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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Erlösung für mich, als Mr. Nightingale sie an die Luft setzte. Das ist der Geräteraum, Sir, und hier gibt’s erfreulicherweise auch ein bißchen mehr Licht.«
    Das Licht fiel durch eine Glastür, die in den Garten führte. Mit teilnahmsloser Miene ließ Wexford den Blick über den kleinen Raum ohne Teppich schweifen. Die Wände waren getüncht, an einer davon hingen zwei Schrotflinten, während Golfschläger und Spazierstöcke in einem langen Regal darunter lagen. Zwei Tennisschläger in Spannern, ein Netz mit Tennisbällen, ein Spankorb und eine Schere zum Blumenschneiden lagen ebenfalls auf dem Regal. Sein Blick fiel auf ein Brett über dem Regal, auf dem eine Reihe Taschenlampen standen: eine Leuchte mit einem roten Aufsatz an der Spitze, wie sie von Autofahrern zur Absicherung einer Pannenstelle benutzt wird, eine größere Sturmlaterne, eine Stablampe und eine Fahrradlampe.
    »Komisch«, sagte Mrs. Cantrip. »Da müßte noch eine stehen, eine grobe silberfarbene.« Mit einemmal war sie ziemlich blaß. »Eine Taschenlampe mit großem Lampenkopf und so einem langen Gehäuse zum Halten. Ich schätze, sie ist ungefähr zwanzig Zentimeter lang.«
    »Sie müßte also dort oben bei den anderen stehen?« Mrs. Cantrip nickte und biß sich auf die Unterlippe. »Wann haben Sie sie dort zuletzt gesehen?«
    »Oh, das muß schon zwei oder drei Wochen her sein. In so einem Raum wird ja eigentlich nicht geputzt, wenn Sie verstehen, was ich meine, Sir. Abgestaubt oder gewischt wird hier nicht. Hin und wieder kehrt unser Sean mal durch.«
    »So?« Wexford zog eine kleine Trittleiter unter dem Regal hervor, stieg hinauf und sah sich die Stellfläche des Bretts genau an. Auf dem nicht eingelassenen Holz lag eine ziemlich dicke Staubschicht. Vorn zwischen der Fahrradlampe und der Sturmlaterne war ein staubfreier Kreis von ungefähr zehn Zentimetern Durchmesser.
    Er leckte sich über den Finger und legte ihn leicht auf den Mittelpunkt des sauberen Kreises. Mit Blick auf seine Fingerspitze sagte er: »Diese Taschenlampe ist gestern oder vorgestern hier weggenommen worden.« Er wischte den Finger an seinem Taschentuch ab, wobei er darauf achtete, daß keine Flecken im Stoff blieben. Sein vager Verdacht hatte sich als begründet erwiesen.
    Das Haus war enorm groß, überlegte er sich, als er aus dem Gang trat und wieder in der Diele stand, ein großes Landhaus voller Schränke und Verstecke. Seine Leute hatten die Anweisung erhalten, nach einem Tatwerkzeug zu suchen, doch nach was genau sie suchen sollten, hatte man ihnen nicht gesagt. Angenommen, sie hatten die fehlende Taschenlampe in Nightingales Schlafzimmer gesehen, wo sie vielleicht ein Stück weit aus der Tasche eines Regenmantels hervorsah, wäre dann einer so intelligent und besonnen gewesen, es zu bemerken, zwei und zwei zusammenzuzählen und seine Vorgesetzten darauf aufmerksam zu machen? Wexford zweifelte daran. Sie würden sich das Haus noch einmal vornehmen müssen, diesmal mit einem konkreten fehlenden Gegenstand im Auge.
    Er klopfte an die Tür des Damenzimmers und öffnete sie dann. Das Zimmer war leer. Nur eine Zigarettenkippe, die in einem blauen Keramikaschenbecher noch glimmte, wies daraufhin, daß Marriott hier gewesen und Wexfords Anweisung gemäß gegangen war.
    Wexford gab sich freie Hand bei der Erkundung des Hauses, schaute in den Salon und das Eßzimmer und fand beide verlassen. Er stieg die Treppe hinauf bis zum ersten Absatz, zertrat ein paar abgefallene Rosenblätter unter seinen Füßen und spähte zwischen den karmesinroten Samtvorhängen nach draußen. Auf dem Rasen stand Georgina Villiers, kaute belegte Brote und sprach mit Will Palmer. Von Quentin Nightingale keine Spur. Wexford ging wieder nach unten, trat in das leere Arbeitszimmer und rief Burden an, den er bat, mit Loring, Bryant, Gates und allen, die er auftreiben konnte, zum Herrenhaus zu kommen. Er legte den Hörer auf die Gabel und horchte in die Stille.
    Anfangs wirkte die Stille vollkommen. Dann drang von weit über ihm schwach und leise schrille Radiomusik an sein Ohr, vielleicht aus Nellekes Zimmer, und aus der Küche, wo Mrs. Cantrip das Mittagessen zubereitete, das gedämpfte Klirren von Tellern. Schließlich hörte er Schritte; woher sie kamen, konnte er nicht feststellen, aber sie kündigten Quentin Nightingales Erscheinen an.
    »Im Geräteraum fehlt eine Taschenlampe«, sagte Wexford in gelassenem, ruhigem Ton. »Eine große Taschenlampe, sieht ungefähr so aus.« Mit beiden

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