Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
Vom Netzwerk:
nennen. Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Ich glaube, es wäre am besten, wenn Sie...«, fing er an, und dann, beinah verzweifelt: »Michael. Alle nennen mich Mike.«
    »Mike«, sagte sie, und während sie noch über dem Namen sann und ihn leise wiederholte, klingelte Mrs. Crantock.
     
    Grace saß in der Sofaecke zusammengeringelt, und er sah, daß sie geweint hatte. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was er getan hatte, überragte einen Augenblick die andere Ungeheuerlichkeit, die Forderung seines Körpers.
    »Es tut mir schrecklich leid«, sagte er und ging zu ihr hin. »Das Telefonhäuschen war besetzt, und späterhin...«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Wir haben hier gesessen und auf dich gewartet. Als du um acht noch nicht da warst, haben wir gegessen, obwohl das Essen inzwischen verdorben war. Ich sagte: ‘Kommt, wir gehen trotzdem’, und John meinte: ‘Ohne Dad können wir nicht gehen. Wir können doch nicht riskieren, daß er nach Hause kommt, und wir sind nicht da.’«
    »Ich hab gesagt, daß es mir leid tut«, sagte Burden.
    »Du hättest anrufen können!« sagte Grace wild. »Ich würde überhaupt nichts sagen, wenn du angerufen hättest. Ist dir denn nicht klar, daß du - wenn du so weitermachst, wirst du diesen Kindern unheilbaren Schaden zufügen.«
    Sie ging hinaus, die Tür fiel hinter ihr zu, und Burden blieb seinen Gedanken überlassen, die weder um sie noch um seine Kinder kreisten.

5
    Burden sah sich das Blatt Papier an, das Wexford ihm gegeben hatte. Darauf standen in einer deutlichen großen, aber kindlichen Handschrift die Namen aller Männer, Frauen und Kinder, die Gemma Lawrence während der letzten zehn Jahre gekannt hatte.
    »Wann hat sie das alles aufgeschrieben?«
    Wexford betrachtete ihn kurz und mit zusammengekniffenen Augen. »Heute morgen, mit Lorings Hilfe. Sie sind nicht ihr alleiniger Privatdetektiv, wissen Sie.«
    Burden errötete. Wieviel Hunderte von Leuten sie kannte, und welch außergewöhnliche Namen sie hatten! Künstler und Modelle und Theaterleute, nahm er an und wurde plötzlich schlecht gelaunt. »Müssen wir uns diese ganze Bande vornehmen?«
    »Die Londoner Kollegen werden uns da helfen. Ich habe Mrs. Lawrence gebeten, jeden Namen zu notieren, weil ich den Swans die Liste zeigen möchte.«
    »Sie sehen demnach eine Verbindung zwischen den beiden Fällen?«
    Wexford antwortete nicht sofort. Er nahm Burden die Liste aus der Hand, gab ihm ein anderes Stück Papier und sagte: »Das hier ist gekommen. Auf Fingerabdrücke ist es schon untersucht worden. Sie brauchen also beim Anfassen nicht aufzupassen. Natürlich waren keine Abdrücke drauf.«
    ‘John Lawrence ist sicher und gut bei mir aufgehoben’, las Burden. ‘Er spielt so gern mit meinen Kaninchen auf der Farm. Als Beweis dafür, daß dies kein Schwindel ist, füge ich eine Locke von ihm bei.’ Der Text war in Blockbuchstaben auf einem Blatt linierten Papiers geschrieben, und Orthographie und Interpunktion waren korrekt. ‘Seine Mutter kann ihn Montag zurückhaben. Ich werde ihn um neun Uhr am Südende von Myfleet Ride in Cheriton Forest absetzen. Wenn jemand versucht, ihn vor neun Uhr dreißig abzuholen, werde ich es erfahren, und ich werde John totschießen. Dies ist eine ernsthafte Warnung. Wenn Sie sich kooperativ zeigen, werde ich mein Versprechen halten.’
    Burden ließ das Blatt voller Widerwillen fallen. Obgleich er an solche Dinge gewöhnt war, konnte er sie doch nicht lesen, ohne daß es ihm kalt den Rücken hinunterlief. »War eine Locke dabei?« wollte er wissen.
    »Hier.«
    Das Haar war zu einem glatten, weichen Kringel gedreht wie das Zierlöckchen einer Dame. Burden nahm es mit einer Pinzette auf und registrierte dabei die Feinheit der rotgoldenen Strähne, und daß sie nicht so geknickt und spröde war wie Erwachsenenhaar.
    »Es ist Menschenhaar«, sagte Wexford. »Ich habe Crocker gleich daraufgehetzt. Er sagt, es sei Kinderhaar, aber wir müssen natürlich noch eine Expertise einholen.«
    »Weiß Mrs. Lawrence schon davon?«
     
    “Gott sei Dank, er ist in Sicherheit«, sagte sie, als sie die ersten Zeilen gelesen hatte. Sie hielt den Brief einen Augenblick an ihre Brust gepreßt, aber sie weinte nicht. »Er ist irgendwo auf einer Farm, sicher und gesund. 0 mein Gott! Und was habe ich mir für Sorgen gemacht! Stellen Sie sich vor, alles umsonst, und am Montag habe ich ihn wieder.«
    Burden verschlug es die Sprache. Er hatte ihr bereits erklärt, sie dürfe keine allzu großen Hoffnungen

Weitere Kostenlose Bücher