Der Liebe eine Stimme geben
sie von irgendwo aus weiter Ferne kommen.
»Beth, alles okay mit dir?«, fragt Petra.
»Ich fühle mich nicht gut«, sagt Beth, wobei sie fast nur die Lippen bewegt.
»Ich fahre sie nach Hause«, sagt Petra.
»Ich bleibe noch auf einen Drink mit Georgia«, sagt Jill.
Petra bezahlt ihren und Beths Teil der Rechnung, und Georgia umarmt Beth, als sie aufsteht.
»Sie ist ein Flittchen«, sagt Georgia.
»Danke.«
»Und du bist eine Königin.«
Beth lächelt.
»Und ich liebe dein Kleid.«
»Danke.«
Jill steht auf und umarmt Beth.
»Du hast dich sehr gut geschlagen. Ich rufe dich morgen an.«
Beth nickt. Sie sieht zu Jimmy hoch, bevor sie sich zum Gehen wendet.
»Gute Nacht, Beth«, sagt Jimmy.
»Nacht, Jimmy.«
Petra nimmt ihre Hand, und sie bahnen sich einen Weg durch das Gedränge, verlassen das Salt. Verlassen Jimmy. Lassen ihn mit Angela dort zurück. Von ihm wegzugehen fühlt sich so falsch an. Irgendwo unter dem statischen Rauschen und über dem Marilyn-McCoo-Song, der noch immer in ihrem Kopf abläuft, schreit eine Stimme: Verlass ihn nicht! Geh nicht! Aber es ist spät, und sie hat genug gegessen und mehr als genug getrunken, und sie hat genug davon, Angelas Titten und Jimmys Lächeln zu sehen, daher gibt es nichts weiter zu tun, als zu gehen.
»Gute Nacht«, sagt Angelas Stimme irgendwo hinter ihr.
Es klingt, als ob Angela lächelt, vielleicht sogar hämisch grinst, aber Beth kann es nicht wissen. Sie ist schon zur Tür hinaus, und sie schaut nicht noch einmal zurück.
Petra biegt in Beths Auffahrt ein. Das Haus ist dunkel. Die Mädchen haben vergessen, das Verandalicht einzuschalten. Wenigstens sind sie zu Bett gegangen.
»Alles okay mit dir?«, fragt Petra.
»Ja.«
»Du bist zu still.«
»Es geht mir gut.«
»Du musst dich vor mir nicht zusammenreißen.«
»Ich reiße mich nicht zusammen. Es geht mir gut«, sagt Beth. Sie hat etwas Schwierigkeiten damit, das Ich reiße mich nicht zusammen klar auszusprechen. »Ich bin ein bisschen betrunken, aber es geht mir gut. Ich bin betrunken, und es geht mir gut.«
»Ihr zwei müsst wirklich bald reden und euch überlegen, was ihr tun wollt.«
»Ich weiß.«
»Trink ein bisschen Wasser und leg dich schlafen.«
»Mache ich.«
»Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch.«
Beth folgt dem Strahl von Petras Scheinwerfern zur Haustür. Es muss eine bewölkte Nacht sein, denn Beth kann weder Mond noch Sterne am Himmel sehen. Außerhalb von Petras Scheinwerfern liegt die ganze Welt in tiefem Dunkel. Die Luft ist kühl und riecht nach Salz und Fisch und Forsythien. Frühlingspfeifer kreischen rings um sie in einem lauten, schrillen Chor, nicht viel anders als die Technomusik im Salt, die ihr noch immer in den Ohren dröhnt. Sie hört Petra wegfahren, während sie die Haustür öffnet und das Licht in der Diele einschaltet.
Sie geht hoch und öffnet die Tür zu jedem Zimmer der Mädchen, um nach ihnen zu sehen. Sie liegen schlafend in ihren Betten. Süße, schöne Mädchen. Sie schaltet Sophies Computer aus und wirft ihre schmutzigen Kleidungsstücke in den Wäschekorb; sie hängt Jessicas nasses Handtuch an einen Haken im Bad; und sie deckt Gracie wieder zu. Sie geht hinunter in die Küche und schenkt sich ein großes Glas Wasser ein.
Als sie wieder oben ist, bleibt sie in der Diele stehen und starrt auf die Fotos an der Wand. Sie betrachtet Jimmy, der ihren Rock berührt, und sie sieht wieder Angela vor sich, die seinen Arm berührt, und Wut, gefärbt mit Demütigung, wallt in ihr auf, wird größer. Auf einem anderen Foto trägt sie das Medaillon, das er ihr geschenkt hat, das Medaillon, das sie jetzt trägt und das ihm heute Abend an ihr aufgefallen ist.
Sie erträgt es nicht. Sie erträgt es nicht, noch ein einziges Mal durch diese Diele zu gehen, seine lächelnden Zähne zu sehen, seine Hand auf ihr, das Medaillon um ihren Hals, die Lüge ihrer perfekten Ehe, seinen Betrug, der sich jedes Mal über sie lustig macht, wenn sie vom Wohnzimmer in ihr Schlafzimmer geht, von ihrem Schlafzimmer ins Bad. Sie hat genug davon. Genug.
Sie beginnt mit dem Hochzeitsfoto. Sie öffnet den Verschluss, entfernt die Rückwand und die Pappverstärkung darunter, reißt das Foto heraus und hängt den leeren Rahmen wieder an die Wand. Dasselbe tut sie methodisch, schwer atmend, mit jedem Foto, bis sie alle auf einem hübschen, ordentlichen Stapel hat.
Sie setzt sich in der Diele auf den Boden und blättert sie durch. Sie kommt zu dem jüngsten Foto, dem vom
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