Der Liebe Gott Macht Blau
abgeschlossene unbedachte Kaufvertrag von selbst auflöst, ja, du bekommst sogar das Handgeld zurück.«
Zu Pirjeri sagte Gott noch, dass er normalerweise nicht Säufer von ihrem Kater zu heilen pflegte, aber in diesem Falle konnte er natürlich mal eine Ausnahme machen. Als die Sache erledigt war, verließ die Gesellschaft das Zimmerund begab sich auf die Straße. Dort bedankte sich Gott bei dem örtlichen Engel und bei Konko-Hito und wies Letzteren an, den soeben geheilten Rahikainen im Auge zu behalten.
Als sich die beiden Engel entfernt hatten, schlug Gott vor, gemeinsam mit Pirjeri eine kurze Runde durch die verschiedenen Teile der Welt zu drehen.
»Es kann nicht schaden, wenn du ein bisschen die Welt kennen lernst. Lass uns ein paar Krisenherde besuchen, mit denen du in meiner Abwesenheit zu tun bekommst. Begeben wir uns nach Afghanistan.«
Der allmächtige Gott und sein Stellvertreter Pirjeri Ryynänen trafen in der kargen nördlichen Gebirgsregion Afghanistans nahe der Stadt Haibak, etwa dreihundert Kilometer nördlich von Kabul, ein. Die Gegend war öde, gelblich steinige Wüste. Am Gebirgshang war eine zweispurige Militärstraße angelegt worden. Die Militärstraße zog sich quer durch eine mehrere Quadratkilometer große Ebene, die sich nach Südosten hin erstreckte.
Die beiden Götter setzten sich auf Steine am Wegrand. Es war glühend heiß, die Sitzsteine hätten einem gewöhnlichen Sterblichen den Hintern verbrannt. Pirjeri dachte bei sich, dass es in jeder Hinsicht schrecklich gewesen sein musste, in einer so gottverlassenen Einöde zu kämpfen. Nirgendwo Wasser, keine grünen Pflanzen, und über allem die sengende Sonne am blauen und doch drückenden Himmel. Ihm schien es unvorstellbar, dass in dieser Region ein Mensch überleben konnte, und das so gut, dass er noch in der Lage war, andere Menschen zu töten.
Gott ahnte Pirjeris Gedanken.
»Solche Gegenden entstanden zwangsläufig, als ich dieGebirge faltete … die Kontinentalplatten nämlich musste ich irgendwie untereinanderschieben, damit die Meere ein bisschen kleiner wurden. Schöpfungsarbeit, Pirjeri, ist ein enormes Vorhaben. Wenn du die Meere verkleinerst, hebt sich anderswo der Boden, und es entstehen zwangsläufig Gebirge und Wüsten, da ist nichts zu machen. Ich habe vielleicht ursprünglich zu viel Meerwasser auf diesem Planeten verteilt«, ergänzte Gott seine Gedanken über die Oberflächengestaltung der Erde.
Ein Skorpion mit gebogenem Schwanz kletterte an Pirjeris Hosenbein hoch. Gott schnippte mit den Fingern dagegen, und das giftige Insekt sprang herunter und schlüpfte unter einen Stein. Gott sagte:
»Auch so ein Produkt meiner Arbeit …«
Hinter der Ebene stieg gelber Staub zum Himmel auf, er wurde zu einer Wolke, und bald war dumpfes Dröhnen zu hören. Eine Panzerkolonne fuhr in die Wüste. Nach fünfzehn Minuten erreichte die Kolonne die beiden Götter. Pirjeri zählte mehr als sechzig mittelschwere Panzerwagen und weit über hundert LKW , vollgeladen mit Ausrüstung und Mannschaften. Das ohrenbetäubende Dröhnen der Dieselwagen erfüllte die ganze Gegend, die kupferrot gegerbten Gesichter der UN -Soldaten unter ihren Lederhelmen waren ernst, aber sie halfen nach einem Krieg, der Jahre gedauert und den niemand gewonnen hatte.
Nach Meinung Gottes war das ein Anblick, der erfreute. Da kam eine Armee, nachdem eine andere sich aus einem fremden Land zurückgezogen hatte, weil sie zur Vernunft gekommen war.
10
Der allmächtige Gott beobachtete gedankenverloren die im Staub verschwindenden Panzer. Er erklärte, dass auch dies die Folgen eines Krieges seien, den der Satan persönlich angezettelt hatte, wie generell alle Kriege. Jeder Krieg hatte seine Ursache, jeder Angreifer seine Motive, und immer steckte der Satan dahinter.
»Pirjeri Ryynänen, du wunderst dich vielleicht, warum ich dich durch die Welt und an so traurige Orte schleppe. Dazu habe ich einen guten Grund. Bevor du Gott wirst, musst du einen Vorgeschmack auf deinen schlimmsten Gegner, den Satan, bekommen. Wir sind keine Touristen, sondern wir suchen den Satan. Er treibt sich gerade an solchen Orten herum, auf Schlachtfeldern, dort, wo Blut fließt und Leid herrscht.«
Pirjeri erschauerte. Sie waren also auf der Suche nach dem Satan. Was sollte er machen, wenn sie auf den Erzfeind selbst stießen? Hätte er, Pirjeri, das Zeug, gegen das Böse zu kämpfen, wenn er ihm direkt ins Angesicht schauen würde?
»Hab keine Angst, Ryynänen. Ich bin an deiner
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