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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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kennengelernt.
    Von diesem Erlebnis hatte sie auch ihrer Mutter erzählt: »Ich habe einen netten jungen Mann getroffen, aber mich nicht verabredet.« Aber Peter Seiffert hatte an dem Abend gut zugehört. Er hatte nämlich aufgeschnappt, dass Helga am Montag zu einem bestimmten Zahnarzt musste. Als sie von der Behandlung zurückgekommen war, hatte Peter vor der Praxistür gestanden. »Aber sie hatte zu starke Zahnschmerzen, um sich zu verabreden«, erklärte ihre Mutter der Kripo.
    Peter Seiffert war nach Ansicht seiner Freunde und Arbeitskollegen »ein ordentlicher Junge aus guter Familie«. Einer seiner Brüder war Arzt, der zweite Verwaltungsbeamter, der dritte Regierungsangestellter. Die Eltern waren bei einem Verkehrsunfall drei Jahre zuvor ums Leben gekommen. Ein Freund berichtete über seine letzte Begegnung mit Seiffert: »Er war sehr aufgekratzt, hat mir von der jungen Dame erzählt. Er wusste nur ihren Vornamen: Helga. Er wollte sie unbedingt wiedersehen.«
    Zweifelsfrei hatten die Vermissten einen einwandfreien Leumund, und es ergaben sich auch keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sie insbesondere im Umgang mit fremden Menschen vertrauensselig, unvorsichtig oder leichtfertig gewesen wären. Daraus schlussfolgerten die Ermittler, dass der Täter seine Opfer wahllos und zufällig oder nach Kriterien ausgesucht hatte, die bisher verborgen geblieben waren.

10
    Vom Rhein her wehte ein kräftiger und eisiger Wind über die Wiesen, Weiden und Äcker. Paul Bachert fluchte. Er musste kräftig in die Pedalen treten und kam doch nur mäßig voran. Der 36-Jährige war auf dem Weg in die Gemeinde Strümp, um dort die Post auszutragen.
    Hinter dem Dorf Lank-Ilverich kam er auf freies Feld. Bachert ließ das letzte Gehöft, das dem Bauern Henrichsen gehörte, hinter sich und während er sich mühsam vorwärtsarbeitete, steuerte er auf einen offenbar abgebrannten Strohhaufen zu. Den hatte er schon gestern gesehen, sich aber nichts dabei gedacht. Der Wind peitschte die Asche und die Strohreste auseinander.
    Als Bachert die Stelle passierte, flog ihm plötzlich etwas ins rechte Auge, vielleicht ein Staubkorn oder ein winziger Ascherest. Er musste anhalten, um beide Hände frei zu haben. Als er seinen Kopf nach links neigte, um sich mit der rechten Hand das Körnchen aus dem Auge zu reiben, erspähte er zufällig etwas, das ihn zunächst zweifeln und dann das Weiterfahren ganz vergessen ließ. Wahrscheinlich hatte er sich nur getäuscht und seine Phantasie ihm einen üblen Streich gespielt. Aber mit einem Mal ergab das Feuer, das er sich bis dahin nicht hatte erklären können, einen Sinn. Eine grauenhafte Vorstellung nistete sich beharrlich in seinem Bewusstsein ein – und ließ ihn nicht mehr los. Deshalb musste Bachert nachsehen, er brauchte Gewissheit.
    Er schluckte, atmete einmal tief durch, ließ das Fahrrad fallen und stapfte bedächtig zu den Überresten der Strohmiete. Ihm war unheimlich zumute. Erst als er neben dem abgebrannten Strohberg an der Stelle stand, wo er eben etwas gesehen hatte, das dort niemals hätte liegen dürfen, traute er sich, wieder hinzuschauen. Kein Zweifel – es war eine menschliche Hand, die dort zusammengekrümmt unter nicht vollständig verkohlten Strohresten hervorragte. Und als er die Stelle genauer betrachtete, stockte ihm der Atem. Bachert erkannte die Überreste zweier Menschen, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.
    Dem Mann wurde übel. Obwohl kein Grund zur Eile bestand, machte er schleunigst kehrt, schnappte sich sein Rad und fuhr so schnell er konnte in Richtung des nächsten Polizeipostens. Vollkommen außer Atem stürmte Bachert ins Büro des Dorfpolizisten in Lank-Latum: »Hinter dem Hof vom Henrichsen, wo das Stroh verbrannt ist, da liegen zwei verkohlte Leichen!«
    Schnell kam der Polizeiapparat auf Touren. Der Beamte des Polizeipostens Lank-Latum besichtigte die Fundstelle und verständigte unverzüglich seine Kollegen im Polizeipräsidium Mönchen-Gladbach. Die Ermittler des dortigen 1. Kriminalkommissariats vermuteten einen Zusammenhang mit der aktuellen Vermisstensache in der Landeshauptstadt, es wurde telefoniert. Bald darauf erschienen auch Beamte der Düsseldorfer Kripo am Ort des Geschehens.
    Da der vermutete Tatort im Zuständigkeitsbereich des Kreises Kempen-Krefeld lag und dortige »Todesermittlungsverfahren« erlassgemäß durch die »Kriminalhauptstelle« Mönchen-Gladbach zu bearbeiten waren, die Opfer jedoch aus Düsseldorf stammten und dort

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