Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
für ein merkwürdiger Zufall, dass das Boot ausgerechnet jetzt verschwindet.«
»Haben wir seinen Wagen schon untersucht?« Paula setzte sich gerader hin und sah Patrik an.
Er nickte. »Torbjörn und seine Männer haben das Auto untersucht. Es stand auf dem Parkplatz vor dem Haus. Sie haben nichts gefunden.«
»Aha.« Paula lehnte sich wieder zurück. Sie hatte geglaubt, dass ihnen eventuell etwas entgangen war, aber Patrik hatte offenbar alles im Griff.
»Was hat eure Fahrt nach Göteborg ergeben?« Mellberg schmuggelte einen Keks unter den Tisch.
Patrik und Martin wechselten einen Blick.
»Tja, die Reise hat sich gelohnt. Möchtest du von unserem Gespräch im Sozialamt berichten?«
Sein Entschluss, dem jüngsten Kollegen im Team etwas mehr Verantwortung zu übertragen, zeigte sofort Wirkung. Martin strahlte. Klar und deutlich gab er wieder, was sie von Sven Barkman über Freistatt erfahren hatten, und erklärte, wie die Zusammenarbeit zwischen dem Sozialamt und der Einrichtung funktionierte. Nachdem er Patrik fragend angesehen hatte, berichtete er auch von dem Besuch im Büro von Freistatt .
»Noch wissen wir nicht, ob Mats aufgrund seiner Tätigkeit dort bedroht wurde. Die Leiterin von Freistatt behauptet, ihr sei nichts Derartiges bekannt, aber lasst uns zunächst einen Blick auf die Akten jener Frauen werfen, die im Laufe von Sverins letztem Jahr dort Unterstützung von Freistatt erhalten haben. Es handelt sich um ungefähr zwanzig Fälle.«
Nachdem Patrik zustimmend genickt hatte, fuhr Martin fort.
»Solange wir keine weiteren Anhaltspunkte haben, können wir unmöglich wissen, ob es sich lohnt, einen dieser Fälle näher zu untersuchen. Wir haben uns Notizen gemacht und die Namen der Frauen notiert, deren Ansprechpartner Mats war. Damit können wir weiterarbeiten. Man kann gar nicht glauben, wie deprimierend diese Akten sind. Manche dieser Frauen sind durch die Hölle gegangen, es ist unvorstellbar … Ach, ich kann es nicht beschreiben.« Martin verstummte beschämt, aber Patrik wusste genau, was er meinte. Die Schicksale, in die sie nur einen kurzen Einblick gewonnen hatten, waren auch ihm an die Nieren gegangen.
»Wir überlegen, ob wir uns auch mit den übrigen Angestellten unterhalten sollten. Vielleicht auch mit ein paar Frauen, denen Freistatt geholfen hat, als Mats noch dort arbeitete. Möglicherweise ist das aber nicht notwendig. Wir sind auf eine Zeugenaussage gestoßen, die uns weiterhelfen könnte.« Er machte eine Kunstpause und stellte fest, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden bekam. »Diese Körperverletzung kam mir ja die ganze Zeit etwas seltsam vor. Deswegen sind Martin und ich auf gut Glück zu dem Haus gefahren, wo Mats in Göteborg gewohnt hat. Zu der Misshandlung kam es, wie ihr wisst, direkt davor. Wir brauchten nur mit einem einzigen Nachbarn zu sprechen, um die Bestätigung zu bekommen, dass Mats nicht – wie er selbst behauptet hat – von Jugendlichen zusammengeschlagen wurde. Der Nachbar, der den Vorfall beobachtet hat, sagte, es habe sich um eine Gang mit viel Älteren gehandelt. Er hat sie als Motorradmenschen bezeichnet.«
»Verdammt«, sagte Gösta. »Aber aus welchem Grund soll Sverin gelogen haben? Und warum sagt der Nachbar das erst jetzt?«
»Was den Nachbarn anbelangt, ist es so wie immer. Er wollte sich nicht einmischen, weil er Angst hatte. Mit anderen Worten: Mangel an Zivilcourage.«
»Und Sverin? Warum hat er geschwiegen?«, bohrte Gösta nach.
Patrik schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte er ja auch Angst. Allerdings sind diese Gangs nicht dafür bekannt, normale Leute auf der Straße anzugreifen. Es muss also mehr dahinterstecken.«
»Konnte er sie identifizieren?«, fragte Paula.
»Ein Adler«, sagte Martin. »Der Nachbar meinte, sie hätten einen Adler auf dem Rücken gehabt. Es dürfte also kein Problem sein, herauszufinden, um welche Gruppierung es sich handelt.«
»Da können euch die Kollegen aus Göteborg sicher helfen«, sagte Mellberg. »Ich sage ja die ganze Zeit, dass dieser Sverin ein falscher Fuffziger ist. Wenn er sich mit solchen Typen eingelassen hat, ist es kein Wunder, dass man ihm eine Ladung Blei in den Kopf gejagt hat.«
»So weit würde ich nicht gehen«, wandte Patrik ein. »Wir haben keine Ahnung, ob und inwiefern Mats etwas mit ihnen zu tun hatte, und bislang gibt es keine Hinweise auf eine kriminelle Betätigung. Ich finde, wir sollten erst mal die Mitarbeiter von Freistatt
Weitere Kostenlose Bücher