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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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einige Parallelen zu Ihrem eigenen Verhalten während der letzten Tage. Wer weiß?
    Es war einmal ein Gutsbesitzer«, begann er, »der mit seiner schönen Frau in einem Herrenhaus lebte. Sie waren glücklich verheiratet, auch wenn ihre Ehe im Lauf der Jahre vielleicht ein wenig langweilig geworden und eingerostet war.« Quentin zuckte ganz leicht zusammen und fuhr sich grob mit den Fingern durchs Haar. »Eines Tages«, fuhr Wexford im selben vergnüglichen Plauderton fort, »fand der Mann heraus, daß ihn seine Frau betrog und sich nachts im Wald mit einem anderen Mann traf. Eifersucht nagte an ihm, und daher folgte er ihr, wobei er eine Taschenlampe mitnahm, weil der Mond nicht mehr zu sehen und die Nacht sehr finster war. Er sah sie mit diesem Mann zusammen, sie küßten sich, und er hörte, wie sie Pläne schmiedeten und sich Versprechungen machten. Vielleicht beleidigten sie ihn sogar. Als der Mann ging und sie allein war, stellte er die Frau zur Rede, sie widersetzte sich aber, und er schlug mit der Taschenlampe nach ihr, schlug in seiner rasenden Eifersucht immer wieder auf sie ein, bis er sie zu Tode geprügelt hatte. Sagten Sie etwas, Mr. Nightingale?«
    Quentins Lippen bebten. Er feuchtete sie an, beugte sich mühsam in dem Sessel nach vorn und sagte mit erstickter Stimme: »Wie... wie es auch immer geschehen ist, so... so jedenfalls nicht.«
    »Nein? Hat der Mann seinen blutbefleckten Pullover nicht auf dem noch schwelenden Unkrautfeuer verbrannt? Ist er in seiner Qual nicht stundenlang im Park hin und her gelaufen, bis er sich schließlich in seinem Badezimmer einschloß, wo er jede Spur vom Blut seiner Frau an sich entfernte? Merkwürdig. Wir wissen, daß er ein Bad nahm, und dies zu einer Zeit, die manche unchristlich nennen würden...«
    »Aufhören!« rief Quentin und hielt sich krampfhaft an den Armlehnen des Sessels fest. »Kein Wort ist davon wahr. Alles ein ungeheuerlicher Schwindel.« Erst schluckte er, dann räusperte er ich. »Ich habe nicht gebadet.«
    »Sie haben es mir selbst gesagt«, erwiderte Wexford.
    »Zweimal«, sagte Burden, und das Wort wirkte wie eine kalte Dusche.
    »Ich weiß. Es war gelogen.« Er wurde feuerrot und schloß die Augen. »Würden Sie mir bitte etwas zu trinken geben? Whisky. Er steht da unten.«
    Burden blickte zu Wexford, und Wexford nickte. Der Whisky stand in einem kleinen Schränkchen unter dem Fenster. Burden schenkte ungefähr zwei Zentimeter ein, drückte ihm das Glas in die zitternde Hand. Als Quentin trank, schlug ihm das Glas klappernd gegen die Zähne.
    »Ich werde Ihnen sagen, wo ich war«, erklärte er. Wexford bemerkte, daß er sich endlich bemühte, seine Stimme unter Kontrolle zu bringen. »Aber nur Ihnen. Es wäre mir recht, wenn der Inspector uns allein ließe.«
    Und wenn er nun den Mord gestehen wollte...? Wexford gefiel die Sache gar nicht. Doch er mußte es herausbekommen. Er traf eine rasche Entscheidung. »Würden Sie bitte draußen warten, Inspector Burden?«
    Gehorsam ging Burden ohne einen Blick zurück aus dem Zimmer. Quentin stieß einen tiefen Seufzer aus. “Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, sagte er. »Ich könnte es Ihnen ganz unverblümt erzählen, aber ich muß mich rechtfertigen. Mein Gott, wenn ich geahnt hätte, welche Gewissensbisse, welche Scham... es tut mir leid. Ich versuche, mich zu beherrschen. Also, ich... irgendwo muß ich anfangen.« Er trank das Glas aus, dachte Wexford, weil er den schlimmen Moment so lange wie möglich hinauszögern wollte. Schließlich sagte Nightingale: »Ich möchte Ihnen klarmachen, daß es schon richtig war, was Sie über mich und meine Frau gesagt haben, daß wir glücklich waren, meine ich, unsere Ehe im Lauf der Jahre aber langweilig wurde. Das traf zu. Ich fand mich damit ab. Ich hielt es für unvermeidlich, wenn man so lange verheiratet ist und so wie wir keine Kinder hat. Wir haben uns nie gestritten. Ich halte es für das beste, wenn ich Ihnen nun sage, daß ich nicht zornig gewesen wäre, wenn meine Frau sich in einen anderen Mann verliebt hätte. Ich hätte ihr nicht mal Vorwürfe gemacht. Vermutlich wäre ich eifersüchtig gewesen, aber ich hätte meiner Eifersucht nicht durch Gewalt - Gott behüte! - oder sonst irgendwie Ausdruck verliehen. Das möchte ich hier klipp und klar feststellen.«
    Wexford nickte unverbindlich. Die Worte des Mannes waren einfach und aufrichtig und klangen seiner Ansicht nach unverkennbar wahr.
    »Sie haben gesagt«, fuhr Quentin fort, »niemand, der

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