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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ausgezeichnet, und warum nicht auch vom religiösen Standpunkt her, trotzdem war die Bibel nicht die Anleitung für die Arbeit Gottes.
    »Ein lustiges Buch alles in allem, man kann es nicht lesen, ohne sich zu amüsieren«, das war es, was Gott über die Bibel zu sagen hatte. Pirjeri war über diese Stellungnahme erleichtert. Er fühlte sich wohlig entspannt, Gott war ein sympathischer Gentleman, charismatisch und herzlich, in seiner Gesellschaft ließ es sich gut aushalten und plaudern.
    Die finsteren Täler des nächtlichen Gebirges wurden langsam heller, die schwarz gefiederten Raben verschwanden vom Himmel, die Fledermäuse versteckten sich vor der aufgehenden Sonne in den feuchten Gewölben des Schlosses. Im Osten, hinter den fernen Wäldern, zeigten sich die ersten goldroten Strahlen der Sonne. Die Sterne erloschen, der Mond verlor seinen kalten Glanz. Der Morgen brach an.
    Gabriel, Petrus und Pirjeri erhoben sich. Pirjeri drückte noch einmal die Hand des väterlich lächelnden Gottes, und dann führte man ihn ein paar Treppen hinunter in eine Nonnenzelle, sein Schlafgemach. Er entledigte sich seiner Kleider, zog den Pyjama an, den ihm Eija Solehmainen geschenkt hatte, und setzte sich auf die Bettkante. Auf dem Nachtschrank standen Wein und geräucherter Stör bereit. Pirjeri schlug seine Zähne in den fettigen Fischschwanz, nahm einen Schluck Wein und konnte sich nicht genug wundern, wie das Leben manchmal so spielte. Noch vor zwei Wochen war ihm eine Blumenvase über den Schädel geschlagen worden. Jetzt wollte man aus ihm, einem gewöhnlichen Arbeiter, den lieben Gott machen.
    Pirjeri wurde jetzt wirklich müde, er zog die Tagesdecke vom Bett und kroch zwischen die kühlen Laken. Er war so glücklich erschöpft, dass er sogar sein Abendgebet vergaß.

8
    Der Kranfahrer Pirjeri Ryynänen erwachte, als ein junger weiblicher Engel die Tür öffnete und mit einer großen Wasserkanne den Raum betrat. Der Engel hatte keine Flügel – und trug auch kein weißes Hemd, sondern ein kariertes Kleid und eine langärmelige Hemdbluse. Das Mädchen war vielleicht achtzehn Jahre alt und sprach Finnisch.
    »Herr Ryynänen, es wäre dann Zeit aufzustehen. Der heilige Petrus lässt Ihnen ausrichten, dass um elf Uhr im Hauptsaal des Schlosses Ihre letzte Mahlzeit serviert wird. Bis dahin bleibt Ihnen eine halbe Stunde.«
    Das Mädchen erzählte, dass sie vor zwei Monaten gestorben sei. Sie stamme aus Lettland, habe in Riga die Schule besucht und gerade die Zulassung für das Universitätsstudium bekommen. Sie ärgere sich maßlos, dass sie gerade zu einem Zeitpunkt hatte sterben müssen, da man sich in ihrem Land freier fühlen konnte. Damit meine sie besonders die Tatsache, dass jeder sagen und hören könne, was er wolle, oder jedenfalls fast alles. Aber sie sei im Juni von einem Auto überfahren worden, und hier sei sie nun. Sie goss Wasser in die Waschschüssel und beklagte, dass in dem alten verrotteten Schloss nichts richtig funktioniere, die Wasserleitungen seien jedenfalls sicher schon vor hundert Jahren durchgerostet.
    »Ehrlich gesagt hatte ich vom Himmel eine andere Vorstellung, hier ist alles heruntergekommen, genau wie in Russland.«
    Das Wasser jedenfalls war klar, es stammte aus einem Gebirgsbach. Der lettische Engel reichte Pirjeri ein Handtuch und entfernte sich.
    Pirjeri wusch und rasierte sich. Er überlegte, ob ihm künftig überhaupt noch der Bart wachsen würde. Wahrscheinlich nicht, wie sollte das bei einem Geist funktionieren. Der Gedanke gefiel ihm, und auf einmal wurde er so übermütig, dass er seinen batteriebetriebenen Rasierapparat durchs offene Fenster des Waschraums nach draußen warf. Er horchte, um herauszufinden, in welcher Höhe er eigentlich seine Nacht verbracht hatte. Erst nach mehreren Sekunden hörte er ein gedämpftes Geräusch, das ihm sagte, dass der Rasierapparat auf der Erde aufgeschlagen und zerbrochen war.
    Nach der Morgentoilette begab sich Pirjeri in den Hauptsaal des Schlosses. In der Mitte stand ein etwa zehn Meter langer Eichentisch, umringt von Stühlen. An der Stirnseite standen Essgeschirr und Schüsseln mit den verschiedensten lokalen Speisen bereit. Zu beiden Seiten des Tisches saßen der heilige Petrus und der Erzengel Gabriel mit zahlreichen würdevoll aussehenden Engeln verschiedenen Alters, vielleicht waren auch ein paar Heilige darunter. Als Pirjeri den Saal betrat, erhoben sich alle Anwesenden. Petrus führte ihn an die Stirnseite des Tisches. Man wartete auf

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