Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
Motiv war nach Auffassung der Kripo »eindeutig Habgier«. Den Opfern waren insgesamt 80 Mark und eine unbekannte Summe schwedischer Kronen geraubt worden. Ferner fehlten Ausweis und Kraftfahrzeugpapiere Brenneckes.
Spezialisten des Landeskriminalamtes untersuchten den Wagen. Dabei fanden die Beamten zwei Geschosshülsen einer Pistole vom Kaliber 7,65 Millimeter, die zwischen dem Gummifutter und einer Leiste des Trittbretts gesteckt hatten. Zudem wurde ein Teilstückchen eines Geschossmantels entdeckt. »Höchstwahrscheinlich« waren die Opfer »von einer dritten Person« erschossen worden. Überdies ließen feine Blutspuren an den Außenwänden des Autos darauf schließen, dass der Täter die Opfer herausgezerrt hatte.
Das Paar war von einem Bekannten der 19-jährigen Friseurin um 20.15 Uhr in der Opladener Innenstadt letztmals gesehen worden. Bis zur Beobachtung des Verdächtigen gegen 3 Uhr in der folgenden Nacht hatte der Täter demnach genügend Zeit und ausreichend Gelegenheit gehabt, die Leichen zu verstecken. Freunde Brenneckes erzählten der Kripo schließlich, dass er für seine Rendezvous bestimmte Gegenden und Örtlichkeiten bevorzugt hatte. Und genau dort hofften die Ermittler, den Tatort ausfindig machen zu können. Sechshundert Beamte der Bereitschaftspolizeien Wuppertal und Linnich wurden eingesetzt, dazu zehn Hundeführer. Schritt für Schritt wurden bestimmte Gegenden der Region Opladen-Leverkusen abgesucht, jedes Gebüsch, jedes Grasbüschel, jede Erdanhäufung, jeder Wassergraben, jedes Gestrüpp. Die Fahndung konzentrierte sich insbesondere auf den »Bürgerbusch« beiderseits der Autobahn Leverkusen-Wuppertal.
Und tatsächlich machte ein junger Polizeibeamter dort die Entdeckung: In einer Gestrüppgabel hing der fehlende Schuh Ursula Glatzeks, knapp einen Meter davon entfernt war eine größere eingetrocknete Blutlache. Der Tatort lag an der Nordseite der Autobahn, etwa 300 Meter nordöstlich der Überführung Schlebuscher Straße, dicht an einem Feldweg neben einem Schlehengestrüpp. Dieser Verbindungsweg führte zwischen Fixheide und Gut Alkenrath an der Autobahn entlang. Von dort aus waren es nur drei Kilometer Luftlinie bis zum Fundort des Wagens. Bei einer peniblen Absuche des Tatortes fanden Beamte schließlich noch eine Patrone und vier Geschosshülsen, sämtlich Kaliber 7,65 Millimeter, und Glasteilchen einer Securit-Scheibe. Zu dem »objektiven Befund« passte auch die Erkenntnis, dass der Tatort regelmäßig von Liebespärchen mit Autos genutzt wurde.
Uneins und unsicher waren die Ermittler hingegen bei der Bewertung anderer Fundsachen. Etwa 350 Meter nordnordöstlich vom Tatort entfernt lagen ein kleppergrauer Regenmantel und ein dunkelblauer Regenumhang. Gehörten sie den Opfern? Oder hatte der Mörder sie liegen gelassen? Bestand überhaupt ein Zusammenhang zur Tat?
Wieder waren die Fahnder einen kleinen Schritt vorangekommen. Mittlerweile lagen auch die Ergebnisse der Blutspurenuntersuchungen des Landeskriminalamtes vor: Das innerhalb und außerhalb des Wagens gesicherte Blut wies lediglich eine Blutgruppe auf. Aber weil beide Opfer dieselbe Blutgruppe hatten, stammte das Blut nach Auffassung der Gutachter »zweifelsfrei« von Ursula Glatzek und Otto Brennecke. Doch nach wie vor fehlten bedeutsame Ermittlungsansätze – der Leichenablageort blieb ungewiss, ebenso die exakte Tatzeit, zudem fehlte die Mordwaffe. Die Kripo erhoffte sich weitere Hinweise aus der Bevölkerung und wandte sich über die örtlichen Tageszeitungen insbesondere an alle Autofahrer, die zur tatkritischen Zeit – man legte sich auf den Zeitraum von »Sonntag, 9. Februar, 20.20 Uhr, bis Montagmorgen, etwa 2 Uhr« fest – die Autobahn befahren hatten. Die Fragen der Kripo lauteten: »Wer hat auffällige Wahrnehmungen gemacht? Wer hörte Pistolenschüsse? Wer sah abgestellte Personenwagen oder verdächtige Personen?« Zudem wurden alle Landwirte und Förster der Region angesprochen. Ihr Auftrag: »Halten Sie auf Ihren Grundstücken Nachschau, ob Sie dort nicht das Versteck mit den Leichen der vermißten Glatzek und Brennecke entdecken!« Um den Fahndungseifer der Bevölkerung zu animieren, setzte der Regierungspräsident eine Belohnung von 2000 Mark für Hinweise aus, »die zur Ergreifung des Täters führen«, zusätzlich 500 Mark »für Angaben aus der Bevölkerung, die zur Auffindung der vermißten Personen oder ihrer Leichen führen«.
Mehr als 100 Hinweise gingen bei der Kripo ein. Und tatsächlich
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