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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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konnten »keine Hinweise auf Fremdeinwirkung« gefunden werden. Und eine Untersuchung der Pistole ergab, dass die Projektile »zweifelsfrei« mit dieser Waffe verfeuert worden waren.
    Der Grund für dieses Drama offenbarte sich zwei Tage nach dem Auffinden der Leichen, als den Familien der Getöteten zwei Briefe zugestellt wurden. In dem Schreiben an seine Eltern, datiert vom und abgestempelt am 24. Februar in Düsseldorf, berichtete Harald Appelt von einer unheilbaren Krebserkrankung seiner Frau. Er habe schon vor Monaten davon erfahren, aber seine Eltern damit nicht belasten wollen. Die bittere Konsequenz: »Ohne Marga kann und will ich nicht leben! Ich hoffe auf Euer Verständnis. In Liebe, Harry.« Warum das Paar die Einladung zum Abendessen angenommen und sich noch wenige Stunden vor ihrem Tod bei den Eltern gemeldet hatte, blieb ungewiss. Vermutlich war es ein spontaner Entschluss gewesen, allem ein Ende zu setzen. Die Ermittlungen wurden schließlich eingestellt, der Fall zu den Akten gelegt.

15
    Mit eintägiger Verspätung erreichte die Mordkommission am 26. Februar das Gutachten des Landeskriminalamtes. Bei der Untersuchung der Blutspuren an der Kleidung von Joachim Stahlschmidt war ausschließlich die seltene Blutgruppe »B negativ« festgestellt worden. Doch keinem der Doppelmord-Opfer konnte dieser Befund zugeordnet werden. Allein der Verdächtige hatte diese Blutgruppe. Da auch bei der Durchsuchung seiner Wohnung kein weiteres Beweismaterial gefunden worden war, musste Stahlschmidt aus der Untersuchungshaft entlassen werden – der »dringende Tatverdacht« war nach Auffassung des Amtsgerichts »nicht mehr begründbar«. Deshalb hatte der Mann nicht als unschuldig zu gelten, aber der Kripo war ein probates Mittel entzogen worden, um sich mit ihm besonders intensiv befassen zu können. So wurde Stahlschmidt ein Fall für die Akte »überprüfte Verdächtige« – bis auf Weiteres.
    Am selben Tag erschien Ursula Holtkamp bei der Mordkommission. Die junge Frau hatte von dem Doppelmord in Lank-Ilverich erst kurz zuvor durch Nachbarn erfahren. Sie war mit ihrer Familie frühmorgens am 9. Februar nach Dänemark abgereist und hatte deshalb zunächst nichts mitbekommen. Schlagartig war ihr nun aber bewusst geworden, dass sie in der Nacht zum 8. Februar dem mysteriösen Mörder begegnet sein musste, als sie kurz nach Mitternacht die Strohmiete und den dunklen Wagen passiert hatte.
    Ursula Holtkamp erzählte den Beamten, was sie erlebt hatte. Die Fahnder witterten Morgenluft. Erstmals bestand die Möglichkeit, sich den mutmaßlichen Serienmörder beschreiben zu lassen. Und dass er es gewesen sein musste, daran zweifelte niemand. Allerdings blieb die Täterbeschreibung der Zeugin sehr vage: »Zwischen 1,70 Meter und 1,80 Meter groß, dunkle Haare, schlank, dunkle Kleidung.« Genauer hatte Ursula Holtkamp den Mann nicht erkennen können. Überdies waren alle Angaben mit einem »wahrscheinlich« oder »vielleicht« behaftet. Damit blieb das Profil des Gesuchten weiterhin unscharf. Und dass die Zeugin nur einen Mann gesehen hatte, musste nicht auch zwangsläufig bedeuten, dass sonst niemand am Tatort gewesen war. Vielleicht hatte der zweite Täter die Frau rechtzeitig gehört oder gesehen, oder er war von seinem Komplizen früh genug gewarnt worden und hatte sich versteckt gehalten. Wieder war man einer Spur ins Nichts gefolgt.
    Obwohl von dem Mörder bisher ausschließlich Liebespaare attackiert worden waren, hatte das Grauen nicht nur die Opfer selbst gepackt und überwältigt. Denn sie hatten alle Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde, Bekannte – und auch sie wurden unversehens mitgerissen in den dunklen Schlund der Verzweiflung. Obwohl die Verantwortlichen im Düsseldorfer Polizeipräsidium Gegenteiliges predigten, niemand war mehr sicher, nichts schien undenkbar – so jedenfalls dachten und empfanden viele Bürger. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung war empfindlich gestört, die hässlichen Morde des »Untiers« avancierten zum Stadtgespräch. Düsseldorf glich einem Ameisenhaufen, in dem eine »Bestie« scheinbar wahllos und nach Belieben herumtrampelte.
    Das »deutsche Paris« befand sich gleichermaßen in einem medialen Ausnahmezustand, die »ungeheuerlichen Morde« wurden bald auch von überregionalen Blättern fachmännisch ausgeschlachtet. Während die Kripo angeblich »verzweifelt« nach einem »blutgierigen Mörder« fahndete, erkannten findige Reporter diverser Boulevard-Zeitungen und bunter

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