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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Höflichkeitsbesuch abstattet, und als sie über die Schwelle trat, stieß sie einen zusammenhanglosen Schwall von Entschuldigungen und Erklärungen hervor.
    »Ich mußte einfach kommen und sehen, wie du es aufnimmst, Quen. Das alles muß ja schrecklich für dich sein... Mein Mittagessen hab ich mir mitgebracht, damit Mrs. Cantrip wegen mir nicht extra kochen muß. Wie geht es dir? Du siehst gar nicht gut aus. Aber das liegt natürlich an den Strapazen und allem. Ach je, vielleicht hätte ich besser nicht kommen sollen.«
    Quentins Miene war versteinert, um sich nichts von seiner Unruhe anmerken zu lassen, und machte deutlich, daß er einer Meinung mit ihr war, aus Höflichkeitsgründen dies aber nicht aussprechen konnte. “Nein, nein. Nett von dir, daß du dir die Mühe gemacht hast. Möchtet ihr nicht ins Damenzimmer kommen?« Er schluckte merklich und wandte sich an Wexford. »Vielleicht kann Sie Mrs. Cantrip zu dem Raum führen, in dem die Taschenlampen aufbewahrt werden?« Die Hand, die er ausstreckte und auf die Schulter seiner Schwägerin legen wollte, um sie in das richtige Zimmer zu bugsieren, zitterte nun so heftig, daß es schon peinlich wirkte. Unter Georginas gemurmelten Entschuldigungen steuerten sie langsam das Zimmer an, in dem Elizabeth Nightingale die Vormittage verbracht hatte.
    »Einen Augenblick«, sagte Wexford und streckte den Arm aus, um Marriott davon abzuhalten, ihnen nachzugehen. Die Tür zum Damenzimmer schloß sich. »Was, zum Teufel, hast eigentlich du hier verloren?« fragte der Chief Inspector zornig. “Ich dachte, du müßtest in der Schule sein?«
    »Ich hatte eine Freistunde, mein Bester, und wie hätte ich die besser nutzen können, als auf einen Sprung hierher zu flitzen und den armen Quen zu trösten?«
    »Vielleicht kannst du mir mal erklären, wie jemand ohne Auto in vierzig Minuten von Kingsmarkham nach Myfleet und wieder zurück ‘flitzt’, wie du das ausdrückst?«
    »Georgina hat mich im Auto mitgenommen«, antwortete Marriott, ohne sich dabei ein triumphierendes Grinsen verkneifen zu können. »Ich stand gerade am Schultor und war in Gedanken vertieft, die sich vornehmlich darauf richteten, wie um alles in der Welt ich das ohne Auto schaffen sollte, weil der Bus nach Myfleet mir doch praktisch vor der Nase weggefahren war, als plötzlich sie daherkam und auch zum Herrenhaus wollte. So ein glücklicher Zufall! Im Wagen haben wir nett miteinander geplaudert und uns überlegt, was wir Aufmunterndes zu Quen sagen wollen.«
    »Dann geht jetzt lieber rein und sagt es.« Wexford schubste den kleinen Mann sanft auf die Tür zu. »Sagt es und geht wieder. Ich will dieses Haus noch einmal gründlich durchsuchen lassen und möchte nicht, daß meinen Leuten dabei scharenweise fröhliche Schnüffler in die Quere kommen. Aber vergiß nicht«, fügte er hinzu, »daß wir um sechzehn Uhr eine Verabredung haben.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »So, Mrs. Cantrip, jetzt gehen wir zum Geräteraum.«
    »Bitte hier den Gang entlang, Sir, und geben Sie auf die Stufe acht. Sie werden bestimmt sagen, Lauschen gehöre sich nicht, aber es ließ sich nicht vermeiden, daß ich Ihr Gespräch mit Mr. Marriott gehört habe. Das mußte ihm mal gesagt werden, hab ich mir gedacht, wo er doch hier immer herumschnüffelt. Und was diese Mrs. Villiers angeht... Haben Sie auch gehört, daß sie ihr eigenes Mittagessen mitgebracht hat? Bestimmt bloß ein paar kümmerliche belegte Brote. Als ob sie von mir kein schönes Mittagessen bekommen würde. Sie hätte nur wie eine Dame darum bitten müssen.«
    »Ist das der Raum, Mrs. Cantrip? Es ist so dunkel hier unten.«
    »Das müssen Sie mir nicht sagen, Sir. Ich liege Mr. Nightingale schon dauernd in den Ohren, hier unten eine Lampe anbringen zu lassen. Vor fünf oder sechs Jahren ist hier ein schlimmes Unglück passiert, als dieser Twohey über die Stufe stolperte und dachte, er hätte sich das Bein gebrochen, aber es war dann bloß ein verstauchter Knöchel. Das kam aber nur, weil er sich ein bißchen zu ungeniert aus Mr. Nightingales Whiskyflasche bedient hatte, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Wer ist Twohey?« fragte Wexford und trat beiseite, um Mrs. Cantrip die Tür öffnen zu lassen. »Ein Freund der Familie?«
    »O nein, Sir, bloß ein Hausangestellter. Er und seine Frau arbeiteten hier früher, falls man das arbeiten nennen kann. Sie haben mir das Leben nicht gerade leichter gemacht, das können Sie mir glauben. Es war wie eine

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