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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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Pokerrunde.«
    »Was ist denn los?«, fragte nun Alice verwundert, die merkte, dass hier irgendetwas im Gange war.
    »Ich will nur pokern, mehr nicht«, beharrte Toni.
    »Sie sollte mit uns reden«, sagte Margot.
    »Sie muss mit uns reden!«, sagte Shirin.
    »Worüber?«, fragten Ellen und Alice im Chor.
    Endlich ließ Toni ihre Karten sinken. Es hatte sowieso keinen Sinn, sich gegen ihre Freundinnen zu sperren. Sie würden nicht nachgeben, bis sie die Wahrheit kannten. Und Toni wusste, sie brauchte alle vier. Diese vier Freundinnen waren ihr Halt, der einzige im Moment. Mann weg. Job weg. Die Pokerrunde war noch da. Die vier würden immer in ihrem Leben bleiben - ohne Eheversprechen, ohne Ehering. Ihre Freundinnen und ihre Arbeit waren jetzt ihr Leben. Manchmal machte es ihr Angst, dass
diese Pokerrunde eines Tages ihre private Zukunft sein könnte. Nichts weiter, nur die Freundinnen.
    »Ach, Hortense. Mich friert, wenn ich an die Zeit denke, da wir uns einbildeten, frei und glücklich zu sein, erhaben über alles Mögliche, und ich so recht im innersten Herzen krankte.«
    Der Satz aus einem »Gartenlaube«-Roman spukte ihr durch den Kopf. Die Geschichte eines Freundinnenpaares wurde da erzählt, zwei unverheiratete junge Frauen, die durch Europa reisten, um sich zu amüsieren, und doch immer einsamer wurden. Sie hatten alles, Geld, Ablenkung, Erholung, und wurden doch nicht glücklich. Toni stöhnte auf. Wenn sie diesen Gedanken ihren Freundinnen anvertrauen würde, würden sie ihr die Antworten nur so um die Ohren hauen. Was spricht denn bitte dagegen, sein Leben alleine zu leben, vollkommen selbstbestimmt? Mit den Freundinnen in den Urlaub zu fahren, zu arbeiten, selbstbewusst und frei? Ab und zu einen Partner, aber nichts auf Dauer. Kinderlos, na und? Mich friert. Was war bloß in sie gefahren? Sie war doch dieselbe Toni wie sonst. Sie trug das geliebte schwarze Hemdkleid mit einer groben Wickelstrickjacke darüber, dazu schwere Stiefel und sehr gerade Haare. Aber innerlich war sie nach drei Tagen romantischer Dauerlektüre nicht mehr dieselbe.
    »Georg betrügt mich. Für ihn ist unsere Ehe mehr oder weniger beendet. Aber ich kann und will ihn nicht gehen lassen«, sagte Toni.
    »Du kannst ihn nicht gehen lassen?«, echote Ellen ungläubig.
    »Was heißt das genau?«, fragte Alice.
    »Ich werde um Georg kämpfen. Deshalb habe ich am Montag meinen Job gekündigt. Nein, um ganz ehrlich zu sein, habe ich eine Junior-Partnerschaft bei Anselm ausgeschlagen.«
    Betretenes Schweigen, verblüffte Gesichter. Keine in der Runde sagte etwas. Das war einfach zu absurd. Unfassbar. Toni,
ausgerechnet Toni, die ihren Beruf so sehr liebte, wahrscheinlich mehr als jede andere am Tisch. Jetzt verzichtete sie auf die berufliche Krone, und für was? Um eine Ehe zu retten, die offensichtlich am Ende war. Das war schräg. Das war, dachte die eine oder andere sogar, krank.
    Shirin sagte nach einer Weile in die Stille hinein: »Ich glaube, ich schenke uns erst mal einen Schnaps ein.« Die anderen ließen sich dankbar bedienen. Wortlos wurden fünf Schnäpse gekippt. Dann begann Toni zu erzählen.
    Von Georgs Affäre und wie sie davon erfahren hatte. Von der Stillschweigevereinbarung. Vom grauenhaften Zusammentreffen mit Karoline auf dem Polofeld und dem Gefühl der Leblosigkeit danach. Vom Bild der Haubenfrau und ihrem untreuen Ehemann, von dem grandiosen Abendessen in Birkenlauben und der Art, wie sie Georg gezwungen hatte, sich vor aller Augen zu ihr zu bekennen. Von dem Triumphgefühl, das immer noch anhielt und ihr die Kraft und Konsequenz gab, bei Anselm zu kündigen. Von den letzten drei Tagen, in denen sie nichts anderes getan hatte, als zu lesen. »Ich habe mich so taub gefühlt. Jetzt spüre ich wieder etwas. Georg und ich, wir sind eine große Liebe. Er hat das im Moment vergessen, ich weiß. Aber ich werde ihn daran erinnern. Deshalb kann ich nicht auf Monate nach Bad Salzuflen arbeiten gehen, während in Berlin meine Ehe vor die Hunde geht. Ich muss ihm auf den letzten Metern klarmachen, was er mit mir verliert.« Danach schwieg Toni.
    Als Erste fand Margot die Sprache wieder. »Ich habe ja nie verstanden, warum ihr geheiratet habt. Warum heute noch heiraten? Du warst ja nicht mal schwanger.«
    »Du verstehst ja noch nicht mal, warum ein Mann zum Frühstück bleiben sollte«, grinste Alice sie an.
    »Gerade weil es keinen vernünftigen Grund dafür gab, wollte
ich Georg heiraten. Es fühlte sich richtig an.« Toni drehte

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