Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Angst, denn er konnte nicht glauben, dass von der freundlichen
und hellen Stimme eine Gefahr ausgehen sollte. Außerdem wollte er wissen, was
gerade geschah und er hatte das Gefühl, dass er die Antworten fand, wenn er
tat, was ihm angewiesen wurde. „Ich höre dir zu!“, antwortete er, gespannt, was
nun passieren würde. Für einen kurzen Augenblick glaubte er nun, in dem grellen
Licht eine Frauengestalt erkennen zu können, die ein weißes Gewand trug. Sie
war wunderschön und blickte ihn direkt an. Doch schon im nächsten Moment, war
die Erscheinung wieder verschwunden. „Wer bist du?“, rief er mit scharfer
Stimme dem Licht entgegen. „Jemand, der dir helfen will. Höre, Thalon, meine
Zeit ist knapp und deine Zeit an diesem Ort ebenfalls! Du sträubst dich gegen
das Töten, das ist normal. Aber es gehört zu deiner Aufgabe, dass du die
vernichtest, die dir im Weg stehen, sowie es dazu gehört, Licht und Frieden in
die Welt zu bringen“, war die Antwort der Stimme, die nun ein wenig schneller sprach,
so als sei sie in Eile. Dem schönen Klang tat dies jedoch nichts an. „Ich weiß!
Aber ich kann die Gefühle in mir nicht einfach ignorieren! Sie sind wie eine
reißende Bestie in meinem Inneren!“, verteidigte sich Thalon mit
schuldbewusster Stimme. „Auch das ist mir bekannt! Ich will dir helfen, damit
besser zurechtzukommen. Wenn du es wünscht, dann sollst du von nun an frei
sein, von den Schuldgefühlen, die dich plagen, wenn es die Situation
erfordert!“, gab die Stimme aus dem Licht zurück, welches immer schwächer
wurde. „Heißt das, dass ich diejenigen, die mir am Herzen liegen, vor dem Tod
beschützen kann?“, erkundigte sich Thalon, dabei an Lewia und ihren gemeinsamen
Kuss denkend. „Sicher wirst du das. Niemand wird sich dir in den Weg stellen
können, aber du musst offen dafür sein, ansonsten wirst du deine Macht
verlieren!“, mahnte ihn die Stimme und klang dabei ungewohnt kühl. „Ja, ich
möchte frei sein, aber ich verstehe noch nicht alles…“, begann Thalon, doch da
war das Leuchten schon verschwunden und um ihn herum war wieder nur das alles
umgreifende Nichts. Nur kurz darauf lichtete sich das Schwarz vor seinen Augen,
wie Nebelschwaden, die zerschlagen wurden, und er befand sich wieder an dem
Platz, umringt von Schatten, die nur darauf warteten, ihn und seine
Begleiterinnen zu vernichten. Scheinbar war tatsächlich keine Sekunde
vergangen, seitdem ihm schwarz vor Augen geworden war, denn noch immer blickte
ihn Lewia an, während die Schatten ihre Waffen erhoben hatten, bereit für den
Kampf. Doch im Gegensatz zu vorher, erfüllte ihn nun nicht diese unerträgliche
Kälte, sondern wohltuende Wärme, die, wie es die Stimme vorausgesagt hatte,
sämtliche Gefühle verdrängte und eine ungeheure Kraft sich in ihm ausbreitete.
Sein Geist war wach. Wer immer zu ihm gesprochen haben mochte, hatte geschafft,
zu was er selbst nie im Stande gewesen wäre: Zu akzeptieren, dass er für den
Kampf gemacht war. Er sah nun das Töten der Schatten nicht mehr als Sünde an,
sondern als Notwendigkeit, um die zu schützen, die ihm wichtig waren. „Entweder
sie sterben oder wir sterben!“, dröhnte es monoton durch seinen Kopf, einem
Mantra gleich, während langsam die Zeit wieder in ihrem gewohnten Lauf zu
fließen begann. Doch nun war er bereit! Er spürte, wie etwas tief in ihm
brüllte und seine Sinne antrieb. Instinktiv zog er die Klinge, stürzte sich
sprungartig nach vorne und durchbohrte den ersten der Schatten. Er drehte sich
um neunzig Grad, zog das Schwert, von dem das dunkle Blut des Schatten tropfte
heraus, ließ es kurz über seinem Kopf kreisen und ließ es auf den zweiten
Schatten niederfahren und noch ehe dieser wusste, wie ihm geschah, hatte ihm
Thalon schon den Todesschlag versetzt. Ein dumpfes Scheppern ertönte, als die
beiden Schatten mit ihren Rüstungen auf den harten Boden fielen, gefällten
Bäumen gleich. Er wusste nicht, was er tat, fühlte sich, als ob jemand seinen
Körper steuere, doch das Gefühl der Stärke in ihm war so schön und wärmend,
dass er sich mit Leib und Seele dem Gefecht hingab. Seine Augen glänzten,
während er, auf den nächsten Angriff wartend, sein Schwert fest in der Hand
hielt. Die anderen Soldaten, verstört von dem Widerstand, den Thalon
unerwarteterweise leistete, traten nun etwas zögerlich auf diesen zu und
versuchten Thalon einzuengen, indem sie ihn von allen Seiten angriffen. Einer
der Schatten wollte gerade von der Seite auf Thalon
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