Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
Personen ausfindig gemacht und befragt werden, die das Paar in der Mordnacht gesehen oder »tatrelevante Beobachtungen« gemacht haben konnten. Dazu zählte natürlich auch der Bauer, auf dessen Acker die Leichen gefunden worden waren. Und Horst Henrichsen wusste Bedeutsames zu berichten: »Ich bin so gegen 0.30 Uhr noch mal auf der Toilette gewesen, und da habe ich bemerkt, wie der Strohhaufen lichterloh gebrannt hat. Dann bin ich sofort hingelaufen, habe aber nichts Verdächtiges gesehen. Ich habe mir gedacht, dass da junge Leute gezündelt haben, das kommt immer wieder mal vor.«
Die Kripo war einen wichtigen Schritt vorangekommen, die Tatzeit konnte jetzt näher eingegrenzt werden. Helga Kortmann und Peter Seiffert waren letztmals in Düsseldorf-Oberkassel gegen 22 Uhr gesehen worden, und der Bauer Henrichsen hatte zweieinhalb Stunden später seinen Strohschober in Flammen aufgehen sehen. Während dieser Zeitspanne, nach Auffassung der Kripo »wahrscheinlich zwischen 23.30 Uhr und Mitternacht«, mussten die Opfer ihrem Mörder begegnet sein. Den Tatort vermutete man an der Rheinfront zwischen Düsseldorf und Kaiserswerth oder linksrheinisch in der Region zwischen Oberkassel und Lank. Alle infrage kommenden »Liebesparkplätze« wurden inspiziert – jedoch ohne brauchbares Ergebnis.
Nachdem zunächst lediglich ein Projektil gefunden wurde, aber keine dazu passende Verletzung bei Peter Seiffert hatte festgestellt werden können, brachte nun eine Röntgenuntersuchung Licht ins Dunkel. Demnach war das Geschoss links der Kinnspitze eingedrungen, am linken Unterkieferast abgeprallt und schließlich in den Weichteilen vor der Wirbelsäule stecken geblieben. Der Obduzent Dr. Heinz Otten erinnerte sich an eine von ihm einige Jahre zuvor begutachtete Schussverletzung, die frappierende Übereinstimmungen erkennen ließ: Das Opfer hatte auch einen »relativen Nahschuß« erhalten, das Projektil ebenfalls den Unterkiefer links durchschlagen. Dr. Wilhelm Stürmann war an dieser Verletzung gestorben, am 7. Februar 1953, gegen 23 Uhr. Er war zusammen mit seinem Freund Ernst Littek auf einem »Liebesparkplatz« von zwei unbekannten Männern überfallen worden. Dr. Otten wies die Kripo auf diese »eklatanten« Ähnlichkeiten hin und vermutete »denselben Täter«.
Gleichwohl erkannten die Fahnder mehr Unterschiede als Übereinstimmungen. Im Fall Dr. Stürmann ging man von einem »klassischen Raubmord« aus; die »Liebespaar-Morde« hingegen sollten einen »sexuell-sadistischen Hintergrund« haben. Und es waren unterschiedliche Waffen benutzt worden. Dass es bei zwei Verbrechen ein vergleichbares Verletzungsmuster gab, war lediglich ein »schwaches Indiz«. Die Experten der Kripo glaubten an einen »bedeutungslosen Zufall«.
Die Ermittler waren jedoch davon überzeugt, dass sowohl Lieselotte Ingensandt und Wilfried Mehnert als auch Helga Kortmann und Peter Seiffert durch denselben Täter getötet worden waren. Es gab zwar »keinen gerichtsfesten Beweis«, aber zahlreiche Indizien. In einem internen Bericht hieß es zu den Tatumständen und dem nunmehr unterstellten Motiv:
»Tatsachen und Schlüsse aus beiden Fällen drängen folgende Parallelen auf:
Opfer: Liebespärchen in einem Pkw.
Tatzeit: Um Mitternacht.
Tatausführung: Mehrere Schläge mit einem Werkzeug auf den Kopf. Der Vergleich der starken Verletzungen an Kopfhaut und Schädeldach zeigt nach Lage und Art der Verletzungen bei den weiblichen Leichen besonders starke Ähnlichkeit. Es ist anzunehmen, daß die männlichen Opfer zuerst getötet wurden.
Verhalten nach der Tat: Sofortige Beseitigung der Opfer, Wagen und der Spuren. Die Unterschiedlichkeit des Vorgehens in beiden Fällen ist durch Witterungsverhältnisse zu erklären.
Mutmaßliches Motiv: Sexuelle Abartigkeit, die ihre Befriedigung erzielt in der Beobachtung der Wirkung, die das Töten des männlichen Opfers auf die Frau hat? Notzuchtverbrechen an den weiblichen Opfern bei Kortmann nicht nachzuweisen, bei Ingensandt nicht erfolgt.
Nachfolgende Entwendung von (nur) Bargeld möglich, daher auch Raubmotiv nicht ausgeschlossen. (Aber Schmuck und Wertgegenstände bei den Leichen.)
Möglich: Beide Motive nebeneinander.
Täter: Möglicherweise Alleintäter. Für Tatgehilfen spricht im Falle Ingensandt-Mehnert die zur Nachtzeit von Verkehrsverbindungen entfernt gelegene Fundstelle;
im Falle Kortmann-Seiffert das Transportieren von zwei Leichen aus dem PKW in den Strohschober und – in beiden Fällen – das
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