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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Heerführer in Illyrien. Er war ein äußerst energischer und geschickt operierender General, und er wurde seinem hervorragenden Ruf schnell gerecht. Kaum angekommen, gelang es ihm, einem ungewöhnlich großen Trupp Goten, der sich auf einem Beutezug befand, einen Hinterhalt zu legen und ihn zu vernichten. Frithigern war deswegen derart beunruhigt, daß er die übrigen Stoßtrupps zurückzog – und zwar nicht nach Carragines, sondern in eine weiter südlich gelegene Stadt namens Kabyle. Die Männer waren nicht gerade erpicht darauf, noch einmal nördlich der Berge eingeschlossen zu werden. Sie sammelten sich – Terwingen, Greuthungen, Alanen und Hunnen und erwarteten die Römer.
    Wir hatten in jenem Jahr einen langen Sommer, heiß und feucht. Das Lager war inzwischen alt, es stank und wimmelte von Fliegen und brütete zahlreiche Krankheiten aus. Erst als ich wieder auf den Beinen war, merkte ich, daß ich sehr schnell ermüdete und keine Kraft mehr hatte, für Dinge zu kämpfen, für die ich hätte kämpfen müssen – zum Beispiel für Aquädukte, um frisches Wasser heranzuführen, oder für Müllplätze außerhalb der Lagerwälle. Ich hatte den Winter über so viele Patienten sterben sehen, daß es mich kaum noch berührte. Mir wurde wieder erlaubt, römische Gefangene zu behandeln, doch nachdem ich mich so dafür eingesetzt hatte, sah es so aus, als könne ich ihnen nicht viel helfen. Edico hatte fast alle Arzneimittel mitgenommen, und ich war nicht in der Lage, den Gefangenen bessere Lebensbedingungen zu verschaffen. All meine Freier, all diese schrecklichen Barbaren, waren inzwischen fort, aber ich war nicht so erleichtert, wie ich erwartet hatte. Ich konnte kaum mehr richtig denken, und meine Gefühle schienen ebenso stumpf, zäh und klebrig zu sein wie die Luft. Eines Abends fiel mir auf, daß das Lager derart nachlässig bewacht wurde, daß es hätte möglich sein müssen, aus ihm hinauszuschlüpfen. Aber in dem jämmerlichen Zustand, in dem ich mich befand, konnte ich nichts mit dieser Entdeckung anfangen. Ich war viel zu erschöpft, um an Flucht zu denken, viel zu erschöpft für alles andere als eine mechanische, unbeholfen abgespulte Arbeit. Selbst die Neuigkeiten vom Krieg konnten nicht viel Eindruck auf mich machen. Valens hatte Konstantinopel an der Spitze einer großen Streitmacht verlassen; die Goten zogen sich in Richtung auf Hadrianopolis zurück. Der Kaiser und der Heerführer Sebastianus erwogen, sie ohne die aus dem Westen heranrückenden Truppen anzugreifen. Das waren bedeutende Ereignisse, und mein eigenes Schicksal hing von ihrem Ausgang ab, doch sie schienen mich nichts anzugehen, so als hätten sie sich schon viele Male zuvor ereignet. Und dann, an einem schwülen Nachmittag Anfang August, kam ich nach dem Besuch bei einigen Genesenden ins Hospital zurück und entdeckte Athanaric, wie er in aller Seelenruhe inmitten einer Gruppe anderer Patienten darauf wartete, untersucht zu werden.
    Er war wie ein gemeiner Soldat in eine rauhe Wolltunika gekleidet und trug seinen einen Arm in einer Schlinge. Einen Augenblick lang traute ich meinen Augen nicht, doch dann bemerkte ich, wie er mich erkannte und über meinen Anblick erschrak. Er sah schnell wieder weg und kratzte sich mit der nicht verbundenen Hand seinen Bart und schließlich verstand ich. Es gelang mir, mein ungläubiges Starren in ein Niesen übergehen zu lassen, ich putzte mir die Nase und begann mit der Untersuchung der Patienten.
    Bei dieser Aufgabe half mir eine Hebamme, glücklicherweise eine Frau, die Athanaric noch nie gesehen hatte. Als sie versuchte, sich seinen Arm anzusehen, protestierte er. »Ich will von der römischen Ärztin behandelt werden«, sagte er auf gotisch, »nicht von irgendeiner alten Hexe, die sich nur bei Säuglingen auskennt.«
    »Die römische Ärztin behandelt keine Verwundeten«, erwiderte die Hebamme und zerrte an der Schlinge. Athanaric zuckte zusammen und preßte seinen Arm an sich, als ob er ihn schmerzte.
    »Ach, laß doch!« sagte ich zu ihr. »Ich sehe mir diesen Mann gleich an. Hol mir doch bitte etwas Reinigungslösung!«
    Sie ging, und ich trat auf Athanaric zu, um mir seinen Arm anzusehen. Ich wagte immer noch nicht, mit ihm zu sprechen, nicht vor den anderen Patienten. Ich fühlte mich ganz schwindelig, und mein Blut summte mir in den Ohren. »Was ist passiert?« fragte ich Athanaric und machte ihm die Schlinge ab.
    »Eine Schwertwunde«, erwiderte er in mürrischem Tonfall.
    »Der Arm ist

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