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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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sie gefahren? Wer hat nach 22 Uhr den schwarzen Mercedes oder einen anderen Wagen in Oberkassel, Heerdt, Lörick, Büderich oder auf der Straße oder einem Weg in Richtung Lank-Ilverich oder zurück beobachtet?
    (…)«
    Auch der Ermittlungsabschnitt »Liebespaare« forcierte die Öffentlichkeitsfahndung, in jeder Düsseldorfer Tageszeitung wurde ein entsprechender Appell platziert:
    »Auch der kleinste Hinweis hilft der Polizei weiter – jede Meldung wichtig!
    Die Mordkommission wäre dankbar, wenn alle Paare, die rechts- oder linksrheinisch in Düsseldorf oder in der Nähe Düsseldorfs einsam geparkt haben, alle Beobachtungen mitteilen würden, auch wenn sie keine Belästigungen zum Inhalt hatten. Jede Person, die in der Nähe eines einsam parkenden Paars überhaupt nur gesehen worden ist, sollte gemeldet werden, auch wenn keine oder nur eine ungenaue Personenbeschreibung abgegeben werden kann.«
    Die »Großjagd auf Doppelmörder« war eröffnet. Diese für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Fahndungsmaßnahmen fanden in der Bevölkerung ein ebenso ungewöhnliches Echo. So erinnerte sich der Wirt eines Altstadtlokals: »Bei dem Strohhaufen-Mord muss ich immer an einen Mann denken, der mir vor zwei Jahren in angeheitertem Zustand erklärte, für ihn gäbe es nichts Schöneres, als sich an Wagen mit Liebespärchen heranzuschleichen und sie zu belauschen.« Nur konnte der Hinweisgeber weder den Namen des Mannes nennen noch ihn beschreiben.
    Mehrere Zeugen berichteten unabhängig voneinander, dass sie den Strohschober auch in der Mordnacht gegen 0.40 Uhr hatten brennen sehen. Doch niemand hatte darüber hinaus etwas gesehen oder gehört. Einer der Zeugen, ein 52-jähriger Frührentner, wollte die Belohnung gleich bei der Polizei kassieren. Die Beamten mussten viel Geduld aufbringen, um dem Mann plausibel zu machen, dass die Feststellung der Tatzeit zwar nützlich sei, aber noch längst nicht die Ergreifung des Täters bedeute.
    Im Laufe weniger Tage erreichten die Kripo insgesamt achthundertdrei Hinweise, darunter waren allerdings nur wenige brauchbare. Einige davon führten schließlich zur Ergreifung lang
    gesuchter Verbrecher – aber keiner zum »Liebespaar-Mörder«.
    Dafür wurden das Polizeipräsidium und die Redaktionen der Zeitungen mit Leserbriefen überflutet. Viele Schreiber wiesen erbittert darauf hin, dass für die Aufklärung des Falles Jahn – der ranghohe Beamte des Verfassungsschutzes war in die DDR übergelaufen – eine Belohnung von 500000 Mark ausgelobt und später nie ausgezahlt worden war. Andere Zeitungsleser beschwerten sich über die »lächerliche Summe von 15000 Mark, die in keinem Verhältnis zu dem Wert von vier Menschenleben steht, wenn man bedenkt, daß für den Überläufer Jahn 500000 Mark ausgesetzt waren«. Am häufigsten aber wurde die »sofortige Wiedereinführung« der Todesstrafe gefordert.
    Das »Jahrhundert-Verbrechen« rief naturgemäß auch zahlreiche Alles- und Besserwisser, Schwätzer und Denunzianten auf den Plan. Im Brennpunkt unbegründeter Verdächtigungen und böswilliger Verleumdungen fand sich unverhofft Otto Schuster wieder. Der 56-Jährige war der Wirt des Altstadtlokals »Csikós«. Und dort waren Lieselotte Ingensandt und Wilfried Mehnert letztmals lebend gesehen worden, und gerüchteweise hieß es, auch Helga Kortmann und Peter Seiffert hätten dort verkehrt. Natürlich: Otto Schuster war der Mörder. Oder er deckte ihn. Oder er machte mit ihm gemeinsame Sache.
    Um den Makel des mutmaßlichen Serienkillers loszuwerden und die Rufmörder mundtot zu machen, startete Schuster eine Gegenoffensive. Er veröffentlichte in der Rheinischen Post diese Anzeige:
    »Hohe Belohnung!
    Im Falle des vollen Erfolges verspreche ich 1000.- DM ›Eintausend Mark‹ demjenigen, der mir den oder die Urheber der in Umlauf gesetzten Gerüchte,
    1. Ich sei der gesuchte Doppelmörder,
    2. mein Restaurant ›Csikós‹ sei pol. geschlossen
so namhaft macht, daß ich diese Person gerichtlich belangen kann.
    Zuschriften, auch vertraulichen Inhalts, erbeten an Otto Schuster, ›Csikós-Wirt‹, Düsseldorf, Andreasstraße 9.«
    Der Gescholtene hatte mit seiner Kampagne schließlich doppelten Erfolg: Die Gerüchte verstummten, und er brauchte die Belohnung nicht zu berappen.
    In diesen Tagen erreichte die Kripo auch ein anonymer Brief, eingeworfen in einem Kölner Postamt, in dem behauptet wurde: »Ich kenne die Stelle, an der Peter Seiffert und Helga Kortmann ermordet wurden. Es

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