Der Liebe Gott Macht Blau
allerdings setzen. Du solltest keine neuen Pflanzen- oder Tierarten auf der Erde erschaffen. Die Versuchung mag groß sein, aber ich warne dich, mach keine Experimente mit neuen Arten. Wie du an der Entwicklung des Menschen siehst, ist nicht mal ein erfahrener Gott bei der Schöpfungsarbeit immer erfolgreich. Auch solltest du es vermeiden, neue Stämme oder Völker zu bilden. Die bereits existierenden machen schon genug Probleme.«
Im Stillen dachte Pirjeri, dass er, wenn er erst mal eigenmächtig die Geschicke der Welt lenken durfte, sehr wohl wusste, was zu tun war. Der Weltfrieden musste gefestigt und die ökologischen Probleme mussten gelöst werden, der Himmel musste verlegt werden, weg aus dem verfallenen Schloss, am liebsten nach Finnland, und außerdem musste für die Tiere ein eigener Himmel gegründet werden. Pirjeri war ein tierliebender Charakter.
Der Erzengel Gabriel widmete sich nun dem Geburtenproblem. Es war eine zweischneidige Angelegenheit: Die Menschen sollten sich zwar fortpflanzen, aber nicht zu sehr. Sie hatten bereits die Erde bevölkert. In einigen Regionen vermehrten sich die Menschen wie die Fliegen, während beispielsweise in Skandinavien nur wenigeKinder geboren wurden, dort ging die Bevölkerungszahl sogar zurück. Das Problem bestand darin, dass es nicht möglich war, die Sexualität des Menschen einzudämmen, speziell in den Entwicklungsländern. Wieso? Wenn zum Beispiel in Kamerun bei den Männern der Sexualtrieb vermindert würde, würde dies auch die übrigen Männer auf der Welt treffen, in gleicher Stärke. So könnte man zwar in Kamerun die Geburtenrate drosseln, aber gleichzeitig käme man beispielsweise in Schweden in eine Situation, in der die Männer überhaupt kein Interesse mehr an ihren Frauen hätten. Es gäbe dort keine Geburten mehr, und die Schweden würden aussterben. Das konnte ja nun nicht Gottes Wille sein. Überhaupt war die Sache mit dem Geburtenüberschuss kompliziert. Gerade in den Entwicklungsländern machten sich scharenweise diverse Götter zu schaffen, die entschieden für eine Förderung der Gebärfreudigkeit waren. Bisher hatte man das Problem zu bewältigen versucht, indem man in den armen Ländern entsprechend die Sterblichkeitsrate erhöht hatte. Diesen Part übernahm der Erzfeind mit Freuden. Die Methode war jedoch eine Notlösung und moralisch verwerflich.
»Abschließend kommen wir zum traurigsten Problem der Menschheit, zu Krieg und Gewalt«, referierte der Erzengel Gabriel. »Sie wissen ja, dass auf der Erde ein unablässiger Kampf zwischen Gut und Böse tobt. Es geht dabei um den Grundcharakter des Menschen; in jedem von ihnen, und warum nicht auch in den entwickeltsten Tieren, gibt es sowohl Gutes als auch Böses. Ursprünglich sollte der Mensch durch und durch gut sein, aber im Verlaufe des langen Schöpfungsprozesses geschah etwas Unfassbares. Wir vermuten, dass es dem Erzfeind gelang, denSchöpfungsakt zu stören. Der Schaden ist enorm, und alles Leid auf der Erde resultiert daraus. Wir hier im Himmel streben an, dass das Gute die Oberhand gewinnt, das ist natürlich klar.«
»Ich sehe mich gezwungen zuzugeben, dass mir bei der Erschaffung des Menschen ein Fehler unterlaufen ist. Ich habe mir schon oft gesagt, dass ich den Menschen, dieses Wesen, das mir gleicht, lieber nicht hätte erschaffen sollen. Aber was geschehen ist, ist geschehen, gegen den Menschen ist nichts mehr zu machen, es sei denn, man ließe die Welt untergehen«, äußerte Gott bedauernd.
»Man muss einfach lernen, mit den Menschen zu leben«, konstatierte Petrus.
Zusammenfassend wurde festgehalten, dass Pirjeris schwierigste Aufgaben folgende sein würden: die Abwehr von Kriegen, der Versuch, das Gute im Menschen zu wecken, sowie die väterliche Überwachung jeder Art, soll heißen: eine ständige Beobachtung aller Ereignisse. Damit hätte er jede Menge zu tun.
Pirjeri fragte, ob es nicht möglich wäre, Gesprächskontakt mit dem Erzfeind herzustellen. Könnte man nicht versuchen, das Problem zwischen Gut und Böse auf dieser Ebene zu klären? Wo versteckte sich eigentlich dieser Erzbösewicht, und wo befand sich die Hölle?
Gott erwiderte müde:
»Es wäre natürlich ein Leichtes, die Geschicke der Welt zu lenken, wenn wir Götter das Böse durch Verhandeln ausrotten könnten. Leider ist das Böse so verbreitet und stark und durch und durch infam, dass sich mit ihm nicht mal verhandeln lässt, es würde nur versuchen, auch uns in seinen Bann zu ziehen. Den letzten
Weitere Kostenlose Bücher