Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
ich es gewesen bin.«
»Und jetzt mal von vorn.« Köhler wollte Armknecht eine Hilfestellung geben, ihn in die Nähe des ersten Doppelmordes führen. »Wo hast du Lieselotte und Wilfried aufgegabelt?«
Armknecht grübelte, wirkte geistesabwesend. »Dann muss das Blut von mir sein …«
»Ernst, denk doch mal nach: Du hast die Blutgruppe AB, und im Wagen haben wir 0 gefunden. Das kann doch nicht sein.«
»Stimmt. Das kann nicht sein.«
»Alle Indizien sprechen eine deutliche Sprache«, ergänzte Köhler. »Sie weisen alle auf dich. Das kann doch kein Zufall sein. Ernst, lass es jetzt raus, mach dem grausamen Spiel ein Ende!«
»Aber ich kann doch nicht etwas gestehen, was ich nicht gemacht habe.« Armknecht schaute dem Kommissar erstmals wieder in die Augen. »Das kann ich nicht!«
»Dann bekommen Sie jetzt ausreichend Gelegenheit, darüber nachzudenken!« Köhler war bedient – und ließ Armknecht wieder in seine Zelle bringen.
Auch in den nächsten Tagen gelang es der Kripo nicht, Armknecht ein Geständnis zu entlocken. Mittlerweile hatte der »dringend Tatverdächtige« eine »Ausrede« präsentiert: »Das Blut in meinem Wagen kann weder von mir noch von einem anderen Menschen stammen. Ich vermute, es ist Vaginalblut der Dackelhündin meiner Nachbarn.« Auf den Hund wollte er eine Woche lang aufgepasst haben, weil die Familie in Urlaub gewesen war. Schnell stellte sich heraus, dass Armknecht tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte. Und weil er sich von dieser Version partout nicht mehr abbringen lassen wollte, wurden die Ermittler misstrauisch.
So verlockend das Ergebnis der Blutuntersuchung auch war, es musste nochmals überprüft werden. Die Fahnder ließen einer Dackelhündin Blut abnehmen, deklarierten es als das eines Verdächtigen und schickten es zur Blutgruppenbestimmung in die Gerichtsmedizin.
Das Untersuchungsergebnis war überraschend – und alarmierend. »Das Blut muss bei der Entnahme verunreinigt worden sein. Dem Verdächtigen sollte nochmals Blut abgenommen werden«, wurde mitgeteilt. Dass es sich gar nicht um menschliches Blut gehandelt hatte, war von den Experten überhaupt nicht bemerkt worden.
Horst Lemper wandte sich in dieser delikaten Angelegenheit an den Leiter der Kripo. Dr. Bernd Wehner, seit achtzehn Monaten »Leiter K« in Düsseldorf, bat den Chef des Gerichtsmedizinischen Instituts, die Bezüge aus Armknechts Wagen herauszugeben. Sie sollten im Bundeskriminalamt nochmals untersucht werden. Aber Professor Böhmer weigerte sich beharrlich.
Erst als Dr. Wehner mit »staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen« drohte, wurden die Beweismittel »K-1049/56-204-D« doch herausgegeben. Die Abteilung »Kriminaltechnik« des Bundeskriminalamtes stellte bald fest, dass es keineswegs Menschenblut war, das da an den Polstern haftete. Aber weil die Behörde nicht über die erforderlichen »spezifischen Antiseren« verfügte, wurden die besser ausgerüsteten Rechtsmediziner der amerikanischen Militärpolizei in Frankfurt am Main um Amtshilfe ersucht. Das Ergebnis: Hundeblut! Und zwar ausschließlich Hundeblut.
Ernst Armknecht hatte demnach die Wahrheit gesagt, die Gerichtsmediziner bei der Untersuchung »geschlampt«. Als Erklärung für den verhängnisvollen und peinlichen Irrtum gab Professor Böhmer schließlich an, das bei den Untersuchungen verwendete Serum sei vom Hersteller als Anti-Menschenserum deklariert worden, habe allerdings auch auf Hundeblut reagiert. Am 12. März, knapp zwei Wochen nach der Festnahme Ernst Armknechts, wurde die Untersuchungshaft durch das Amtsgericht Düsseldorf aufgehoben. Dass er sich zu den Tatzeiten nicht – wie von ihm behauptet – in seiner Wohnung und in Köln aufgehalten hatte, konnte Armknecht nicht nachgewiesen werden. Und zwei Zeitungsartikel genügten nicht, um den 29-Jährigen weiterhin belangen zu können. Die »Hauptspur 31« war damit »kalt« und wurde als »vorerst erledigt« zu den Akten gelegt. Wieder standen die wackeren Todesermittler mit leeren Händen da.
Bis Ende April waren schließlich 2263 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, 602 Personen hatte die Kripo überprüft, 22 Verdächtige waren festgenommen und später wieder freigelassen worden. Die Fahndung schleppte sich dahin. Es gab wenig Neues zu vermelden, und die Zeitungsberichte wurden allmählich kleiner. Bald las man gar nichts mehr über die »Liebespaar-Morde«, und auch die Bürger Düsseldorfs schienen den Schrecken vergangener Tage und Wochen vergessen zu haben.
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