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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nie gelernt, ihren Körper zu mögen. Sie fand es schrecklich, dass sie so oberflächlich und so typisch weiblich war, dennoch war nichts so schwierig, wie die Stimme in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen, die ihr beständig zuflüsterte, sie sei nicht gut genug.
    Sie steigerte das Tempo, bis ihr der Schweiß den Rücken herunterlief. Es waren nicht viele Leute unterwegs, aber allen, denen sie begegnete, nickte sie freundlich zu, und mit manchen wechselte sie sogar ein paar Worte. Viele fragten sie nach Anna, bei diesem Thema blieb Erica allerdings wortkarg. Ihr kam es zu privat vor, mit allen darüber zu reden, wie gut oder wie schlecht es ihrer Schwester ging. Und das schöne Gefühl von Hoffnung in ihrer Brust wollte sie mit niemandem teilen. Es war noch zu zerbrechlich.
    Nachdem sie die rote Perlenschnur aus Bootshäusern passiert hatte, blickte sie zum Badis hinauf. Sie hätte sich gern ein bisschen mit Vivianne unterhalten und ihr für den guten Rat gedankt, aber der Aufstieg erschien ihr unüberwindbar. Nach einigem Überlegen kam sie zu dem Schluss, dass sie auch den anderen Weg nach oben nehmen konnte. Der war allemal leichter als die Treppe. Zielstrebig wendete sie den Wagen und steuerte die nächste Straße an. Als sie endlich am höchsten Punkt des steilen Hügels angelangt war, keuchte sie heftig, ihre Lungen schienen zu platzen. Immerhin war sie nun oben und konnte bequem das Badis erreichen.
    »Hallo?«, rief sie im Eingangsbereich. Den Wagen mit den Zwillingen hatte sie vor der Tür stehen lassen. Nicht nötig, die schweren Tragetaschen herauszunehmen, bevor sie wusste, ob Vivianne überhaupt da war.
    »Hallo!« Vivianne kam um die Ecke und begrüßte Erica strahlend. »Hatten Sie etwas in der Gegend zu erledigen?«
    »Hoffentlich störe ich nicht. Sagen Sie es mir ruhig. Die Jungs und ich machen nur einen Spaziergang.«
    »Sie stören mich überhaupt nicht. Kommen Sie, ich lade Sie zum Kaffee ein. Wo stecken denn die Jungs?« Vivianne sah sich suchend um, und Erica zeigte auf den Wagen.
    »Ich habe sie draußen gelassen, weil ich nicht sicher war, ob Sie da sind.«
    »Irgendwie habe ich das Gefühl, rund um die Uhr hier zu sein«, sagte Vivianne lachend. »Schaffen Sie es allein, sie reinzuholen? Ich setze inzwischen Kaffee auf.«
    »Na klar, mir bleibt ja nichts anderes übrig.« Lächelnd ging Erica hinaus zu ihren Söhnen. In Viviannes Gegenwart fühlte man sich automatisch wohl. Sie hatte keine Ahnung, woran es lag, aber irgendwie fühlte sie sich in ihrer Nähe stärker.
    Sie stellte die Tragetaschen von Anton und Noel auf den Tisch und setzte sich.
    »Da ich den Verdacht hatte, dass ich Sie nicht zu grünem Tee überreden kann, habe ich Ihnen Ihr Rattengift gekocht.«
    Augenzwinkernd stellte Vivianne eine Tasse vor Erica, die das pechschwarze Gebräu dankbar annahm. Argwöhnisch betrachtete sie den blassen Inhalt von Viviannes Tasse.
    »Glauben Sie mir, man gewöhnt sich daran.« Vivianne trank einen Schluck. »Da sind massenhaft Antioxidantien drin. Die helfen dem Körper, Krebs vorzubeugen. Unter anderem.«
    »Aha.« Erica nippte am Kaffee. Es war ihr vollkommen egal, wie ungesund das Zeug war, ohne Koffein konnte sie nicht leben.
    »Wie geht es Ihrer Schwester?«, fragte Vivianne. Sie streichelte Noel die Wange.
    »Besser, danke.« Erica lächelte. »Eigentlich bin ich auch deshalb vorbeigekommen. Ich wollte mich für den Tipp bedanken. Ich glaube, er hat geholfen.«
    »Es gibt viele Studien, die den heilsamen Effekt von Körperkontakt nachweisen.«
    Noel wurde ein wenig quengelig, und nach einem fragenden Blick in Ericas Richtung nahm Vivianne ihn glücklich auf den Arm.
    »Er mag Sie«, sagte Erica, nachdem ihr Sohn augenblicklich still war. »Er fühlt sich nicht bei allen Menschen so wohl.«
    »Die beiden sind wirklich wundervoll.« Vivianne rieb ihre Nasenspitze an Noels Näschen, und er griff mit seinen niedlichen Fäusten nach ihren Haaren. »Und nun überlegen Sie, ob Sie mich fragen sollen, warum ich keine eigenen Kinder habe.«
    Erica nickte beschämt.
    »Es hat sich nie ergeben.« Vivianne strich Noel über den Rücken.
    Erica sah es an Viviannes Hand blitzen. »Ach, Sie haben sich verlobt! Das ist ja toll. Ich gratuliere.«
    »Danke. Wirklich toll.« Vivianne lächelte matt und wandte sich ab.
    »Verzeihen Sie mir, dass ich das sage, aber Sie wirken nicht gerade begeistert.«
    »Ich bin nur müde.« Vivianne legte sich den Zopf über die Schulter, damit Noel danach greifen

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