Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Lichtritter gemeistert. Ihr leistetet den
Kampfschwur, der Euch auch im schlimmsten Gefecht ruhig bleiben lässt und Euch
die Macht gegeben hat, Eure Feinde zu vernichten. Außerdem habt Ihr den Auraschrei
erlernt, der Euch auch in Zeiten der Finsternis Licht bringen kann. Ihr seid
hier, um Ba’Yanda einzufordern. Die Klinge, die uns Lichtrittern als Waffe
dient. Mit diesem Schwert seid Ihr in der Lage, das Böse zu vernichten und
Oleipheas Willen auszuführen. Doch erst müsst Ihr einen letzten Eid leisten,
der Euch an Oleiphea binden wird.“
„Sagt mir nur, was ich zu tun habe“, sagte
Thalon, der gespannt darauf wartete, endlich das Schwert in den Händen halten
zu können. „Nennt mir zuerst Euren Namen!“, befahl Kenaion. „Mein Name ist
Thalon Tammersheim, Sohn von Kardios von Arkan“, sagte Thalon und sprach zum
ersten Mal in seinem Leben den Namen mit selbstbewusster Stimme aus. „Kniet
nieder, Thalon und hebt Eure rechte Hand. Schwört Ihr, dass Ihr Oleiphea ehren
werdet und bereit seid, ihren Willen zu jeder Zeit auszuführen?“
„Ich schwöre!“
„Schwört Ihr, dass Ihr stets das Richtige tun und
Euch nicht von der Versuchung des Bösen heimsuchen lassen werdet?“
„Ich schwöre!“
„Und schwört Ihr auch, dass Ihr Eure Aufgabe
gewissenhaft ausführen werdet, auch wenn das Euren oder den Tod anderer
bedeuten könnte?“, fragte Kenaion. Obwohl Thalon den Blick noch immer gesenkt
hielt, spürte er, dass der erste Lichtritter ihn mit strengem Blick tief in die
Augen schaute, als wolle er Thalon prüfen.
„Ich schwöre!“, ertönte schließlich die Antwort
Thalons. Er hatte einen Moment gezögert. Es waren nur Bruchteile eines
Augenblicks gewesen und doch war es Kenaion aufgefallen. Er zog die Augenbrauen
zusammen und stieß ein leises knurrendes Geräusch aus, so als traue er Thalons
Worten nicht. Jedoch murmelte er einige unverständliche Worte und mehrere
runenartige Symbole erschienen auf Thalons Arm. Einen Moment strahlten sie
hell, dann verblassten sie und hatten sich nun wie tiefe Narben in seine Haut
gebrannt. Der Schmerz durchzog seinen Körper aber Thalon ließ sich nichts
anmerken. „Ihr habt den Schwur geleistet! Erhebt Euch nun wieder, Lichtritter
Thalon!“, riefen die fünf Helden im Einklang. Der Sprachchor dröhnte in Thalons
Ohren, jedoch hätte er in diesem Moment kein anderes Geräusch lieber hören
wollen. Dann hob er langsam sein Haupt und stand auf. Hektisch blickten seine
Augen umher. Wie war das möglich? Er befand sich wieder in der Halle, die Vigil
als das Konnekturium bezeichnet hatte. Die Decke aus schwarzem Stein über ihm,
neben sich die Wände samt eingemeißelter Figuren, vor sich den Altar. Einen
Moment lang glaubte Thalon, er sei aus einem Traum erwacht. Wäre es nicht
möglich gewesen, dass er aufgrund der Schmerzen, die ihm die Twergengeister
zugefügt hatten, ohnmächtig geworden ist? Doch das Gesehene hatte sich trotz
der unglaublichen Phänomene echt angefühlt. Ein Blick auf seinen Arm verriet
ihm, dass alles tatsächlich wahr gewesen ist. Die mystischen Symbole bedeckten einen
Teil seines Unterarmes. Sie waren nicht sehr groß und hätten leicht übersehen
werden können, zumal sie lediglich ein wenig dunkler als seine restliche Haut
waren. Vorsichtig fuhr er mit den Fingerspitzen darüber. Seltsamerweise
erinnerte ihn das an seinen Traum im Wald, in dem erneut die Narbe zusehen war,
die die Alptraumkreatur ihm zugefügt hatte. „Diese Runen hier sind allerdings
real. Ich schätze, es ist nun an der Zeit, von hier zu verschwinden“, dachte
er. Wie schon zuvor umfassten seine Hände das Schwert. Wärme stieg in ihm auf,
als er die Klinge aus der Scheide zog und sie nach oben streckte. Dann begann
er, sich Ba’Yanda genauer anzusehen. Der Knauf bestand aus einem silbernen
Totenkopf. In die Augen, waren kleine rote Diamanten eingefasst. Das mit rauem
Leder umwickelte Heft ging in zwei knöcherne Flügel aus dunklem Metall über,
die die Parierstange bildeten. Begeistert von den Details des Schwerts, fuhr
Thalon sanft über die breite Seite der Klinge. Auch sie war aus dem dunklen
Metall, aus dem schon die Parierstange gefertigt war. An der Hohlkehle war ein
weiterer Totenkopf eingearbeitet. Der Ort war ein Stück breiter als der Rest
und verlief beinahe tränenartig spitz nach oben, sodass die Waffe sowohl zum
Hieb als auch zum Stoßen geeignet war. Am eindrucksvollsten für Thalon waren
jedoch die bläulich schimmernden Gravierungen, die in
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