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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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hatte Krafft seine Kollegen so in die Irre führen wollen. Niemand in Reihen der Sonderkommission zweifelte noch daran, dass man »den Richtigen« suchte. Am 7. August 1985 erließ das Amtsgericht Heilbronn Haftbefehl. Und einen Tag später meldete Bild: »Hammermörder – Polizei jagt Kollegen.«
    Am 9. August wurde Krafft geschnappt. Beim Verhör gab er an, er sei »nur wegen privater Probleme« so überstürzt aufgebrochen, habe »aussteigen« wollen, eines Mädchens wegen. Doch niemand glaubte ihm »diese Geschichte«. Die Ermittler waren fest davon überzeugt, den »Hammermörder« überführt zu haben.
    Fall 2:
    Berlin-Neukölln, Silbersteinstraße 71, erster Stock, rechts. In der dortigen Wohnung fand man am 13. Oktober 1984 Elisabeth Borgers, in ihrem Bett liegend, tot. Die 77-jährige Vermieterin war zweifelsfrei ermordet worden – der Täter hatte der alten Dame mehrere Rippen gebrochen, sie anschließend erwürgt.
    »Wissen Sie, warum wir zu Ihnen kommen?«, fragte die Polizei. Jürgen Fricke, berufsloser Sozialhilfeempfänger, wohnte im selben Haus wie das Opfer. Der 20-Jährige antwortete: »Ist es wegen Frau Borgers und dem Geld?« Die Beamten nickten. Sie hatten in der Wohnung der Getöteten einen Brief an Fricke gefunden, der ein mögliches und plausibles Mordmotiv offenbarte: »Ich fordere Sie auf die Miete für den Monat August zu bezahlen (…) und das geliehene Geld. (…) Wenn Sie nicht können zahlen geben Sie sofort die Wohnungsschlüssel ab. Ich habe mich in Sie getäuscht. Hochachtungsvoll Frau Borgers.«
    Die Beamten nahmen den jungen Mann mit ins Präsidium, verhörten ihn. Fricke erzählte, wie er im Juli 1983 bei Frau Borgers eine Wohnung gemietet, wie er sich regelmäßig Geld von ihr geborgt, wie sie ihm schon mal etwas Brot geliehen habe, wenn er die Sozialhilfe mal wieder an einem Automaten verspielt hatte. Auch am Donnerstag, dem 13. Oktober, habe er sich Geld leihen wollen, am späten Nachmittag. »Ich habe zweimal geschellt, aber Frau Borgers hat nicht aufgemacht«, erklärte er den Beamten. Man ließ ihn gehen.
    Doch schon einen Tag darauf holte ihn die Kripo wieder ab. Zwei Mitbewohner des Hauses hatten Fricke belastet. Sie wollten einen heftigen Streit zwischen dem jetzt Hauptverdächtigen und Frau Borgers beobachtet haben, im Hausflur, einen Tag vor der Tat. Fricke erzählte den Beamten nun eine ganz andere Geschichte: Die Frau habe ihm doch die Tür geöffnet an jenem Tag, gegen 9 Uhr. »Na, Herr Fricke, melden Sie sich auch mal wieder«, habe sie zu ihm gesagt. »Ich wollte Geld, sie gab mir aber nichts«, berichtete er. Sie habe ihn aus der Wohnung werfen wollen, er habe das aber verhindert, seinen Fuß in die Tür gestellt. Und weiter: »Ich habe sie zurückgeschubst, und dann ist sie auf den Boden gestürzt, so dass sie mit dem Rücken an der Wand war.« Beharrlich stellten die Kriminalisten immer dieselben Fragen, ließen nicht locker. Manche Aussage des Verdächtigen stimmte nicht mit den objektiven Befunden am Tatort überein. Schließlich verbesserte Fricke: »Der Vorfall hat sich doch etwas anders abgespielt. Ich hatte sie nicht hochgehoben und hingesetzt, sondern an den Kittel genommen und noch mal in die Ecke geworfen.«
    Auch die von Fricke genannte Tatzeit passte nicht. Das Opfer war nachweislich am frühen Abend getötet worden, und nicht morgens. »Ist es richtig, dass Sie schon um 9 Uhr in der Wohnung waren? Bleiben Sie dabei?«, wurde nachgefragt. Da antwortete Fricke: »Nein, es war abends. Ich habe mich in der Zeit vertan. So gegen 18 Uhr oder 18.30 Uhr ist es passiert.« Und wenig später beichtete der Mann auch, wie er die Frau umgebracht hatte: »Ich habe ihr mehrmals ins Gesicht geschlagen, legte meine Hände um ihren Hals und drückte längere Zeit zu. Dann ging ich in die Küche und holte so ein Brett mit so einem Griff dran und schlug es ihr auf den Kopf, mehrmals mit der Kante. Als sie tot war, habe ich sie auf das Bett gehievt.« Auch berichtete Fricke, dass die alte Dame ihr Gebiss nicht im Mund gehabt habe.
    All das passte zum Tatortbefund der Kripo. Das Holzbrett lag genau an der beschriebenen Stelle, auch das Gebiss fehlte. Und man hatte obendrein in der Wohnung des Opfers Fingerspuren des Verdächtigen gefunden.
    Während der Untersuchungshaft widerrief Fricke sein Geständnis. Doch niemand glaubte dem jungen Mann. Denn alles sprach gegen ihn: die Spuren in der Wohnung des Opfers, das Motiv, reichlich Indizien – und sein eigenes

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