Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Kleidung nach Parfüm. Es war jedes Mal derselbe Duft.«
»Einen Namen hat er aber nicht erwähnt?«, fragte Patrik.
»Nein, nie, und bestimmt nicht, weil Signe nicht nachgefragt hätte«, sagte Gunnar lächelnd.
»Ich konnte eben nicht verstehen, warum er so geheimnisvoll tat. Es wäre doch kein Problem gewesen, wenn er sie am Wochenende mal mitgebracht hätte, damit wir sie auch kennenlernten. Wenn wir uns Mühe geben, können wir uns schon benehmen.«
Gunnar schüttelte den Kopf.
»Wie Sie sehen, war das ein etwas heikles Thema.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass diese Frau, wer auch immer sie gewesen sein mag, noch eine Rolle in Mats’ Leben spielte, als er wieder in Fjällbacka lebte?«
»Nun ja …« Gunnar sah Signe fragend an.
»Nein, das hat sie nicht«, sagte sie entschieden. »Eine Mutter spürt so etwas. Ich könnte beinahe schwören, dass er niemanden hatte.«
»Ich glaube, er hat Annie nie vergessen«, warf Gunnar ein.
»Was redest du denn da? Die Geschichte ist doch eine Ewigkeit her. Da waren sie noch Kinder.«
»Das spielt keine Rolle. Annie war etwas Besonderes. Dieser Meinung bin ich immer gewesen, und ich glaube, dass Matte … Du hast doch selbst gesehen, wie er reagiert hat, als wir ihm erzählten, dass sie wieder da ist.«
»Ja, aber wie alt waren sie damals? Siebzehn, achtzehn?«
»Ich bleibe dabei.« Gunnar schob das Kinn vor. »Außerdem wollte er sie besuchen.«
»Verzeihung«, meldete sich Patrik zu Wort. »Wer ist Annie?«
»Annie Wester. Matte und sie sind zusammen aufgewachsen. Sie sind übrigens beide in dieselbe Klasse gegangen wie Ihre Frau.«
Gunnar schien sich ein wenig zu genieren, weil er Erica kannte, doch Patrik wunderte sich nicht darüber. Abgesehen davon, dass in Fjällbacka sowieso jeder fast alles über jeden wusste, war man über Erica seit ihrem Erfolg mit den Büchern besonders gut informiert.
»Wohnt sie noch hier?«
»Nein, sie ist schon vor vielen Jahren weggegangen. Sie ist nach Stockholm gezogen, und Matte hatte seitdem keinen Kontakt mehr zu ihr. Sie besitzt allerdings eine Insel hier draußen. Gråskär.«
»Und Sie glauben also, dass Mats dorthin gefahren ist.«
»Ich weiß nicht, ob er dazu gekommen ist«, sagte Gunnar. »Aber sie können Annie ja anrufen und fragen.« Er stand auf und holte einen Zettel, der am Kühlschrank klebte. »Hier ist ihre Handynummer. Ich weiß nicht, wie lange sie vorhat zu bleiben. Sie ist mit ihrem Jungen da draußen.«
»Kommt sie öfter?«
»Nein, deshalb waren wir auch ein wenig erstaunt. Seit sie in Stockholm lebt, ist sie kaum hier gewesen, und ihr letzter Besuch liegt schon mehrere Jahre zurück. Die Insel, die ihr Großvater vor langer Zeit gekauft hat, gehört ihr, denn Annie hat keine Geschwister. Wir haben hin und wieder für sie nach dem Haus gesehen, aber wenn nicht bald etwas mit dem Leuchtturm passiert, ist er wohl nicht mehr zu retten.«
»Leuchtturm?«
»Auf der Insel stehen ein Leuchtturm aus dem neunzehnten Jahrhundert und ein Haus, in dem früher der Leuchtturmwärter und seine Familie gewohnt haben.«
»Das hört sich einsam an.« Den letzten Rest des kalten Kaffees schluckte Patrik mit gequältem Gesichtsausdruck runter.
»Einsam oder ruhig und friedlich, das kommt auf den Blickwinkel an«, sagte Signe. »Ich hätte allerdings nie auch nur eine Nacht dort verbringen können.«
»Hast du denn nicht behauptet, das wäre alles nur dummes Zeug und Aberglaube?«, fragte Gunnar.
»Was denn?« Patrik horchte auf.
»Die Insel wird im Volksmund die Geisterinsel genannt. Hier in der Gegend erzählt man sich, sie habe den Namen erhalten, weil diejenigen, die auf der Insel sterben, sie nie mehr verlassen«, sagte Gunnar.
»Also spukt es dort?«
»Unsinn, die Leute reden zu viel«, schnaubte Signe.
»Wie auch immer, ich werde mal bei Annie anrufen. Haben Sie vielen Dank für Kaffee und Kuchen und dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich mit mir zu unterhalten.« Patrik stand auf und rückte seinen Stuhl an den Tisch.
»Es war mir eine Freude, über ihn zu sprechen«, sagte Signe leise.
»Darf ich die hier vielleicht mitnehmen?« Patrik zeigte auf die Fotos aus dem Sahlgrenska. »Wir gehen ganz bestimmt vorsichtig damit um.«
»Sie können sie mitnehmen.« Gunnar reichte Patrik die Abzüge. »Da wir mit einer modernen Digitalkamera fotografieren, habe ich die Bilder auch im Computer.«
»Danke.« Patrik steckte die Fotos ein.
Signe und Gunnar brachten ihn gemeinsam zur Tür. Als er im
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