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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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ich fast leidenschaftlich jede nur mögliche seiner Angaben nachgeprüft habe – nicht einer einzigen Unwahrheit überführen können!«
    Schließlich berichtete der Zeuge von verschiedenen Verstecken, in denen Waffen, Werkzeuge und Schmuck sichergestellt worden seien, von Packmaterial und Stoffresten, zu denen man die »Gegenstücke« gefunden habe – in der Wohnung des Angeklagten Reichenstein. Und Eynck erzählte von Einmachringen, die nach kriminaltechnischen Untersuchungen »von derselben Struktur und demselben Material waren« wie die Gummireste, die man am Leichenfundort Kortmann/Seiffert gefunden habe. Zudem sei in dem am Büdericher Friedhof gefundenen Waffenlager – Reichenstein hatte stets beteuert, das Depot »nicht zu kennen« – ein Zeitungsausschnitt mit einem Kreuzworträtsel entdeckt worden, der »nachweislich« von der Schwägerin des Hauptangeklagten ausgefüllt worden sei. Überdies habe der seidene Futterstoff, den Kripobeamte in demselben Versteck gefunden hatten, »genau zum Kinderwagen der Familie des Angeklagten gepaßt«.
    Dem gewieften Todesermittler war es gelungen, ein dichtes Netz von Indizien zu spinnen, und mittendrin hockte Erwin Reichenstein – und lauerte auf Gelegenheiten, sich ein wenig freizustrampeln. Wieder waren die »Liebespaar-Morde« nur indirekt behandelt worden, aber Eynck hatte keinen Zweifel daran gelassen, wen er für den Täter hielt.

30
    10. November 1959, vierter Verhandlungstag.
    Die Sitzung begann mit einem Paukenschlag. Der Vorsitzende teilte mit, dass Erwin Reichenstein »zur Unterstützung seines Anwalts Dr. König« als zusätzlichen Verteidiger den Düsseldorfer Rechtsanwalt Heinz Peters hinzugezogen hatte. Offenbar war Reichenstein mit der Strategie und dem bisherigen Sitzungsverhalten Dr. Königs nicht zufrieden, der wesentlich zurückhaltender agiert hatte als der Verteidiger des Mitangeklagten Büning. Damit hatte Reichenstein, von dem schon während der Untersuchungshaft drei Anwälte verschlissen worden waren, bereits seinen fünften Rechtsbeistand.
    Dann wurde der erste Zeuge aufgerufen. Es war Martin Zenker, ein 31-jähriger Zimmermann aus Düsseldorf, der bereits bei der Kripo zugegeben hatte, mit Reichenstein »das ein oder andere Ding gedreht« zu haben.
    »Sie waren der Erste, der die Polizei darauf hingewiesen hat, dass hinter Reichenstein noch viel mehr stecken könnte«, begann Dr. Näke die Vernehmung. »Von Ihrer Aussage hängt möglicherweise viel ab!«
    Zenker nickte artig.
    Dem Gericht ging es insbesondere um die »Autofallen«, die Reichenstein und Zenker im Juli 1951 auf der Landstraße zwischen Kalkum und Kaiserswerth gestellt haben sollten. Sachlich und leidenschaftslos schilderte der Zeuge, wie die Opfer überfallen und beraubt werden sollten: »Wir legten Bretter mit starken Nägeln auf die Straße, um Autos zum Halten zu bringen. Reichenstein wollte den Fahrer mit der Pistole bedrohen, ich sollte ihn von hinten niederschlagen, dann wollten wir ihm die Brieftasche abnehmen. Reichenstein hatte eine Pistole 08 dabei, ich einen Knüppel.«
    Zenker demonstrierte dem Gericht, wie sie sich aus schwarzen Dreieckstüchern Masken vor das Gesicht gebunden hätten, um nicht erkannt zu werden.
    Der erste Versuch sei jedoch »danebengegangen«, da sich die Nägel lediglich verbogen hätten, ohne Schaden anzurichten. Deshalb habe man am nächsten Abend längere Nägel benutzt – und Erfolg gehabt. Zenker erzählte: »Zwei Wagen fuhren über die Bretter mit den Nägeln, hielten kurz an, fuhren dann aber weiter. Dann erwischte es einen Vespa-Roller, der aus beiden Reifen Luft verlor. Der Mann fuhr aber noch 200 Meter weiter, hielt erst dann an. Auf dem Rücksitz des Rollers saß eine Frau. Der Mann versuchte dann, die Reifen zu reparieren.«
    Reichenstein habe den Zeugen schließlich aufgefordert, »loszuschlagen«. Zenker habe dies aber abgelehnt, »weil es zwei Leute waren«. Während sich beide in ihrem Versteck gestritten hätten, sei plötzlich eine Polizeistreife gekommen.
    »Wir hatten uns im Klee versteckt«, berichtete Zenker weiter. »Als die Schweinwerfer der Polizei über mich hinweggingen, wollte ich vor Angst aufspringen und weglaufen, aber Reichenstein zwang mich zum Liegenbleiben; er hielt mich fest, drückte mir die Pistole in die Rippen und drohte: ›Wenn du Zicken machst, knall ich dich ab!‹ Als die Luft rein war, sind wir mit unseren Fahrrädern nach Hause gefahren.«
    »Herr Zenker, Sie sind wegen der Autofallen noch

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