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Der Liebe eine Stimme geben

Der Liebe eine Stimme geben

Titel: Der Liebe eine Stimme geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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Gedächtnis, wie jeder Drink gemixt wird. Er ist gut darin, und er genießt es.
    Von alledem hat sie nichts gewusst. Sie ist verblüfft und ein klein wenig verletzt, dass es etwas gibt, was sie über Jimmy nicht wusste. Er ist nun wirklich kein komplizierter Typ. Arbeiten, schlafen, fernsehen, Kinder, Zigarren. Nicht dass die Arbeit an der Bar eine Gehirnoperation oder ein Autorennen ist, aber trotzdem, er hat Geschick und Talent. Die Bar ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Lokals. Alles kreist darum, und Jimmy sorgt dafür, dass alles wie am Schnürchen läuft, dass die Gäste zufrieden sind.
    Es ist so völlig anders als das einsame Muschelfischen im Freien, eine Arbeit, die, wie sie fand, gut zu ihm passte. Aber hier steht er jetzt, in einem voll besetzten Restaurant auf einen engen Raum beschränkt, spricht Fremde an, mixt »Mädchen«-Drinks – und scheint es zu lieben. Er sieht aus, als ob er hier zu Hause ist.
    Aber er ist nicht so angezogen, wie er sich zu Hause anzieht. Zu Hause trägt er Jeans oder Shorts, die einmal Jeans waren – unten ausgefranst und ungleichmäßig abgeschnitten –, T-Shirts, eine Red-Sox-Kappe und Arbeitsstiefel. Hier trägt er ein blau-weißes, vertikal gestreiftes Button-down-Hemd. Es ist sogar gebügelt. Er trägt es über der Hose, die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, und einen Knopf mehr geöffnet, als es die meisten Männer tun würden, sodass sein Brustansatz zu sehen ist. Er hat eine schöne, kräftige Brust. Der Bart, sein Lächeln, seine Unterarme, seine Brust – er sieht entspannt aus und – auch wenn sie sich dafür ohrfeigen könnte, dass sie es denkt – sexy. Zumindest teilweise beflügelt von ihrem Hot Passion, fühlt sie sich hilflos von ihm angezogen, während sie gleichzeitig stocksauer auf ihn ist.
    Wie kommt es, dass er hier anwesend und engagiert und so kompetent sein kann, während er zu Hause träge herumhängt, zu erschöpft, um irgendetwas zu tun, außer auf der Couch zu liegen? Wie kommt es, dass er sich für die Arbeit zusammenreißen und gut und frisch gewaschen aussehen kann, aber zu Hause nur T-Shirts trägt, die vorn mit Barbecuesauce bekleckert sind und Schweißflecken unter den Achseln haben? Wie kann er diesen lebendigen, witzigen Teil von sich für die Arbeit reservieren und nichts davon mit ihr und den Mädchen teilen?
    »Und, Jimmy, ist hier immer so viel los?«, fragt Petra.
    »Das hier? Das ist gar nichts. Warte eine Stunde, dann werden die Leute in drei Reihen hinter dir stehen.«
    »Huch«, sagt Petra.
    Ihr Restaurant, das Dish, läuft gut, aber die Leute stehen nicht in drei Reihen an der Bar, ohne einen Sitzplatz, na ja, jedenfalls nicht um diese Jahreszeit.
    »Wie war dein Drink?«, fragt er Beth.
    »Okay.«
    »Willst du noch einen?«
    »Nein, danke«, sagt Beth. Sie denkt, sie hat genug von seinem Hot Passion.
    »Hat er dir nicht geschmeckt?«
    »Doch, ich will jetzt nur etwas anderes probieren.«
    »Wie wär’s mit einem Glas Wein? Du würdest den –«
    »Ich kann ohne deine Hilfe entscheiden, was ich will.«
    »Okay.«
    »Ich nehme einen Espresso Martini.«
    »Bist du sicher?«, fragt Jimmy.
    »Ganz sicher.«
    Er zuckt die Schultern, fügt sich. Dann schnappt er sich zwei Flaschen und hält sie kopfüber über einen Edelstahl-Martinishaker. »Wie geht’s den Mädchen?«
    »Gut.«
    »Wie war Jessicas Spiel?«
    »Es war lang. Sie haben verloren.«
    »Und Soph?«
    »Sie macht sich Sorgen wegen einer Matheprüfung, denkt, sie ist durchgefallen, aber ich bin sicher, sie hat sie gut bestanden.«
    »Wie geht’s Gracie?«
    »Gut.« Sie vermisst dich. Sie alle vermissen dich .
    »Gut.«
    »Willst du gar nicht wissen, wie es Beth geht?«, fragt Petra.
    »Natürlich. Wie geht es dir, Beth?«
    »Gut.«
    »Du siehst gut aus.«
    »Danke.«
    »Deine Halskette gefällt mir.«
    Sie legt eine Hand über das Medaillon. Ihr Gesicht läuft rot an. Sie hat fast vergessen, dass sie es trägt. Bevor sie etwas erwidern kann, ist Angela wieder hinter der Bar. Diesmal zeigt sie Jimmy irgendetwas auf ihrem Handy, gewinnt sein Interesse. Sie lacht und berührt seinen Unterarm. Angelas Hand auf Jimmys Arm. Das Lachen und das Lächeln und das Flirten und die Titten konnte Beth noch verkraften, aber irgendetwas an dieser kleinen Berührung, dieser Intimität, gibt ihr den Rest.
    »Alles okay?«, flüstert Jill Beth ins Ohr. »Du siehst ein bisschen blass aus.«
    Beth nickt, beißt die Zähne zusammen und schluckt. Sie kann nicht sprechen. Wenn sie

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