Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
fand ein Bauer eine Pistole, etwa 600 Meter vom Tatort entfernt in einem Gebüsch. Es war eine »Mauser HSc«, Kaliber 7,65 Millimeter, mit neu eingesetztem Abzugshahn und Sicherungsflügel. Hatte der Täter diese Waffe benutzt und sie nach der Tat weggeworfen? Die Pistole wurde für Vergleichsuntersuchungen zum Bundeskriminalamt geschickt.
Hellhörig wurden die Ermittler schließlich bei den Angaben des Zeugen Paul Rosenkranz. Der 43-jährige Klempner aus Monheim berichtete über eine »merkwürdige Begegnung«, die sich in der Mordnacht gegen 21.30 Uhr zugetragen hatte, in der Nähe der Autobahnüberführung »Reusrather Heide«, zwischen den Örtchen Trompete und Reusrath. Der Zeuge berichtete: »(…) Da parkte am rechten Straßenrand ein VW mit Standlicht. Ich dachte, der hätte eine Panne und hielt an, um zu helfen. Der Mann sagte mir aber: ›Mir ist das Benzin ausgegangen.‹ Ich habe dann den Reservetank des Wagens mit dem Fuß geöffnet, um mich zu vergewissern, ob der Wagen überhaupt anläuft. Ich bat den Mann deshalb um den Wagenschlüssel. Der sagte aber nur: ›Ich habe keinen Schlüssel.‹ Als ich vor dem Mann stand, fiel mir auf, daß er in der linken Gesichtshälfte frische Kratzspuren hatte. Und auf seinem Hemd und seinem Rockaufschlag war Blut. Sein Binder war auch verschoben. Der Mann wirkte irgendwie nervös. Mir kam das alles ziemlich unheimlich vor. Ich habe nur noch gesagt ›Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen‹ und bin weg. Als ich an seinem Wagen vorbeigegangen bin, habe ich auf dem Rücksitz etwas glitzern sehen. Es könnte der Inhalt einer ausgeleerten Handtasche gewesen sein. In der Dunkelheit konnte ich das aber nicht so genau erkennen. Schließlich bin ich losgefahren.«
Die Ermittler schlussfolgerten, dass der Zeuge dem Mörder von Ursula Glatzek und Otto Brennecke begegnet war. Dessen Beobachtungen passten haargenau zu jener Hypothese, die die Kriminalisten aus dem Tatortbefund abgeleitet hatten: Der Täter konnte Kratzspuren im Gesicht davongetragen und sich mit Blut besudelt haben. Zudem hatte der Verdächtige einen dunklen Volkswagen gefahren, fahrig gewirkt, unplausible Dinge gesagt. Auch die örtlichen und zeitlichen Komponenten erwiesen sich als stimmig – der Begegnungsort lag nur sechseinhalb Kilometer vom Fundort des Wagens in Biesenbach entfernt, und der Verdächtige wurde etwa anderthalb Stunden nach dem letzten Lebenszeichen der Opfer angetroffen. Es konnte nur einen Mann geben, auf den alle diese Indizien zutreffen würden – den Mörder.
Und der Verdächtige Nummer 1 konnte durch den Zeugen genau beschrieben werden: »Zwischen 25 und 30 Jahre alt, etwa 1,65 Meter bis 1,70 Meter groß, dunkelblondes, welliges, nach hinten gekämmtes Haar, volles Gesicht. Der Mann war bekleidet mit einer hellen Sportjacke von billiger Qualität, einer Hose, die nicht dazu paßte, und einem hellen Hemd. Der Mann sprach norddeutsche Mundart.«
Kurze Zeit später tat sich eine neue Spur auf. Die Kripo wandte sich mit ihren Erkenntnissen abermals an die örtliche Presse. Am 19. Februar meldete die Bergische Post: »Hemd und Rockaufschlag blutverschmiert – Wer sah die Träger des grauen Kleppermantels und des blauen Regenumhanges?« Unterhalb der Bilder wurde mitgeteilt: »Das ist die Regenbekleidung, die in der Nähe des Tatortes gefunden wurde. Die Mordkommission sucht nach den Trägern dieser Bekleidung in der Mordnacht. Der Regenmantel ist von grauer Farbe. Er wurde vor etwa drei Wochen mit einem Fahrrad vor einer Gastwirtschaft in Alkenrath von einem Unbekannten gestohlen. Der damalige Besitzer ist inzwischen bekannt. (…) Diese Regenbekleidung wird ab heute, Mittwoch, in dem neuen Geschäft Schneider neben dem Fotohaus Birkel in der Kölner Straße ausgestellt. Die Kriminalpolizei bittet die Bevölkerung, sich diese Bekleidung anzusehen. Wer sah diese Regenbekleidung um die Zeit des Mordes und kann die Person, die sie getragen hat, beschreiben?«
Um die Bevölkerung der Region möglichst flächendeckend erreichen zu können, wurden zusätzlich fünfzehntausend Handzettel an alle Haushalte in Opladen und Leverkusen verteilt. Überdies ließ man in Opladen, Leverkusen, Hilden, Haan und Burscheid viertausend Plakate aushängen: »Mitfahndung in Mordsache!«.
Dichtgedrängt standen viele Opladener Bürger vor dem Schaufenster der Metzgerei Schneider in der Kölner Straße, das Neugierige mit dem weißen Schriftzug anlockte: »Belohnung 2000 DM«. Bestaunt werden konnten die
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