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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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das vorher nie aufgefallen? Natürlich, sie hätte die Wohnung vollkommen
umdekorieren können, so wie sie sich Georgs Büro vorgenommen hatte. Aber sie wollte mit dem Kapitel Ehe abschließen. Diese Wohnung war nicht mehr ihre Zukunft, sie war Vergangenheit - wie alles mit Georg. Sie mied also das Wohnzimmer, sie mied die Küche, sogar die Terrasse. Toni kam nach Hause und ging ohne größeren Aufenthalt nach hinten in ihr Arbeitszimmer oder später ins Schlafzimmer. Sie wollte nicht nach links, nicht nach rechts schauen. Sie musste durch die nächsten Wochen kommen, nur darum ging es. Was jetzt zählte, war das, was dann kam: ihre eigene Firma. Darin investierte sie ihre Zeit. Und in die Gala für den Hausfrauenbund.
    Es lief alles nach Plan. Toni hatte Margot ihr Konzept vorgestellt, ihren Ablaufplan, Details zur Dekoration. Margot hatte vieles abgenickt, manches verworfen oder ergänzt. Sie waren sich einig, dass die Mädchen der ersten Schule, der Bertolt-Brecht-Schule, die authentischsten waren. Die mussten bei der Gala unbedingt dabei sein, am besten sogar einen Gang übernehmen (vermutlich die Vorspeise), während die Jungs aus der Klasse - inzwischen hatten Toni und Margot auch die kennengelernt - eine Showeinlage brachten. In den nächsten Tagen würden sie sich noch mit Frau Rottenbacher treffen und alles absegnen lassen. Toni wusste schon jetzt, die Gala würde alle Rottenbacherschen Erwartungen übertreffen.
    Sie griff in ihre Tasche und holte Unterlagen heraus. »Hör zu, ich weiß, mein Stil hat sich geändert. Aber glaube mir - genau das ist im Kommen. Die Leute wollen wieder Wärme in ihrem Leben, Verlässlichkeit. Jedes Hostel in Berlin sieht inzwischen durchdesignt aus. Du solltest etwas anderes machen, etwas komplett Neues. Ich habe hier einige Entwürfe.« Toni schob ihr Glas ein wenig zu Seite und öffnete ihre Mappe.
    In der nächsten halben Stunde sprachen sie konzentriert über Berufliches. Matthias Kammroth schien interessiert an den Entwürfen
zu sein, aber noch etwas zurückhaltend, weil es eine ziemliche Kehrtwende im Vergleich zu seinen bisherigen Hotels war.
    »Ich will nicht so etwas wie das ›Regent‹, wo die amerikanischen Stars so gerne absteigen«, sagte er. »The Regent« war ein Hotel am Gendarmenmarkt, eigentlich ein Neubau, doch innen protzte man mit Kronleuchtern und schweren Kandelabern. Es entsprach genau dem Bild von »Old Europe«, das den Amerikanern so gut gefiel. Dabei war nichts daran Old. Es war nur auf Alt gemacht und dazu völlig überladen.
    »Also, hör mal zu. Ich mag meinen Stil geändert haben. Aber meinen guten Geschmack habe ich nicht verloren«, stichelte Toni.
    Matthias Kammroth musste lachen, zum ersten Mal wirkte er wieder wie sonst. Er schaute sich ein zweites Mal die Entwürfe an, die perfekten vierfarbigen Computerausdrucke möglicher Hotelzimmer. Er nahm die Materialproben in die Hand, befühlte das Horn, die schöne Nussbaumoberfläche, das Kupfer. Es schien ihm zu gefallen, wie schwer alles in der Hand lag. »Heute ist alles so leicht«, murmelte er. Dann lehnte er sich zurück.
    »Ich gebe dir einen Raum zur Probe. Eine Hotelsuite - Wohnbereich, Schlafbereich. Wenn du mich überzeugst, kriegst du den Zuschlag. Sandro« - Sandro war Matthias Kammroths Assistent - »wird die Modalitäten mit dir besprechen: den Etat, dein Honorar, den Zeitplan. Du hast eine echte Chance, Toni, was du mir da vorgelegt hast, interessiert mich. Aber ich muss es reell vor mir sehen, um zu wissen, ob es im Hotel funktioniert. In Ordnung?«
    Toni wusste, besser hätte es kaum laufen können. Matthias Kammroth machte nichts aus reiner Gefälligkeit, nicht wenn es um Geschäfte ging. Er sah wirklich etwas in ihren Entwürfen.
Sie würde ihm mit der Probesuite beweisen, welcher Kosmos sich mit ihrem neuen Design auftat. Er würde eine völlig neue Hotelklientel heranziehen. Eine mit Geschmack. Und mit Geld.
    »Wollen wir noch etwas essen?«, fragte Matthias Kammroth.
    »Danke. Ich gehe noch zur Pokerrunde, da gibt es sicher Kleinigkeiten. Ich pokere immer mittwochs mit Freundinnen.«
    »Jeden Mittwoch?«, hakte Matthias Kammroth nach.
    »Genau. Jeden Mittwoch.«
    Jetzt schaute er schon wieder so sonderbar betreten. So hatte sie ihn noch nie erlebt - so ernst, so unruhig. Geschäftlich war doch alles klar zwischen ihnen. Es musste etwas anderes sein. Vielleicht hatte er doch mal privaten Stress, womöglich war eine der scharfen Schauspielerinnen schwanger, unter Umständen

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