Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
schmettern. Thalon hatte den Glauben daran schon aufgegeben, dass
das helle Licht erneut erscheinen würde. Doch als die Laute der Wörter ertönten
und ihm dabei eine der Tränen über die Lippe in den Mund lief, passierte das
Erhoffte. Der Lichtblitz war greller als zuvor und ließ die geisterhaften
Seelen zurück in ihr Schattengefängnis fliehen. Während der Schein ihre blassen
Körper durchdrang, stießen die Twerge einen markerschütternden Schrei aus. Dann
waren sie verschwunden, so als seien sie nie da gewesen. Erleichtert, aber auch
mit sämtlichen Kräften am Ende, schleppte sich Thalon die letzten Treppenstufen
hinauf und blickte ehrfurchtsvoll die Säulen des Tempeleingangs hinauf. Wie ein
unbedeutendes Häufchen aus lebendigem Fleisch kam Thalon sich vor, als er
schließlich vorsichtig den ersten Schritt in die Halle setzte. Während seine
Haut vom Licht der Aura erfüllt war, warf Thalon einen flüchtigen Blick zurück
auf das trügerische Paradies, welches beinahe sein Grab geworden wäre.
Kapitel 18: Das erbe der lichtritter
Eine wohltuende Freude durchschoss Thalons
Körper, die seine Schmerzen für den Moment vergessen ließ. Sowohl der Boden,
auf dem Thalon schritt, als auch die mit kunstvollen Ornamenten und Figuren
verzierten Wände, bestanden aus schwarzem Stein. Beim genaueren Hinsehen fiel
Thalon auf, dass die erst für abstrakte Gebilde gehaltenen Figuren, Männer und
Frauen darstellten, die alle mit derselben Klinge in der Hand abgebildet waren.
Es war Ba’Yanda, das erkannte er. Neugierig fuhr Thalon mit den Fingern die
Umrisse der Personen nach. Der schwarze Stein schien sich dabei an seine Berührung
anzuschmiegen. Den Blick noch immer fasziniert auf die Wände gerichtet, schritt
Thalon mit langsamen Schritten weiter durch die Halle. Schließlich schaute er
auf den runden Altar, der sich am anderen Ende des gut einhundert Fuß langen
Flurs befand. Einer der seltsamen Steine hing direkt darüber an der Decke und
im Gegensatz zu den anderen in der Höhle, deren Glanz erloschen war, strahlte
dieser in hellem Licht. Die Strahlen fielen auf die Klinge, wegen der Thalon
alle Mühen auf sich genommen hatte. Sie war sein Ziel und seine Erfüllung.
Majestätisch thronte Ba’Yanda auf dem Alter, so als hätte es Thalon bereits
erwartet. Der Stahl der Klinge funkelte im Licht des Steins. Nie hätte Thalon
geglaubt, dass derartige Schönheit von einem Schwert ausgehen kann. Langsamen
Schrittes näherte er sich. Energie aus purem Licht, schoss auf einmal aus der
Klinge heraus. Die Strahlen waren dünn und wirkten wie fahle Tentakel, jedoch
faszinierten sie Thalon. Als sei er ein Magnet, zog er diese Strahlen an und
ließ durch seinen Körper strömen. Voller Staunen bemerkte er, dass sich die
Wunden und Kratzer auf seiner Haut zu schließen begannen. Mit jeden Schritt,
den er in Richtung Altar machte, verstärkten sich die Strahlen. Mittlerweile
waren sie so dick wie ein Seil. Als Thalon vorsichtig seine Hand bewegte,
stellte er fest, dass auch diese Verletzungen geheilt waren. Nun trennten ihn
nur noch wenige Schritte von dem Altar. Das Ziel lag zum Greifen nahe. Doch
Thalon zögerte. Was würde mit ihm geschehen, wenn er das Schwert aus dem Sockel
nahm, auf dem es sich befand? Würde er seine Menschlichkeit verlieren und ganz
in seiner Rolle als Lichtritter aufgehen? Seine Hand war ausgestreckt und alles
in ihm bereitete sich darauf vor, das Schwert zu umgreifen. Thalon spürte, wie
sein Herz rhythmisch und kraftvoll schlug. Das war nun also der Moment.
Sämtliche Bedenken schon er nun beiseite und berührte entschlossen mit den
Fingern den Griff. Das grelle Licht der strahlen war für einen Moment so hell,
dass Thalon sich schützend eine Hand vor die Augen hielt. Als das Licht
schließlich wich, glaubte Thalon, zu träumen. Er befand sich zwar noch immer in
der Halle, jedoch war sie nun vor ihm geöffnet und ein Pfad führte hinaus.
Fassungslos blickte Thalon nach oben. Die Decke der Halle war verschwunden und
gab die Sicht auf einen umwerfenden Sternenhimmel frei, wie er ihn noch nie
zuvor gesehen hatte. Als er dann aus der Halle hinaus trat, brauchte er einen
Moment, um die volle Pracht dessen, was sich ihm gerade bot, wahrzunehmen. Der
Pfad, auf dem er sich befand, nahm, soweit Thalons Augen reichten, kein Ende
und verlor sich irgendwann in der Finsternis. Um ihn herum schien sich eine
ganze Galaxie zu befinden. In endlosen Weiten leuchteten Sterne wie Diamanten
inmitten des
Weitere Kostenlose Bücher