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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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die Karten auf dem Tisch, Frau Schurz wusste längst Bescheid, sollte sie deshalb noch wütend werden? Toni brauchte Frau Schurz in der nächsten Zeit. Sekretärinnen konnten so gefährlich werden wie Geliebte. Es galt also, jetzt Frau Schurzens Gesicht zu wahren.
    »Wie alle Ehen hat auch unsere Höhen und Tiefen«, begann Toni diplomatisch, »aber das sollte man nicht überbewerten. Haben Sie schon gesehen, was mir mein Mann zum vierten Hochzeitstag geschenkt hat?« Stolz schob Toni ihr rötliches Haar zurück und zeigte die Perlenohrringe mit Diamanten. Ja, davon hatte Frau Schurz gehört, und das Geschenk hatte sie, gelinde gesagt, irritiert. Besonders, weil der Kauf auf der Kreditkartenabrechnung aufgetaucht war, von der Frau Schurz genau wusste, dass eigentlich alles, was darüber lief, nicht für Tonis Augen bestimmt war. Frau Schurz blieb misstrauisch, ihre Hand hatte sie von Tonis Arm weggezogen. Toni lächelte sie zuckersüß an.
    »Ich will das Büro meines Mannes nicht ausräumen, sondern einräumen. Ich werde sein Büro umdekorieren, Sie wissen ja, das ist mein Job. Und es ist auch meine Art, mich bei ihm für die schönen Ohrringe zu bedanken. Der Stil seines Büros ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, er ist zu kühl, zu reduziert. Wir im Innendesign sind inzwischen weiter. Wirklich zeitgemäß
ist heute der Berlin Style - und sollte man den nicht als zukünftiger Konzernchef, der auch noch in Berlin sitzt, mit seinem Büro repräsentieren? Es wird einen halben Tag dauern, länger nicht, das verspreche ich Ihnen. Und er wird sich bestimmt waaaahnsinnnig« - Toni zog das Wort unangenehm lang - »freuen über diese Überraschung.«
    Frau Schurz schaute jetzt nicht mehr misstrauisch, sondern irritiert. Eine betrogene Ehefrau, die ein Büro einräumen statt ausräumen wollte, das war ihr noch nicht untergekommen. Ihr Gießkännchen, das sie eben noch so kampfbereit vor sich gehalten hatte, hing wie ein Fragezeichen am Finger. Sollte sie die Aktion verhindern? Oder Georg Jungbluth in Asien anrufen? Oder wirklich an die freudige Überraschung glauben?
    Ein Geschenk half ihr bei der Entscheidungsfindung. Toni griff in ihre große Miu-Miu-Handtasche und zog ein orangefarbenes Päckchen heraus - die Farbe war unverkennbar.
    Frau Schurzes Augen weiteten sich, als Toni ihr die Hermès-Verpackung hinhielt. »Ist das für mich?«, fragte sie, ehrlich fassungslos. Nie hatte ihr jemand ein so schönes, teures Geschenk gemacht, nie in den gesamten dreiundzwanzig Jahren. Die meisten Chefs und auch ihre Ehefrauen hatten überhaupt nicht bemerkt, dass Frau Schurz fast täglich eines der teuren Tücher trug. Es war ihre einzige wirkliche Leidenschaft - wenn man vom Balkon und dem Sohn absah. Frau Schurz wusste, sie wurde in diesem Moment gekauft, sie wusste, dies war eine Art Korruption, aber es war eine so wunderschöne und gleichzeitig präzise auf sie zugeschnittene Korruption, dass sie nicht ablehnen konnte. Sie öffnete das Seidenpapier und sah das orangeweiß-braune Muster. »Die indische Serie«, seufzte sie. Ein Tuch daraus hatte ihr noch gefehlt. Fast, aber nur fast, hätte Frau Schurz Toni umarmt. Aber so weit ließ sie sich nicht gehen.
    Sie sagte nur einen Satz. »Er wird sich bestimmt über ein
neu dekoriertes Büro freuen.« Dann öffnete sie die Bürotür zu Georgs Zimmer. Toni rief die Handwerker - die Frau Schurz fälschlicherweise für Möbelpacker gehalten hatte - zu sich.
     
    Georgs Büro erinnerte sehr an seine private Wohnung. Ästhetisch, kalt, unpersönlich. Jedes Möbelstück war von Toni ausgesucht worden, auch der taubengraue Teppich und die taubengraue Akzentwand - so nannte man eine einzelne, in einer Farbe angestrichene Wand, die die Klarheit noch unterstrich, denn der Rest des Raumes war weiß. Die Sitzmöbel waren mit schwarzem Leder bezogen und von Chromgestellen umgeben, alles Klassiker, seit vielen Jahrzehnten auf dem Markt. Sie waren bewusst nicht zu gemütlich, niemand sollte in ihnen versinken, sie waren hart gepolstert und für Gesprächspartner, die unsicher eintraten, alles andere als einladend. Georgs Schreibtisch war groß und eckig, schwarz und fast leer, außer dem Flachbildmonitor darauf und einem sehr teuren Schreibtischutensilienset.
    Georg war es immer wichtig gewesen, einen leeren Schreibtisch zu haben, er hatte in einem Buch gelesen, ein leerer Schreibtisch drücke Souveränität aus. Alle Lampen im Raum waren Stehlampen, alle aus Chrom, mit einer eher gebogenen, nicht

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