen, wie jung und töricht du bist. Das sollte allen Hirngespinsten, denen er sich vielleicht hingibt, ein Ende bereiten.«
    Doch Vater hatte bereits seinen Freund Pythion und dessen Ehefrau eingeladen, und er bestand darauf, weitere Gäste seien unnötig. »Er meinte, Festinus habe ausdrücklich um eine zwanglose Gesellschaft gebeten, auf der sie freimütig sprechen könnten«, erzählte mir Thorion am nächsten Tag. »Ich gestand ihm, daß ich mir wegen der Art und Weise, in der Festinus über dich gesprochen habe, Sorgen mache, doch er antwortete, das habe überhaupt nichts zu bedeuten, damit wolle der Statthalter nur sein väterliches Interesse an unserem Haus bezeugen. Vater glaubt, Festinus wolle jetzt, da wir Nachbarn sind, Frieden schließen und sich liebenswürdig zeigen. Ich erwiderte ihm , meiner Ansicht nach bestünde die beste nachbarschaftliche Beziehung gegenüber Festinus in einer hohen Steinmauer zwischen ihm und uns.«
    Aber Vater war der Hausherr, nicht Thorion. Und bei einer gemischten Abendgesellschaft wurde von mir erwartet, anwesend zu sein.
    An dem Tag der Abendgesellschaft fühlte ich mich elend und unbehaglich. Ich hatte Festinus seit dem Tag, an dem er

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