Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
ist«, brummte Gösta für seine Verhältnisse ungewöhnlich philosophisch.
»Ja, das Haus ist hübsch. Die Lage ist wirklich unschlagbar. Seltsam, dass das Badis so lange nicht genutzt wurde.«
»Das liegt natürlich am Geld. Die Instandsetzung muss Millionen gekostet haben. Der Kasten wäre beinahe verfault. Am Ergebnis gibt es nichts zu meckern, aber warten wir’s ab, bis uns Steuerzahlern die Rechnung präsentiert wird.«
»Jetzt bist du wieder der Alte, Gösta. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.« Lächelnd ging Paula auf den Eingang zu. Sie platzte fast vor Neugier.
»Hallo?«, riefen sie an der Tür, und nach wenigen Minuten kam ein großer, durchschnittlich gekleideter Mann auf sie zu. Die blonden Haare waren kurz und gepflegt, die Brille schick, aber nicht zu auffällig, und sein Handschlag durchschnittlich fest. Paula glaubte nicht, dass sie ihr Gegenüber wiedererkannt hätte, wenn sie ihm zufällig auf der Straße begegnet wäre.
»Wir haben angerufen.« Nachdem Paula sich und Gösta vorgestellt hatte, ließen sie sich im Speisesaal an einem Tisch nieder, auf dem neben einem Laptop stapelweise Papier lag.
»Nettes Büro.« Sie sah sich um.
»Da hinten habe ich auch ein kleines Kabuff«, Anders Berkelin zeigte in eine unbestimmte Richtung, »aber hier kann ich besser arbeiten, weil ich mich nicht so eingesperrt fühle. Sobald der Betrieb losgeht, werde ich mich allerdings wohl oder übel zurückziehen müssen«, sagte er lächelnd. Sogar sein Lächeln wirkte durchschnittlich.
»Wenn ich es richtig verstanden habe, hatten Sie ein paar Fragen zu Mats Sverin?« Er klappte seinen Computer zu und sah sie an. »Es ist wirklich furchtbar.«
»Er scheint beliebt gewesen zu sein.« Paula schlug ihren Notizblock auf. »Haben Sie von Anfang an gemeinsam am Projekt Badis gearbeitet?«
»Nein, erst seitdem ihn die Gemeinde vor einigen Monaten eingestellt hat. Vorher herrschte da drüben ein wenig Unordnung, und wir mussten die Sache größtenteils allein stemmen. Mats war ein Geschenk des Himmels.«
»Es muss doch ein bisschen gedauert haben, bis er sich in alles eingearbeitet hatte. Ist so ein Projekt nicht ziemlich kompliziert?«
»So kompliziert nun auch wieder nicht. Wir haben zwei Geldgeber. Die Gemeinde und uns, das heißt meine Schwester und mich. Wir übernehmen die Kosten zu gleichen Teilen und teilen uns auch den Gewinn.«
»Und wie lange wird es Ihrer Ansicht nach dauern, bis der Betrieb Gewinn bringt?«
»Wir haben versucht, bei unseren Berechnungen so realistisch wie möglich vorzugehen. Niemand hat etwas davon, wenn wir Luftschlösser bauen. Wir schätzen, dass wir in etwa vier Jahren den Break-even-Point erreichen.«
»Den was?«, fragte Gösta.
»Die Gewinnschwelle«, erläuterte Paula.
»Ach so.« Gösta kam sich ein wenig dumm vor und schämte sich für seine mangelnden Englischkenntnisse. Bei den vielen Golfwettkämpfen, die er sich im Sportkanal ansah, hatte er zwar einiges aufgeschnappt, aber außerhalb von Golfplätzen brachten ihn diese Begriffe nicht weiter.
»Wie sah die Zusammenarbeit von Ihnen und Mats aus?«, fragte Paula.
»Meine Schwester und ich kümmern uns hier um alles Praktische, wir koordinieren die Renovierung, stellen das Personal ein und bauen, kurz gesagt, den Betrieb auf. Das haben wir der Gemeinde in Rechnung gestellt. Mats hatte die Aufgabe, diese Rechnungen zu überprüfen und dafür zu sorgen, dass sie bezahlt wurden. Darüber hinaus haben wir uns natürlich ständig über die Kosten und Einnahmen des Projekts ausgetauscht. Die Gemeinde hat sich da sehr engagiert.« Anders schob seine Brille hoch. Die Augen hinter den Gläsern hatten eine durchschnittlich blaue Farbe.
»Waren Sie sich denn in irgendeinem Punkt uneins?« Paula machte sich während des Gesprächs Notizen und hatte bald eine ganze Seite mit scheinbar unleserlichem Gekritzel gefüllt.
»Das kommt darauf an, was man unter uneins versteht.« Anders legte die gefalteten Hände auf den Tisch. »Wir waren uns nicht in allen Punkten einig, aber Mats und ich waren immer in einem guten und konstruktiven Dialog, auch wenn wir manche Dinge unterschiedlich gesehen haben.«
»Und es hatte auch niemand sonst Probleme mit ihm?«, fragte Gösta.
»Beim Projekt?« Anders machte ein Gesicht, als ob der Gedanke vollkommen abwegig wäre. »Ganz und gar nicht. Da gab es nichts, was über die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und mir hinausging, und die betrafen lediglich Einzelheiten. Nichts davon war
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