Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
polizeiliches Kennzeichen KB 348-203 – und dessen Insassen. In Reihen der Mordkommission befürchtete man das Schlimmste. Hinweise auf einen Verkehrs- oder Unglücksfall gab es nicht, eine Selbstmordabsicht des Paares war nicht erkennbar. Hatte der »Liebespaar-Mörder« wieder zugeschlagen? Oder gab es einen »Nachahmungstäter«, der die Ermittler auf eine falsche Fährte locken wollte und der nur nicht wusste, dass die Kripo in Joachim Stahlschmidt bereits den »Düsseldorfer Mörder« gefasst zu haben glaubte?
Noch am selben Tag sollte sich das Schicksal der Gesuchten aufklären, als gegen 18.30 Uhr Manfred Schuster auf dem 6. Polizeirevier erschien. Der 65-jährige Rentner berichtete aufgeregt: »Ich bin eben mit meinem Hund am Aaper Wald spazieren gewesen. Da stand am Straßenrand ein silbergrauer Mercedes. Habe mir erst nichts dabei gedacht. Kommt ja häufiger mal vor, dass da ein Wagen steht. Aber dann habe ich gesehen, dass das linke Fenster heruntergekurbelt war, obwohl es doch so kalt war. Das kam mir so komisch vor. Da bin ich hin und habe geguckt. Und dann habe ich die beiden gesehen: ein Mann und eine Frau. Überall war Blut im Auto. Furchtbar!«
Zwanzig Minuten später erschienen die Experten des 1. Kriminalkommissariats am Ort des Geschehens. Ihnen bot sich folgendes Bild: Der Wagen parkte am rechten Rand des Bauernhäuser Weg, einer abgelegenen Verbindungsstraße am nördlichen Rand des Düsseldorfer Stadtwalds, etwa 500 Meter vom nächsten Gehöft entfernt. Der Zündschlüssel steckte. Schnell stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um Harald und Marga Appelt handelte. Die Ermittler fanden ihre Personalpapiere. Soweit sich dies beurteilen ließ, schien dem Paar nichts geraubt worden zu sein: Schmuck und Ringe waren genauso vorhanden wie ihre Brieftaschen. Insgesamt zählten die Kriminalisten 435 Mark und 57 Pfennig Bargeld.
Der »regelgerecht bekleidete« Leichnam von Harald Appelt befand sich auf dem Fahrersitz, der Oberkörper war leicht nach links geneigt, der Kopf ebenfalls, an der linken Schulter teilweise aufliegend. Seine Frau wurde auf dem Beifahrersitz gefunden, zusammengesunken, den Kopf an die Scheibe gelehnt. Auch hier waren »keine Manipulationen der Bekleidung« festzustellen. Das Blutspurenbild ließ zweifelsfrei erkennen, dass die Verletzungshandlungen innerhalb des Wagens passiert sein mussten.
Bei Harald Appelt wurde an der rechten Schläfenseite zwei Zentimeter oberhalb des Ohres eine Einschussverletzung »mit deutlich runder Stanzmarke und Eintrocknungen« erkannt. Von diesem Einschuss lief am vorderen Rand der Ohrmuschel »eine breite eingetrocknete Blutrinnspur nach dem rechten Kieferwinkel«. Im rechten Gehörgang und an der Ohrmuschel war ebenfalls »eingekrustetes Blut«. Ein »1,4 Zentimeter breiter, eng begrenzter und gleichmäßiger Schmauchhof« ließ einen »aufgesetzten Pistolenschuss« vermuten.
Auch Marga Appelt hatte offenbar eine Schussverletzung erlitten. Über dem linken Stirnhöcker war eine 1,5 Zentimeter große, »unregelmäßig begrenzte Öffnung mit zackigen, zerfetzten Rändern im Schädeldach und in der Kopfschwarte« vorhanden. Aus dieser Wunde traten Knochensplitter heraus. Demnach hatte Marga Appelt das Projektil mitten in die Stirn getroffen.
Die vermeintliche Tatwaffe wurde im Fußraum des Wagens gefunden. Unweit davon lagen zwei Geschosshülsen. Es handelte sich um eine Pistole »Walther PPK«, Kaliber 7,65 Millimeter, Seriennummer 116760. Die Waffe war entsichert, das Magazin leer.
Beide Opfer mussten »absolute Nahschüsse« erhalten haben. Denn im Anfangsteil der Schusskanäle waren durch Pulvergase hervorgerufene »deutliche Schwärzungen« erkennbar, und die Kopfhaut war »mehrstrahlig aufgeplatzt«.
Der Tatortbefund ließ noch keine abschließende Bewertung zu. Warum sich diese Bluttat ereignet hatte, blieb zunächst offen. Nur wer geschossen hatte, ließ sich mit Gewissheit sagen. Eine »Schußhanduntersuchung« hatte lediglich bei Harald Appelt den Nachweis von Schmauchspuren ergeben. Der 33-Jährige musste demnach die tödlichen Schüsse abgegeben haben. Die Ermittler vermuteten einen »gemeinsamen oder erweiterten Suizid«. Also hatte Harald Appelt seine Frau entweder gegen ihren Willen getötet und danach sich selbst gerichtet oder das Paar hatte sich dazu entschieden, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden.
Auch das Ergebnis der Obduktionen bestätigte die Annahme der Kripo. Neben den »tödlichen Schußverletzungen«
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