Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
alles sagen sollen. Aber ich hatte eine solche Angst, dass meine Frau mich dann verlassen würde. Das wollte ich nicht riskieren.«
Köhler hatte sich von der »sanften Tour« mehr versprochen. Herausgekommen war dabei jedoch nur ein Geständnis, das ihn nicht weiterbrachte. Er musste den Druck erhöhen, und es wurde jetzt Zeit, seinen letzten Trumpf auszuspielen. Mit scharfem Ton fragte er: »Mein lieber Mann, was glauben Sie denn, was wir in Ihrem Wagen gefunden haben?«
Stahlschmidt lächelte nur gequält.
»An Ihrer Hose, an Ihrem Hemd, an Ihrem Jackett – jede Menge Blut!« Köhler kannte das Untersuchungsergebnis noch nicht, aber er nahm es einfach vorweg – auch wenn diese List illegal und eine solche Vorgehensweise eine »verbotene Vernehmungsmethode« war. Der Kommissar behauptete dann lautstark: »Es ist das Blut von Helga Kortmann und Peter Seiffert! Es ist aus, mein Lieber. Das Spiel ist aus!«
Stahlschmidt war vollkommen überrascht. Er brauchte eine ganze Weile, um sich zu sammeln. »Aber Herr Kommissar«, entgegnete er energisch, »das Blut ist doch von mir. Vor zwei Tagen bekam ich plötzlich während der Fahrt furchtbares Nasenbluten. Das kommt bei mir häufiger vor. Ich hatte kein Taschentuch zur Hand und konnte auch nicht sofort anhalten, da war zu viel Verkehr. Deshalb ist alles auf meine Klamotten getropft, auch auf die Hose. Ich verstehe das nicht! Das kann doch nicht sein!«
Köhler musste einsehen, dass er das Spiel nicht zu weit treiben durfte. Trotzdem unternahm er noch einen letzten Versuch: »Und warum haben Sie heute Morgen vor Angst regelrecht gezittert, als wir Sie abholen kamen? Sie hatten doch gar keinen Grund – angeblich!«
Stahlschmidt gab nicht nach. »Begreifen Sie das denn nicht!«, erklärte er vollkommen aufgebracht. »Ich habe doch die vielen Geschichten mit den jungen Mädchen gehabt. Vielleicht war irgendetwas passiert, vielleicht hat wieder eine gequatscht. Und dann kommen Sie zu dritt, und neben mir steht meine Frau, die von alledem keine Ahnung hat. Ist doch klar, dass ich nervös bin. Das müssen Sie doch verstehen, Herr Kommissar!«
Köhler war mit seinem Kriminalisten-Latein am Ende. Weitere Versuche, den Mann zu einem Geständnis zu bewegen, würden jetzt scheitern müssen. Stahlschmidt war zu wehrhaft, zu beharrlich, hatte jede Attacke pariert, sich immer wieder herausreden können. Jetzt blieb nur noch eine Möglichkeit: »Herr Stahlschmidt, Sie sind vorläufig festgenommen«, eröffnete Köhler dem Mann betont sachlich. »Sie stehen unter dem dringenden Tatverdacht, Helga Kortmann und Peter Seiffert am 7. Februar ermordet zu haben. Sie werden morgen dem Haftrichter vorgeführt.«
Stahlschmidt senkte resignierend den Kopf, faltete die Hände – und schwieg. Wenig später wurde er in eine Zelle des Präsidiums gesteckt. Gespannt erwartete das Team der Mordkommission jetzt das Untersuchungsergebnis des Landeskriminalamtes, das für den nächsten Tag angekündigt worden war.
14
Es gab genau eine Meldung, die bei der Düsseldorfer Polizei in diesen Tagen hektische Betriebsamkeit auslösen würde: »Liebespaar vermißt.« Seit dem Verschwinden von Helga Kortmann und Peter Seiffert hatte es das nicht mehr gegeben. Manchmal sind keine Nachrichten eben auch gute Nachrichten.
Doch es sollte anders kommen. Am 24. Februar erschien um 9.10 Uhr Karl Appelt im Präsidium und erzählte eine Geschichte, die die Düsseldorfer Kripo schlagartig in Alarmbereitschaft versetzte: »Meine Frau und ich waren gestern Abend mit meinem Sohn Harald und seiner Frau zum Essen verabredet. Die beiden wohnen in Berlin und machen eine Rundreise durch Deutschland. Sie sind mit dem Auto unterwegs. In Düsseldorf wollten sie Zwischenstation machen, und da haben wir sie natürlich eingeladen. Sie wollten gestern zu uns kommen, um 19 Uhr zum Abendessen. Harald hat noch gestern Mittag angerufen und erzählt, dass sie gut in Düsseldorf angekommen wären und vorher in die Stadt wollten. Er hat noch gefragt, ob es uns recht wäre, wenn sie etwas früher kämen. Aber es kam niemand. Mein Sohn hat sich seitdem auch nicht mehr gemeldet. Ich kenne meinen Sohn. Er ist sehr verlässlich. Und wenn er seinen Eltern sagt, er kommt zu einer bestimmten Zeit, dann kommt er auch. Wir haben natürlich auch von diesen schrecklichen Morden gehört, und wir machen uns große Sorgen.«
Sofort lief eine Großfahndung an. Gesucht wurde nach einem silbergrauen Mercedes 3500 »Bluna«, Baujahr 1951,
Weitere Kostenlose Bücher