Der Leuchtturm von Alexandria
Gräben bis auf einen Pfad, der in den Wald führte. Die tiefstehende Nachmittagssonne schien schräg durch das Blattwerk; der Geruch nach lockerer Erde und feuchtem Moos, fremdartig und köstlich nach dem Gestank des Lagers; nichts als Arzneimittel und Rauch so viele Monate hindurch. Vogelgesang, das Rascheln von Laub unter unseren Schritten, mein keuchender Atem. Dann das Klirren von Pferdegeschirr und das leise Wiehern eines Pferdes; in dem schräg einfallenden Licht erkannte ich das tiefe Braun und helle Grau von Pferden. »Athanaric!« rief jemand erleichtert und dann: »Chariton!«, und Arbetio kam auf uns zugerannt und umarmte mich.
»Du?« stieß ich etwas einfältig hervor. »Was tust du denn hier?«
»Athanaric brauchte jemanden, um die Pferde zu halten«, meinte Arbetio lächelnd. Dann verschwand das Lächeln, er machte einen Schritt zurück und sah mich an. Er machte keinerlei törichte Bemerkungen über meinen offensichtlichen Wechsel des Geschlechts, sondern sagte lediglich: »Aber du bist ja krank gewesen.«
»Das ist inzwischen schon ein paar Monate her. Ich werde schon reiten können – o verdammt!« Ich hatte nicht an den langen Rock gedacht, mit dem man unmöglich reiten konnte. Ich fühlte mich gedemütigt und starrte herunter auf den Boden.
»Zieh ihn einfach hoch«, meinte Athanaric, band eines der Pferde los und führte es zu mir. »Wir haben jetzt keine Zeit, deswegen etwas zu unternehmen. Sie müssen dein Verschwinden im Lager bereits bemerkt haben.«
»Sie werden zuerst drinnen suchen«, sagte ich und versuchte, in den Sattel zu klettern. Mein Fuß verfing sich im Rock. Arbetio bückte sich und bot mir seine Schulter an. Ich kletterte hinauf und versuchte, den Rock beiseite zu schieben. Athanaric schwang sich bereits auf sein eigenes Pferd, und Arbetio rannte zu dem dritten Tier, sprang in den Sattel und lächelte mir erneut zu. Athanaric preschte im Galopp davon, ritt quer über das Land in nordöstliche Richtung, preschte durch Flüsse und über felsiges Gelände, um die Goten in die Irre zu führen, falls sie den Versuch unternahmen, uns mit Hunden zu verfolgen. Ich war schon bald viel zu sehr damit beschäftigt, mich im Sattel zu halten, um an etwas anderes denken zu können.
Wir ritten stundenlang, bis es dunkel wurde und die Pferde zu müde waren, um den Weg fortzusetzen. Dann entdeckte Athanaric in einem Wald eine Stelle, die sich zum Übernachten eignete, und wir machten halt. Inzwischen war ich viel zu erschöpft, um irgendwelche Fragen zu stellen. Ich war seit einem Jahr nicht mehr geritten und hatte vor der Flucht den ganzen Tag schwer gearbeitet. Ich legte mich einfach in eine Mulde und zog meinen Umhang über mich. Einen Augenblick später weckte Arbetio mich und deutete auf ein Bett aus Farnkräutern, das er für mich bereitet hatte, und so wechselte ich hinüber und schlief sofort wieder ein.
Am nächsten Morgen, es dämmerte bereits, wachte ich auf. Der Wald roch lebendig, die Vögel sangen. Ich war über und über mit Mückenstichen bedeckt, meine Glieder taten mir vom vielen Reiten weh, aber ich fühlte mich großartig. Ich richtete mich auf. Die beiden waren bereits aufgestanden: Athanaric fütterte die Pferde, und Arbetio bereitete das Frühstück. Arbetio lächelte. »Gut geschlafen?« fragte er.
»Besser als seit vielen Monaten«, antwortete ich ehrlichen Herzens und stand auf – einigermaßen schwerfällig, da mir meine Muskeln weh taten und ich vom Reiten ein paar wundgeriebene Stellen hatte. Ich humpelte zu den beiden, um ihnen zu helfen, doch Arbetio händigte mir etwas Brot und einen Becher mit gewässertem Wein aus und meinte, ich solle mich ausruhen. »Du siehst nicht gut aus«, sagte er erneut. »Was haben die Goten in diesem verdammten Lager mit dir gemacht?«
Ich zuckte die Achseln. »Die meiste Zeit haben sie damit verbracht, mich zu verheiraten. Aber wie schon gesagt, ich war lange krank. Lieber Gott, es ist wunderbar, dich wiederzusehen. Aber wieso bist du hier? Ich dachte, du bist unentbehrlich in Novidunum.«
»Ich habe mir einfach ein paar Tage Urlaub genommen«, berichtete Arbetio fröhlich.
»Ich brauchte jemanden, dem ich vertrauen konnte«, warf Athanaric ein und gesellte sich zu uns. »Deshalb schrieb ich einen Brief und bat Arbetio um Hilfe.«
»Und du, wieso bist du hier? Ich dachte, du bist in Ägypten«, sagte ich. Er stand da, hielt den Zügel und sah mich mit einem Stirnrunzeln an. Die frühe Morgensonne sprenkelte sein Gesicht
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