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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Händen zeichnete er in der Luft die Umrisse nach. »Haben Sie die in letzter Zeit irgendwo gesehen?«
    »Am Sonntag war sie noch da. Ich ging in den Geräteraum, um meine Golfschläger zu holen, und dabei ist sie mir aufgefallen.«
    »Jetzt ist sie jedenfalls nicht mehr da. Mit dieser Taschenlampe wurde Ihre Frau getötet, Mr. Nightingale.«
    Quentin lehnte sich an ein Bücherregal und stützte den Kopf in die Hände. »Ich glaube wirklich nicht«, flüstere er, »daß ich noch mehr ertragen kann. Gestern war der schrecklichste Tag meines Lebens.«
    »Das kann ich verstehen. Leider kann ich Ihnen nicht versprechen, daß der heutige oder morgige Tag besser wird.«
    Aber Quentin schien ihn nicht gehört zu haben. »Ich glaube, ich werde wahnsinnig«, sagte er. »Ich muß wahnsinnig gewesen sein, das getan zu haben. Ich würde alles darum geben, wenn es noch einmal Dienstag abend wäre und ich neu anfangen dürfte.«
    »Soll das heißen, Sie wollen ein Geständnis ablegen?« fragte Wexford streng und stand auf.
    »Nicht so ein Geständnis«, rief Quentin mit erstickter Stimme. »Es handelt sich um etwas Privates, etwas...« Er ballte die Hände zu Fäusten und warf den Kopf in den Nacken. »Zeigen Sie mir«, sagte er heiser, »zeigen Sie mir, wo Ihrer Meinung nach die Taschenlampe stehen müßte. Vielleicht kann ich... Zeigen Sie es mir einfach.«
    “Na schön. Ich zeige es Ihnen, aber dann werden wir uns noch einmal ein bißchen unterhalten. Lassen Sie mich zuerst jedoch eines klarstellen. Niemand, der in einen Mordfall verwickelt ist, hat noch irgendein Privatleben. Bitte vergessen Sie das nicht.«
    Quentin Nightingale gab keine Antwort, sondern zog die Schultern hoch und fuhr sich mit zitternder Hand an die Stirn. Wexford grübelte darüber nach, woher jene heftige Angst wohl rührte, die aus seinem Gegenüber ein Nervenbündel machte. Hatte er seine Frau getötet? Oder war diese Qual die Folge irgendeiner anderen Handlung, einer notwendigerweise läßlicheren Sünde, die dennoch nicht minder quälende Schuldgefühle hervorrief?
    Mit Wexford an der Spitze gingen sie den düsteren Gang entlang. Vor ihnen wies ein senkrechter Lichtschlitz daraufhin, daß die Tür des Geräteraums einen Spalt weit offenstand.
    »Ich habe die Tür geschlossen«, erklärte Wexford bestimmt und stieß sie auf. Auf dem hohen Brett, wo vor einer halben Stunde nur ein sauberer kreisrunder Fleck in dem Staub gewesen war, stand eine große, hochkant gestellte, verchromte Stablampe.

8
    Die Taschenlampe war abgerieben und wahrscheinlich in Wasser gespült worden. Wexford hielt sie behutsam in seinem Taschentuch und schraubte die Fassung auf. Die Batterien fehlten, das Glas und die Birne waren aber heil. Ihm fiel auf, daß noch ein paar Wassertropfen auf der Innenseite der Röhre hingen, die den Griff bildete.
    Bedächtig sagte er: »Nur Sie, Mr. Nightingale, haben gewußt, daß ich eine Taschenlampe suchte, als ich heute morgen in dieses Haus kam. Haben Sie darüber mit jemand vom Personal oder mit Mrs. Villiers oder Mr. Marriott gesprochen?«
    Bleich schüttelte Quentin Nightingale den Kopf.
    “Ich glaube«, sagte Wexford, »daß diese Taschenlampe bei dem Mord an Ihrer Frau benutzt wurde. Die Lampe war nicht hier, als ich den Geräteraum zum erstenmal in Augenschein nahm; nun ist sie hier. Irgend jemand hat sie während der letzten halben Stunde zurückgestellt. Schön, gehen wir wieder in Ihr Arbeitszimmer.«
    Dem Witwer schien es die Sprache verschlagen zu haben. Er ließ sich schwer in einen Sessel plumpsen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Haben Sie diese Taschenlampe zurückgestellt, Mr. Nightingale? Kommen Sie, ich will eine Antwort. Ich werde hier sitzenbleiben, bis ich eine bekomme.« Es klopfte an der Tür; Wexford öffnete sie und ließ Burden ein. Sie wechselten einen raschen Blick, Burden zog angesichts der schweigsamen, in sich zusammengesunkenen Gestalt die Augenbrauen hoch und steuerte dann, ohne etwas zu sagen, die Wandregale an, als faszinierten ihn die dort stehenden Bücher. »Reißen Sie sich zusammen, Mr. Nightingale«, sagte Wexford. »Ich warte auf eine Antwort.« Er hätte den Mann am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt, um ihn dadurch zu irgendeiner Reaktion zu bewegen. »Na schön«, sagte er schließlich. »Da ich kein Freund von Zeitverschwendung bin und Inspector Burden über ein wenig Unterhaltung nicht abgeneigt scheint, werde ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Möglicherweise stoßen Sie auf

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