Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebe eine Stimme geben

Der Liebe eine Stimme geben

Titel: Der Liebe eine Stimme geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
Vom Netzwerk:
nicht sicher. Ich nehme mir ein bisschen Auszeit davon, damit ich alles klar sehen und dann entscheiden kann, ob ich wirklich fertig bin.«
    Petra lacht zwischen zwei Mundvoll Hummer mit Makkaroni.
    »Was denn?«, fragt Beth.
    Petra schluckt.
    »Was du eben gesagt hast. Redest du von deinem Buch oder von deiner Ehe?«
    Interessant. Beth fragt sich, ob irgendein Zusammenhang zwischen den beiden besteht.
    »Ich habe diese Hausaufgabe von unserem Eheberater, die ich noch nicht angerührt habe. Ich hätte sie schon vor zwei Monaten machen sollen. Ich habe Jimmy gebeten, unseren nächsten Termin abzusagen, weil ich sie noch nicht gemacht habe. Ich weiß nicht, was mein Problem ist.«
    »Vielleicht hast du Angst vor dem, was du entdecken wirst.«
    »Vielleicht.«
    »Vermutlich.«
    Petra sieht Beth direkt in die Augen, direkt in Beth hinein, auf eine Art, wie es die meisten Leute niemals tun würden. Ihr Blick ist konzentriert, ohne Eile, ohne Angst, dort zu verharren, und freundlich.
    »Ich glaube, ich habe Angst, er könnte mich wieder betrügen.«
    »Das könnte er durchaus.«
    »Wenn ich ihn zurücknehme, werde ich jeden Morgen aufwachen und denken: ›Vielleicht wird er mich heute betrügen.‹«
    »Vielleicht wird er das, aber das hat auch schon gestimmt, bevor er es wirklich getan hat, weißt du. Jeder Tag ist eine Verpflichtung und eine Entscheidung, für euch beide.«
    »Ich weiß, aber er hat sich entschieden, mich zu betrügen. Ich würde mir nach jedem kleinen Streit Sorgen machen, dass er wieder mit einer anderen loszieht. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, denke ich: ›Du hast mit einer anderen Frau geschlafen.‹ Und dann stelle ich mir die beiden zusammen vor. Es ist ekelhaft, aber ich kann nicht anders. Ich fühle mich wie besessen davon. Ich wünschte, ich könnte es auslöschen.«
    »Liebst du ihn noch?«
    »Ja, aber ich hasse ihn auch.«
    Das stimmt. Beth liebt ihn, und sie hasst ihn. Sie vermisst ihn, und sie will ihn nie wiedersehen. Sie ist angewidert von dem Gedanken an ihn, und doch kann sie nicht aufhören, an diese Nacht auf dem Küchenboden zu denken.
    Petra seufzt.
    »Ich wünschte einfach, ich wüsste, was ich tun soll«, sagt Beth.
    »Mach es so wie mit deinem Buch. Nimm dir eine Auszeit von dem Nachdenken darüber, ohne Schuldgefühle. Und dann geh es mit klarem Verstand und frischen Augen wieder an, wenn du so weit bist.«
    Beth nickt. Sie entdeckt ein großes Stück Hummer, zwischen dem cremigen Käse versteckt, und sticht mit ihrer Gabel hinein.
    »Aber was meinst du dazu?«, fragt Beth.
    »Wozu?«
    »Jimmy. Meinst du, ich sollte ihn zurücknehmen?«
    »Das kannst nur du selbst beantworten.«
    »Aber was würdest du tun?«
    Petra kratzt ein knuspriges, karamellisiertes Stück Makkaroni mit Käse vom Rand des Tellers und isst es. Sie trinkt ihr Wasser und wischt sich den Mund mit ihrer Serviette ab. Beth wartet. Petra lächelt mit geschlossenen Lippen.
    »Petra? Wirklich, ich will deinen Rat.«
    Petra zieht die Augenbrauen hoch und sagt nichts.
    »Ich würde Folgendes tun«, sagt sie schließlich. »Hör auf mit diesem ganzen Gequassel. Hör auf, außerhalb von dir nach den Antworten zu suchen. Werde still und leise und stell dir diese Fragen von deiner Hausaufgabe, vor denen du so viel Angst hast. Was immer du dann finden wirst, das ist die Wahrheit. Das ist deine Antwort. Das würde ich tun.«
    Beth seufzt, enttäuscht, aber nicht überrascht. Sie hätte wissen müssen, dass Petra ihr nicht ihre Hausaufgabe abnehmen würde.
    »Du bist zu weise, um Single zu sein.«
    Petra lacht.
    »Genau deshalb bin ich Single! Nein, ich würde sehr gern mein Leben mit jemandem teilen, eine Familie haben. Und das werde ich schon noch. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen. Ich war immer so mit dem Dish beschäftigt, mit all diesen Leuten, die ihre Jobs brauchen, und damit, mich um meine Mom und meinen Dad zu kümmern. Aber eines Tages. Eines Tages hätte ich gern, was du hast.«
    »Hatte.«
    »Und hast. Ich würde mich glücklich schätzen, zu haben, was du hast.«
    Beth lächelt, dankbar für die Erinnerung. Sie hat drei schöne, gesunde Töchter, ein entzückendes Zuhause, tolle Freundinnen und einen vielleicht fertigen ersten Roman. Sie hat so viel. Sie schaut auf ihre Uhr.
    »O mein Gott, ich muss los! Ich muss die Mädchen abholen.«
    Beth wickelt sich ihren leuchtend violetten Schal um den Hals, schnappt sich ihre Handtasche und umarmt Petra zum Abschied. »Danke für ein umwerfendes

Weitere Kostenlose Bücher