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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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Raumes schloss sich eine weitläufige Terrasse an. Betrat man die, blickte man hinunter auf den Innenhof des Sony-Centers, während dicht über einem das berühmte Zeltdach hing, das so sehr zum Wahrzeichen des Potsdamer Platzes geworden war. Stand man ganz unten, war das weiße Zeltdach aus teflonbeschichteten Zeltbahnen und den Glaseinfassungen zwar imposant, aber noch nicht gewaltig. Hier oben, wenn man so nah darunterstand, sah es aus wie ein riesiges Sonnensegel im Weltall. Die ganze Location bekam dadurch etwas Futuristisches. Genau das hatte sie gewollt.
    »Frau Rottenbacher, wir beamen Ihren Haushaltsführerschein
ins 21. Jahrhundert. So eine Übeschallgeschwindigkeit hat der Deutsche Hausfrauenbund noch nie erlebt. Schluss mit der Betulichkeit, Schluss mit den geblümten Kochschürzen. Wir servieren die Zukunft. Das Menü schmeiße ich auch gleich um. Wir servieren an dem Abend …«, Toni machte eine Kunstpause, um die Spannung zu steigern. Beate von Randow war allerdings zu ungeduldig für Kunstpausen. Erst wurde der Ort kurzfristig geändert, jetzt auch noch der Speiseplan.
    »… Molekularküche?«, fragte sie irritiert.
    »Nein, viel zu kompliziert. Wir wollen doch Berliner Schüler für den Haushaltsführerschein begeistern. Die haben von Kochen alle keine Ahnung. Ein Nitro-Kiwisorbet halten die für eine Sprengstoffart«, antwortete Toni.
    »Wir tischen Rezepte aus dem Futuristischen Küchenmanifest auf?«, erkundigte sich Margot hoffnungsvoll. Die Schrift aus dem Jahre 1930 war ihr Lieblingskochbuch.
    »Alaska-Lachs in Sonnenstrahlen mit Mars-Sauce?« Toni lächelte ihre Freundin an.
    »Nicht zu vergessen mein Lieblingsgericht: Äquator und Nordpol«, ergänzte Margot.
    »Das kannst du für deine Künstlerfreunde und Galeristen kochen, aber nicht für den Deutschen Hausfrauenbund. Der tritt an, Fast Food, Konservenkost und Tiefkühlgerichten den Garaus zu machen. Das Menü muss für Schnelligkeit stehen. Für Praktikabilität. So wie die Astronautenkost.«
    Ramona Rottenbacher, die Landesvorsitzende, wurde blass. »Toni, Sie wollen doch nicht etwa unseren Gästen das Essen in Tüten und Tuben servieren?«
    »Geile Idee«, kommentierte Margot. »Als Vorspeise eine grüne Tube, als Hauptgang rot und orange und zum Nachtisch pink.«
    »Gerade hat der Sternekoch Harald Wohlfahrt für die europäischen
Astronauten ein Menü zusammengestellt und gekocht. Ist mein Ernst. Das Zeug wurde tatsächlich ins All geschossen«, erzählte Toni.
    »Und was isst man so zwischen Erde und Mond?«, fragte Beate von Randow interessiert, die natürlich schon mehrmals im Restaurant von Herrn Wohlfahrt zu Abend gegessen hatte.
    »Als Vorspeise: Kartoffelsuppe mit Blutwurst. Verpackt in einer Konserve.« Toni musste lachen, weil Ramona Rottenbacher noch blasser wurde.
    »Die essen oben im All Blutwurst?«, fragte sie stotternd. »Aber wir können doch keine Blutwurst auf einer Gala für den Haushaltsführerschein servieren. Und Herr Wohlfahrt, der ist doch total ausgebucht. Den kriegen wir so kurzfristig nie.«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie Toni, »wir servieren keine Astronautenkost und auch kein Hühnchen in Mars-Sauce. Unser Motto für den Abend lautet: QFDHFC.«
    »Wie bitte?« Beate von Randow wirkte jetzt wirklich leicht desorientiert.
    »QFDHFC«, wiederholte Toni.
    »Quallig frittierter Dorsch …, nein, Quark für Damen und Herren feiner …, nein, klappt auch nicht … Quantensprung für den Haushaltsführerschein …«
    Ramona Rottenbacher unterbrach Margots lautes Gemurmel. »Ich denke, sie wird uns gleich verraten, was QDFHCF ist«, sagte sie spitz.
    »QFDHFC«, verbesserte sie Margot.
    »Quick-Fine-Dining-Healthy-Food-Concepts. Schnelle, leckere und gesunde Küche für den modernen gestressten Großstadtmenschen. Das Einzige, was diese Kids heutzutage davon abhalten kann, die Fertigpackung aufzureißen. Und nicht nur die - es geht ja jedem Großstädter so. Niemand hat mehr viel Zeit zum Kochen, aber zum Glück steigt gleichzeitig die Unlust
auf Fertigprodukte. Analog-Käse, Klonfleisch und gentechnisch modifiziertes Sojamehl, der ganze Mist. Die jungen Leute von heute können mit dem Haushaltsführerschein lernen, ohne viel Aufwand gesund zu kochen. Genau das werden wir mit dem Gala-Menü zeigen.«
    Ramona Rottenbacher hatte Stift und Notizblock herausgeholt. »Das schreibe ich mir auf, das klingt gut. So muss sich der Haushaltsführerschein verkaufen. Ich rufe gleich heute Abend unsere Vorsitzende an. QFD

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