Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
bitte mit, wir machen jetzt ein Protokoll.«
Das 1. Kriminalkommissariat übernahm die Ermittlungen, als feststand, dass Peter Seiffert Helga Kortmann tatsächlich tags zuvor mit dem schwarzen Mercedes zu Hause gegen 18.30 Uhr abgeholt hatte. Letzte Zweifel waren vom Bruder Helga Kortmanns zerstreut worden, dem der schwarze Mercedes gezeigt worden war und der spontan erklärt hatte: »Das ist der Wagen, mit dem meine Schwester abgeholt worden ist. Ich hatte noch aus dem Fenster geschaut, als die beiden eingestiegen sind.« Alle Umstände deuteten auf ein Verbrechen hin. Fraglich war nicht mehr, ob, sondern wie viele Opfer zu beklagen sein würden. Also: Mord oder Doppelmord?
Schnell fanden die Ermittler heraus, dass Seiffert seine Freundin erst eine Woche zuvor in der »Tanzstube« in Düsseldorf-Flingern kennengelernt hatte. Der 26-Jährige war von einer Bekannten seiner Freundin, die sich an diesem Samstagabend mit Helga Kortmann und ihm mehrmals kurz unterhalten hatte, auf einem Foto identifiziert worden. Über die attraktive 23-jährige Stenotypistin und ihren neuen Freund war nichts Nachteiliges bekannt, sie waren allseits beliebt, pflegten einen größeren Freundes- und Bekanntenkreis.
Die Spur des Paares verlor sich bei »Wilke«, einem Lokal im linksrheinisch gelegenen Stadtteil Oberkassel. Iris Krug, die »beste Freundin« von Helga Kortmann, berichtete, dass sie die Gesuchten noch kurz vor 22 Uhr »innig umschlungen« am Tresen habe stehen sehen. Sie habe nur kurz in ihrer Stammkneipe vorbeigeschaut und »das junge Glück nicht stören« wollen. Alle weiteren Bemühungen, mehr Licht ins Dunkel zu bringen, liefen ins Leere.
Ungewöhnlich erschien den Fahndern der Umstand, dass der schwarze Mercedes nach dem vermuteten Verbrechen in der Karl-Anton-Straße abgestellt worden war, keine 500 Meter von der Anschrift Karlstraße 88 entfernt. Dort wohnte Helga Kortmann. Niemand konnte sich erklären, warum das Auto gerade dort geparkt worden war. Zufall? Methode?
Ungeachtet dessen wurde noch am späten Abend eine Pressekonferenz einberufen, man wollte die Bürger Düsseldorfs über die Medien sensibilisieren und mobilisieren. So titelte am nächsten Morgen der Mittag: »Geheimnisvolles Verbrechen im Auto«. Der Artikel, die Vermissten in Großaufnahme zeigend, schloss schließlich mit einem Fahndungsaufruf:
»Polizei bittet um Mithilfe.
Fieberhaft wurde noch in den Nachtstunden die Fahndung nach den beiden offiziell zunächst nur vermißten Personen eingeleitet. Erst wenn sie – tot oder lebendig – gefunden worden sind, wird sich der Schleier des Geheimnisses, der über diesem Verbrechen liegt, ein wenig oder ganz lüften lassen.
Wer sah die beiden jungen Leute am Dienstagabend? Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe bei der Suche nach den Vermißten. Sie werden wie folgt beschrieben:
Seiffert: 1,83 Meter groß, schlank, blond, Haar nach hinten gekämmt, blaue Augen, schmales eingefallenes Gesicht, vorstehende Backenknochen, unreiner Teint; Bekleidung: Popelinjacke mit Samtkragen.
Kortmann: 1,64 Meter groß, untersetzt, dunkelblondes Haar, kurz geschnitten, blaue Augen, auffallend rotes Gesicht, ›Himmelfahrtsnase‹.«
Persönlichkeitsprofil und Lebensgewohnheiten der Vermissten waren für die Ermittler von großer Bedeutung, um besser einschätzen zu können, welches Opferrisiko für Helga Kortmann und Peter Seiffert bestanden hatte. Denn die Kripo unterstellte, dass das Paar »nicht zufällig, sondern gezielt ausgewählt worden war«. Falls es gelingen sollte, jene Kriterien herauszufiltern, nach denen der Täter gerade sie als profitable Opfer ausgewählt hatte, würde dies wiederum Rückschlüsse auf Charakterstruktur und Vorgehensweise des Mörders zulassen. Ein solches mentales Phantombild würde helfen, den Kreis der Verdächtigen wesentlich enger zu ziehen.
Bei ihren Freundinnen und Kolleginnen war Helga Kortmann überaus beliebt, da sie »immer hilfsbereit« und »sehr fleißig« war. Wenn sie abends nach Hause kam, half sie meist der Mutter bei der Hausarbeit. »Alle ihre Sachen hielt sie selbst in Ordnung«, erzählte Hannelore Kortmann. »Sie wollte ihre herzkranke Mutter nicht belasten.« Es kam selten vor, dass sie in der Woche spätabends das Haus verließ. Tat sie es dennoch, ging sie immer in Begleitung einer Freundin, mal ins Theater, mal ins Kino. An Wochenenden verabredete sie sich meistens mit einer Arbeitskollegin in einem Tanzlokal, und dabei hatte sie Peter Seiffert
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