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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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nicht hier
besprechen“, erläuterte Thalon an Lewia gewandt und zeigte in Richtung Clarice´
Haus, auf das sie sich sofort zu bewegten.
    Kurz
darauf klopften sie an der Tür, in der Hoffnung, dass Pit ins Haus zurück
gekehrt war, nachdem Thalon und Lewia die Ratshalle betreten hatten. Und
tatsächlich öffnete ihnen nach kurzer Zeit Pit, dessen Augen gerötet waren, von
all den Tränen, die er verständlicherweise vergossen hatte. Völlig verstört
aber dennoch erfreut über das Auftauchen der beiden, lief er auf Lewia zu und
drückte seinen zierlichen Körper an den ihren. Lewia, berührt von dem, was
gerade geschah, ging in die Knie und streichelte den Jungen am Kopf. Zur
Aufmunterung wuschelte sie durch Pits Haare, woraufhin dieser meinte: „Hey,
lass das“ Für einen kurzen Augenblick konnte man ein Lächeln in Pits Gesicht
erkennen, rein und kindlich, voller Freude, so als hätte er nie auch nur ein
Leid erfahren. Sobald dieser Moment aber verstrichen war, wich auch die Freude
aus dem Jungen und erneut liefen ihm die Tränen, die, weil er sich erneut an
Lewia klammerte, auf deren Kleidung fielen und dort einen nassen Fleck
hinterließen. Thalon war ebenfalls vor Pit auf die Knie gegangen und als er in
dessen Augen schaute, die ihn voller Hilflosigkeit und Verzweiflung anschauten,
konnte er nicht anders. „Hey, keine Sorge! Alles wird gut, wir werden deine
Mutter schon retten. Ich verspreche dir, dass niemand ihr auch nur ein Haar
krümmen wird!“, gelobte Thalon dem Jungen, der unsicher, immer wieder
blinzelnd, um die Tränen zu unterdrücken, drein blickte. „Versprochen?“, fragte
er, während er die Nase hochzog, die wegen der Traurigkeit zu laufen angefangen
hatte. „Hoch und heilig versprochen!“, schwor er dem Jungen, der sofort freudig
verschwand, was Thalon und Lewia Gelegenheit gab, ihren Plan zu besprechen. Sie
setzten sich in das Zimmer, in dem sie noch vor nicht einmal vierundzwanzig
Stunden mit Clarice am Tisch gesessen hatten, um zu reden. Zuallererst weihte
Thalon Lewia in das Wissen ein, welches er besaß: „Ich habe gestern Nacht
gesehen, wie sich Clarice aus dem Haus schlich und irgendwo hin gegangen ist.
Es könnte also wahr sein, was dieser Ryan sagt.“ Er sprach im Flüsterton,
nichtsdestotrotz konnte er das leichte Beben seiner Stimme, was auf eine
leichte Anspannung hindeutete, nicht verstecken. „Was? Ich kann das nicht
glauben. Sie ist doch so eine nette Frau! Außerdem war sie sehr hilfsbereit zu
uns und wir dürfen sie nicht einfach so im Stich lassen!“, sagte Lewia, immer
noch überzeugt, helfen zu können, sodass Thalon keine Wahl mehr blieb und er
nun ebenfalls erst einmal davon ausgehen musste, dass Clarice keine Hexe ist.
Er holte tief Luft, um sich zu entspannen, fuhr dann fort: „Also schön, wir
helfen ihr also. Dann erzähle mir doch mal, wie du dir das vorgestellt hast.“
    Kaum
war die Sonne untergegangen und das letzte Licht des Tages hinter dem weit
entfernten Berggipfel verschwunden, war das Dorf in Finsternis getaucht, gleich
wie es bei ihrer Ankunft war. Nebelschwaden und kühler Wind vermischten sich
mit dem Schwarz der Nacht und bildeten eine schaurige Kulisse für das, was
Lewia und Thalon vorhatten. Die Befreiung einer todgeweihten Hexe war eine
Straftat, die, falls sie dabei erwischt werden sollten, ebenfalls mit dem Tod
bestraft werden würde. Leisen Fußes schlichen die beiden über die menschenleere
Straße, vorbei an der Halle, in der das tragische Urteil über Clarice verhängt
worden war, bis sie schließlich zu dem kleinen Feld am Rande des Dorfes kamen.
In der Mitte des Feldes befand sich ein Pfahl, der sich elf Fuß hoch in die
Luft erstreckte und an den Clarice mit eisernen Fesseln gebunden worden war.
Ihr Körper zitterte und zuckte aufgrund der Kälte, denn man hatte ihr alle
Kleider bis auf ein dünnes Nachthemd genommen. Gespenstisch hing ihr fahler und
knochiger Körper an dem Holzstamm, den Kopf gen Boden gesenkt. Anscheinend
schlief sie. Kaum hatte Lewia ihre Gastgeberin ausgemacht, eilte sie auf diese
zu. Thalon folgte ihr, ebenfalls schnellen Schrittes. Die Grashalme waren durch
den Nebel feucht geworden und wiegten sich im Wind hin und her wie kleine
Kobolde, die ausgelassen tanzten. Daher waren ihre dünnen Schuhe bereits
durchnässt, als sie endlich vor dem Pfahl standen, sodass ihnen die Kälte in
die Füße kroch. Von Nahem konnte man sehen, wie fest man Clarice angebunden
hatte, denn dort, wo sich die Fesseln an ihre Haut

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