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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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die Opladener Kripo zu weiteren Sofortmaßnahmen. Unverzüglich wurden auch Beamte des 1. Kriminalkommissariats des Wuppertaler Polizeipräsidiums hinzugezogen.
    Noch am selben Abend veröffentlichte die Kripo den ersten Polizeibericht:
    »Heute wurde in früher Morgenstunde in Bergisch Neukirchen, Ortsteil Biesenbach, der Volkswagen LEV D – 593, Eigentümer technischer Angestellter Otto Brennecke, Monheimer Straße, ohne Insassen aufgefunden. Nach den getroffenen Feststellungen sind der Eigentümer und seine Begleiterin Ursula Glatzek aus Leverkusen zuletzt am gestrigen Tage gegen 20.15 Uhr in Opladen, Düsseldorfer Straße, Ausgang Autobahn, im Wagen gesehen worden. In der Nacht zu heute gegen 3 Uhr wurde beobachtet, wie der Wagen im Ortsteil Biesenbach mit der rechten Wagenseite in einem Graben stand. Eine männliche Person, die nicht näher beschrieben werden kann, hat vergeblich versucht, den Wagen auf die Straße zu bringen.
    Beschreibung des Otto Brennecke: scheinbares Alter etwa 30 Jahre, 171 cm groß, schlank, ovales Gesicht, braune Augen, dunkles Haar mit Geheimratsecken, Narbe über dem linken Auge, etwas Grübchen am Kinn und etwas abstehende Ohren, dunkle Augenbrauen. Bekleidung: dunkelgrauer Anzug, grauer Mantel, schwarze Halbschuhe (Slipper).
    Beschreibung der Ursula Glatzek: Scheinbares Alter 20 Jahre, etwa 168 cm groß (mit Schuhen), vollschlank, gefärbtes blondes Haar, volles Gesicht, volle Lippen, blaue Augen, dunkle Augenbrauen, rotlackierte lange Fingernägel. Bekleidung: Helles, hochgeschlossenes Wollkleid mit keilförmigem Rückenausschnitt, heller Wollmantel mit Pelzbesatz, helle Damenschuhe mit schwarzen Kappen und hohen Absätzen (Bleistiftabsätze).
    Wer kann Angaben über Brennecke und Glatzek machen für die Zeit nach 20.15 Uhr am 9. Februar?
    Wer hat Personen, auf die die obigen Beschreibungen passen, gesehen?
    Wer hat eine männliche Person am 10. Februar vor 3 Uhr nachts im Ortsteil Biesenbach oder in dessen Nähe gesehen?
    Wer hat in Opladen Hilferufe in der Nacht gegen 10 Uhr gehört oder andere verdächtige Wahrnehmungen gemacht?«
    Allerdings waren aus »kriminaltaktischen Gründen« der Öffentlichkeit wesentliche Details zunächst nicht mitgeteilt worden. Im Wagen hatte man einen Teil der Bekleidung der offiziell »Vermißten« gefunden – die komplette Oberbekleidung Brenneckes und seine Schuhe, außerdem einen Schuh, einen Mantel und eine graue Koffertasche, die Ursula Glatzek zugeordnet werden konnten. Und im Wagen hatte man auf den Sitzpolstern und dem Fahrzeugboden ausgedehnte Blutspuren gefunden. Die meisten Stücke der zersplitterten Scheibe waren nach innen gefallen, was auf einen Angriff von außen hindeutete. In einem internen Vermerk hieß es folgerichtig: »Befund läßt auf ein Verbrechen schließen.«
    Dass eine Gewalttat verübt worden war, daran zweifelte niemand in Reihen der eilig aufgestellten Mordkommission. Nur welchen Hintergrund die Tat hatte, war fraglich. Nicht auszuschließen war, dass der 31-jährige Brennecke seine Geliebte ermordet hatte und anschließend geflüchtet war. Favorisiert wurde allerdings die Hypothese, dass beide Opfer in ihrem Wagen getötet worden waren. Und schnell erinnerten die Kriminalisten in Opladen sich an die »Liebespaar-Morde« in Düsseldorf, die erst zwei Jahre zurücklagen. Die Ermittlungen waren am 3. Juni 1957 »erfolgreich« abgeschlossen worden, das Urteil stand aber noch aus. Horst Lemper, der anfangs die Sonderkommission in der Landeshauptstadt angeführt hatte, wurde hinzugezogen. Auf einer Pressekonferenz bestätigte Klaus Helmig, der Chef der Sonderkommission, mögliche Zusammenhänge. »Es ist alles sehr mysteriös«, erklärte er den neugierig gewordenen Journalisten. »Wenn ein Verbrechen verübt wurde, so kommt es in seiner Art den Düsseldorfer Liebespaar-Morden außerordentlich nahe.« Allerdings saß der mutmaßliche Täter noch immer in Untersuchungshaft – Erwin Reichenstein konnte es also nicht gewesen sein. Aber vielleicht sein Komplize? Oder doch nur ein Nachahmungstäter, der seine Häscher auf eine falsche Fährte locken wollte?
    Die Ausgangslage der Kripo war bescheiden. Die Beschreibungen des Verdächtigen, der sich mit dem Wagen Brenneckes im Straßengraben festgefahren hatte, waren unbrauchbar. Nach Angaben eines älteren Ehepaars sollte es »ein Mann mit Mantel« gewesen sein. Zudem fehlten wesentliche Anknüpfungspunkte für erfolgreiche Ermittlungen: Tatopfer, Tatwaffe, Tatort. Nur das

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